Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz
sich hatte. Die Gäste erhielten vielleicht gerade jetzt einen Lagebericht von George, der meine neuesten Informationen weitergab. Anschließend würden sie sich eifrig daran machen, in einer abgelegenen
Schiffskammer, die keine Schreie nach außen dringen ließ, ihre letzten Vorbereitungen zu treffen. Ich konnte wirklich nur hoffen, dass wir sie nicht enttäuschen würden.
Jenseits des Kriegsschiffs lag Cap Ferrat. Es wirkte sehr grün, sehr opulent, mit Landsitzen in von hohen Zäunen umgebenen Parks. Ich fuhr der Bucht folgend weiter - durch Villefranche und an einer links abzweigenden Nebenstraße vorbei, die in Serpentinen in die Berge hinaufführte. An dieser Straße und nur sechzehn Kilometer jenseits einiger Bergdörfer und einzelner Häuser lag der Übergabepunkt: eine illegale Müllkippe voller Hausmüll und verrosteter Kühlschränke. Sie sah aus, als könnte man dort den größten Trödelmarkt der Welt abhalten, und war genau der Ort, den ich für dieses Unternehmen brauchte.
Wenige Minuten später war ich in Beaulieu-sur-Mer. Da der Hafen auf der Seite der Stadt lag, folgte ich den Hinweisschildern zum Gare. Der Bahnhof war ein kleines cremeweißes Gebäude mit Taxistand und Blumenbeeten, die so gepflegt aussahen, als hätten sie einen persönlichen Stylisten. Nachdem ich ein paar Mal im Kreis herumgefahren war, fand ich eine Parklücke und stellte den Renault ab. Ich stieg aus und nahm meine Digitalkamera aus der Reisetasche mit.
Der Megane war das ideale Fahrzeug für diese Art Auftrag: dunkel lackiert, ein weit verbreitetes Modell und in jeder Beziehung unauffällig, sobald ich den Aufkleber des Händlers, bei dem die Autovermietung den Wagen gekauft hatte, von der Heckscheibe abgezogen hatte. Außerdem war er klein genug, um sich rasch parken zu lassen, aber doch so groß, dass man in seinem Kofferraum einen Menschen transportieren konnte. Deshalb hatte ich als persönliche Ausrüstung zwei Rollen reißfestes silbernes Klebeband im Kofferraum liegen. Auch Lofti und Hubba-Hubba hatten welches; wir mussten sicherstellen, dass jemand, den wir in den Kofferraum luden, sich nicht selbst befreien konnte.
Alle drei Fahrzeuge waren so manipuliert worden, dass ihre Rückfahrscheinwerfer und Bremslichter sich ausschalten ließen. Technisch war das sehr einfach: Wir hatten die Kabel durchtrennt und einen Ein/Aus-Schalter eingefügt. Transportierten wir die Hawalladas ohne Licht zum Übergabepunkt, wollten wir auf keinen Fall, dass Rückfahrscheinwerfer oder Bremslichter aufleuchteten und vielleicht jemanden auf uns aufmerksam machten. Aus demselben Grund hatten wir die gesamte Innenbeleuchtung stillgelegt. Natürlich mussten wir die Leihwagen im Originalzustand zurückgeben, aber es würde nicht länger als eine Stunde dauern, alle Änderungen wieder spurlos zu beseitigen.
Ich schlenderte über den Platz zwischen Postamt und Bahnhof, spielte den Touristen und knipste ab und zu ein Erinnerungsfoto, während die Taxifahrer um ihre Mercedes herumstanden und lieber rauchten und miteinander schwatzten, als eine Fuhre anzunehmen.
Der Bahnhof war tadellos sauber, wie es französische Gares immer sind. Ich warf einen Blick auf die Fahrpläne mit regelmäßigen Verbindungen entlang der Küste - entweder zurück nach Nizza, Cannes und Marseille oder weiter nach Monaco und Italien.
Ich warf neun Francs in einen Automaten, bekam dafür einen Pappbecher frisch aufgebrühten Kaffee und bemühte mich, die drei kleinen weißen, wuscheligen
Hunde, die links neben dem Zeitungsstand an ihren Leinen zerrten, nicht unnötig gegen mich aufzubringen. Sie geiferten mich an, als hätten sie noch kein Mittagessen bekommen. Ich ging um sie herum und sah mir den Drehständer mit Ansichtskarten an. Für Leute wie mich sind solche Postkarten eine wertvolle Informationsquelle. Die meisten Geheimdienstagenten sammeln auf Weltreisen routinemäßig Ansichtskarten, weil ihre Dienststellen sie im Archiv haben wollen. Ereignet sich dann beispielsweise ein Zwischenfall auf einem eher unbekannten Flughafen, brauchen sie nur ins Archiv zu gehen und sich die Bilder zu holen, die gute Dienste leisten, bis genaue Informationen verfügbar sind.
Ich wählte mehrere Ansichten von Beaulieu-sur-Mer aus, die den Hafen aus verschiedenen Blickwinkeln zeigten - alle bei fantastischem Sonnenschein aufgenommen und von schönen Frauen und muskulösen Männern auf den Boots-Stegen zwischen den Jachten bevölkert. Neben dem Kartenständer waren Stadtpläne
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