Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz
einem Hotel in der Altstadt hinter der Synagoge und dem Obst- und Klamottenmarkt einquartiert.
Heute war der Tag, an dem das Dreimannteam unter meinem Befehl den Krieg in die Reihen von al-Qaida tragen würde.
Die Trommel meiner Waschmaschine drehte sich wie verrückt, und drüben in der Brasserie herrschte ein ständiges Kommen und Gehen von Leuten, die ihre Zigaretten und ihre Zeitung kauften, während der Verkehr in beiden Richtungen über den Boulevard brauste.
Das Geld, das wir den Hawalladas abnehmen sollten, war hier in Europa verdient worden. Al-Qaida und die Taliban kontrollierten gemeinsam fast siebzig Prozent des weltweiten Heroinhandels. Das Hawalla -System war sehr erfolgreich für den Transfer von Geldmitteln zur Finanzierung von Al-Qaida-Zellen in den USA eingesetzt worden.
Die alte Frau stemmte ihren müden Körper wieder hoch und murmelte etwas vor sich hin, während ich vorgab, mich für einen Mopedfahrer zu interessieren, der sich mit nur einer Hand an der Lenkstange durch den Verkehr schlängelte. In der anderen Hand hielt er einen Plastikbecher mit Kaffee. Seine Helmriemen flatterten auf beiden Seiten nach hinten, als er einen Schluck zu nehmen versuchte, während er gleichzeitig einen Citroën
schnitt.
Dies war ein guter Ort, um den Treff zu beobachten, bevor ich mich dort zeigte, und er verbarg mich vor der draußen auf einem hohen Stahlmast montierten Überwachungskamera. Sie schien den Verkehr auf dem viel befahrenen vierspurigen Boulevard zu überwachen, der die Autoroute mit dem Strand verband, aber ich musste davon ausgehen, dass solche Kameras sich schwenken ließen. In dieser Beziehung durfte ich nichts riskieren. Sorgen machten mir nicht nur al-Qaida und die Hawalladas , sondern auch die französische Polizei und der Inlandsgeheimdienst.
Da unsere Auftraggeber dieses Unternehmen strikt geleugnet hätten, mussten alle Vorkehrungen getroffen werden, um die Sicherheit meines Teams zu gewährleisten. Die Franzosen hatten große Erfahrung im Kampf gegen islamische Fundamentalisten. Sie verfügten über exzellente nordafrikanische Quellen und konnten jeden Augenblick entdecken, dass wir an der Riviera operierten. Wie und warum ihnen das möglicherweise gelang, spielte keine Rolle; unter Umständen hatten sie die Al-Qaida-Geldströme überwacht, und wir gerieten ins Kreuzfeuer. Dann hätten wir echt in der Scheiße gesessen, weil niemand uns zu Hilfe gekommen wäre. Um zu beweisen, dass er nichts mit dieser Sache zu tun hatte, hätte George vermutlich den Franzosen geholfen, uns als Terroristen vor Gericht zu stellen und zu verurteilen. Ich fragte mich noch heute spät nachts, weshalb zum Teufel ich diese Aufträge annahm. Weshalb nahm ich sie nicht nur an, sondern ließ mich auch noch von den Leuten, denen ich am ehesten hätte vertrauen sollen, aufs Kreuz legen? Die Bezahlung war gut ... zumindest jetzt, seit ich für George arbeitete. Aber ich fand noch immer keine brauchbare Antwort, deshalb hatte ich meine Überlegungen letzte Nacht mit dem Mantra abgebrochen, das ich immer murmelte, wenn ich verhindern wollte, dass ich zu intensiv über etwas nachgrübelte: »Scheiß drauf.«
Dieser Treff mit der Quelle war die erste von vielen hoch riskanten Aktivitäten, die mein Team in den kommenden Tagen würde unternehmen müssen. Ich hatte keine Ahnung, wer die Quelle war; ich musste annehmen, die Franzosen oder sogar al-Qaida selbst seien ihr bereits auf der Spur, was bedeutet hätte, dass ich gleich am ersten Tag richtig in die Scheiße geraten würde.
Das Café hatte große Schaufensterscheiben aus ungetöntem Glas, die weder durch Poster noch Jalousien beeinträchtigt wurden - auch das gefiel mir nicht. Sie waren zu durchsichtig für andere Leute, vor allem für Leute mit Teleobjektiven. Eine Markise aus rotem Segeltuch beschattete einige der auf dem Gehsteig stehenden Tische für Gäste, die nicht in der Sonne sitzen wollten. An zwei Tischen unter der Markise lasen ältere Herren ihre Zeitung; an einem anderen saßen mehrere ältere Damen, die ein angeregtes Gespräch über die Frisuren ihrer affig aufgeputzten Pudel zu führen schienen. Auf den ersten Blick ein stinknormaler Spätherbstmorgen an der Riviera.
Einige der vorbeikommenden Frauen schienen Italienerinnen zu sein. Sie gingen eigentlich gar nicht, sondern schienen in ihren Nerzen dahinzugleiten, aber in Wirklichkeit wichen sie nur Pudelscheiße aus. In Cannes schien jedermann einen dieser teuer frisierten kleinen Scheißer
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