Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz
diesem Internetcafé gewesen, um online zu gehen; normalerweise fuhr ich zum Cap 3000 hinaus, einem gigantischen Centre commercial am Stadtrand von Nizza. Die Fahrt dorthin dauerte bei Einhaltung aller Geschwindigkeitsbeschränkungen, die ich strikt beachtete, nur etwa eine Dreiviertelstunde, und das Einkaufszentrum war immer überlaufen. Diesmal musste ich George jedoch sofort mitteilen, was ich erfahren hatte. Da ich Cannes jetzt ohnehin verlassen würde, brauchte ich nicht mehr hierher zurückzukommen.
Im Café Mondego herrschte ziemlicher Betrieb, was mir nur recht war. Coole Mittzwanziger mit DesignerLederjacken und Rayban-Sonnenbrillen posierten in der Nähe ihrer Motorräder und Motorroller oder saßen auf glänzenden Aluminiumstühlen und tranken kleine Biere. Die meisten hatten eine Packung Marlboro oder Winston mit einem Wegwerffeuerzeug darauf vor sich liegen - neben ihrem Handy, das alle paar Sekunden zur Hand genommen wurde, damit sein Besitzer ja keine SMS verpasste.
Ich schlängelte mich durch diesen Tempel der Coolness, an dessen Wänden langweilige graue PCs standen, und erreichte die schwarze Theke mit Marmorplatte, auf der unter Neonreklamen für alle möglichen Getränke eine große dampfende Kaffeemaschine stand.
Ich deutete auf den nächsten PC und versuchte, die wummernde Musik zu übertönen. »Ich möchte online gehen ... äh ... parlez-vous anglais ?«
Der Kerl hinter der Theke sah nicht mal von der Geschirr-Spülmaschine auf, die er ausräumte. »Klar, logg dich ein, zahlen kannst du später. Was zu trinken?« Er trug Schwarz und sprach mit skandinavischem Akzent.
»Café crème.«
»Kommt sofort. Setz dich schon mal.«
Ich ging zu einer freien PC-Station, setzte mich auf den sehr hohen Hocker und meldete mich an. Die Bildschirminformationen waren alle auf Französisch, aber ich kannte mich inzwischen damit aus und wechselte sofort zu Hotmail über. George hatte mir einen in Polen registrierten Account einrichten lassen. Mein Benutzername lautete BB8642; George war BB97531 - eine Zahlenfolge, die sogar ich mir merken konnte. Er war so paranoid wie ich und hatte sich größte Mühe gegeben, um sicherzustellen, dass niemand unsere Korrespondenz zurückverfolgen konnte. Ich wäre nicht überrascht gewesen, wenn er veranlasst hätte, dass Bill Gates persönlich unsere Nachrichten löschte, sobald sie
gelesen waren.
Nachdem ich mich angemeldet hatte, verkleinerte ich den Schriftgrad auf acht Punkte, damit niemand über meine Schulter hinweg mitlesen konnte, und öffnete meine Mailbox. George bekam alle Informationen über diesen Job ausschließlich von mir. Ich war sein einziger Informant; alles andere wäre zu gefährlich gewesen. Dies war die einzige Möglichkeit, mit ihm Verbindung aufzunehmen: Auch in meiner Zeit bei Carrie hatte ich nie eine Telefonnummer gehabt, unter der er zu erreichen war, und nie gewusst, wo er lebte. Ich bezweifelte sogar, dass Carrie das heutzutage wusste.
Georges E-Mail fragte mich, ob sein Geschenk angekommen sei, und ermahnte mich, es erst zu Weihnachten auszupacken. Damit meinte er die Ausrüstung, die er für mich am Übergabepunkt hatte deponieren lassen, und die Drogen, die wir brauchen würden, um die Hawalladas auf ihrem Weg zu dem amerikanischen Kriegsschiff ruhig zu stellen.
Ich begann mit zwei Zeigefingern zu tippen.
Hallo, danke für das Geschenk, aber ich weiß nicht, ob ich bis Weihnachten warten kann. Rate mal, was ich erfahren habe! Ich habe gerade mit Jenny gesprochen, und sie sagt, dass Susanna morgen Abend geschäftlich herkommt. Sie bleibt bis Sonntag und hat ab Freitag drei Besprechungen, jeden Tag eine. Jenny bringt die näheren Einzelheiten in Erfahrung, damit sie ein Treffen arrangieren kann, bei dem wir das Lokal besuchen wollen, von dem du immer schwärmst, weil
es dort großartige White Russians gibt. Ich habe dir viel zu erzählen. Du hattest Recht, Susannas Geschäft ist zwischen 2,5 und 3 Millionen wert. Nicht schlecht! An deiner Stelle würde ich mich ranhalten, bevor irgendein Kerl sie dir wegschnappt! Ich weiß, dass sie dich mag! Ich bin morgen da, wollen wir uns nicht auf einen Drink treffen, wie wär’s mit 13 Uhr?
Mein Kaffee kam, und ich schlürfte etwas von dem Schaum, ohne die Tasse anzufassen. Seit meiner Ankunft in Südfrankreich war dies meine zweite E-Mail an George. Bei jeder Kontaktaufnahme diente eine Farbe als Erkennungszeichen. Die erste war Rot, die heutige war Weiß, und bei unserem flüchtigen
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