Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz
Show. Ich fand, dass er allmählich zu selbstbewusst wirkte. »Und wo wollen sie das Geld in Empfang nehmen, Fettkloß?«
Er verschluckte sich an seiner Zigarette, prustete unkontrolliert Rauch aus Mund und Nase. »Fettkloß?« Dann fing er sich wieder, nahm einen weiteren Zug, stieß den Rauch diesmal langsam aus und lächelte über seinen neuen Spitznamen. »Wo? Das weiß ich nicht und werde es vielleicht erst morgen Abend erfahren. Was ich weiß, ist, dass sie nur öffentliche Verkehrsmittel wie Busse benutzen wollen. Die sind sicherer als ein Mietwagen. Busfahrer führen keine Aufzeichnungen.«
Das klang vernünftig, fand ich. »Wie viel wollen sie kassieren?«
»Irgendeinen Betrag zwischen zweieinhalb und drei Millionen US-Dollar.«
Er zog nochmals an seiner Zigarette, und ich beobachtete wieder den alten Kerl, der sein Gemüsebeet umgrub, und dachte daran, wie viele Landcruiser mit allem Zubehör man mit solchen Beträgen für die Angehörigen von Selbstmordattentätern kaufen konnte.
»Bekommen sie das Geld direkt von den Hawalladas?«
»Ja, natürlich. Diese Leute an der Küste, die ihnen das Geld übergeben, die sind Hawalladas.«
Ich zog einen der Netzvorhänge einen Spaltbreit auf, um besser sehen zu können.
»Um welche Zeit läuft die Jacht ein?«
»Wussten Sie, dass das Geld für den Anschlag auf die
US-Botschaft in Paris hier in Südfrankreich gesammelt wurde?« Er nahm einen weiteren Zug, und seine Stimme klang beinahe stolz. »Können Sie sich vorstellen, was geschehen wäre, wenn der ebenfalls Erfolg gehabt hätte?«
»Die Jacht, wann läuft sie ein?«
Ich hörte Stoff rascheln, als er seine Haltung veränderte. »Irgendwann abends, mehr weiß ich leider nicht.« Dann entstand eine Pause, und ich konnte hören, wie er seine Zigarette ausdrückte und eine neue aus der Packung nahm. Während er sie sich anzündete, drehte ich mich um und begutachtete die CDs auf dem Wandregal. Er war offensichtlich ein großer Pink-Floyd-Fan.
»Zeralda wollte, dass ich ihm von jeder Frankreichreise ein paar neue CDs mitbringe. Ich habe ihm natürlich auch die Jungen besorgt.« Fettkloß neigte den Kopf zur Seite, während er meine Reaktion abzuschätzen versuchte. »Haben Sie gesehen, wie ich an dem bewussten Abend bei ihm angekommen bin? Ich habe gehofft, Sie würden Ihren Auftrag dann schon ausgeführt haben. Aber er hat mich dauernd im Auto angerufen. Er mochte es nicht, wenn man ihn warten ließ .«
Der Scheißkerl grinste, machte sich über mich lustig.
Ich zog den Sweatshirtärmel über meine Rechte und öffnete die Schiebetür, um etwas Luft hereinzulassen. Nun waren der Verkehrslärm vom Boulevard Carnot und das Räuspern und Spucken des alten Knaben dort unten zu hören. Ich widerstand der Versuchung, hinüberzugehen und Fettkloß ein paar Zähne auszuschlagen, und sah stattdessen wieder nach draußen. »Ihr beiden mochtet also dieselbe Musik und dieselben Jungen?«
Er blies eine weitere Rauchfahne gegen die Decke, bevor er antwortete. »Das finden Sie abstoßend - aber wollen Sie etwa behaupten, es sei schlimmer, als einem Mann den Kopf abzuschneiden? Es macht Ihnen nichts aus, Leute wie mich zu benutzen, wenn’s sein muss, nicht wahr?«
Ich zuckte mit den Schultern, während ich weiter den alten Mann beobachtete. »Ich bin nur hier, weil das zu meinem Auftrag gehört. Und >abstoßend< ist als Wort nicht stark genug, um auszudrücken, was ich von Ihnen halte.«
Dann hörte ich etwas, das wie ein verächtliches Schnauben klang, und wandte mich ihm wieder zu.
»Seien Sie doch realistisch, mein Freund. Sie mögen mich hassen, aber Sie sind hier, nicht wahr? Und das hat seinen Grund darin, dass Sie etwas von mir wollen.«
Er hatte natürlich Recht, aber das bedeutete nicht, dass ich Lust hatte, mir seine Zahnbürste mit ihm zu teilen. »Haben Sie sonst noch etwas für mich?«
»Das war alles, was ich bisher weiß. Aber wie informiere ich Sie darüber, wann und wo das Geld abgeholt wird?«
»Ich komme heute Abend um elf hierher. Seien Sie da
- und seien Sie allein. Sie haben unten eine funktionierende Klingel, ja?« Er nickte und nahm den letzten tiefen Zug aus seiner Camel. »Gut. Schließen Sie die Tür auf.«
Er ging zur Wohnungstür. Ich trat an den Couchtisch und nahm nicht nur die Adresse, sondern auch die Zeitung mit, auf deren Rand er den Namen des Jachthafens gekritzelt hatte. Beaulieu-sur-Mer - ich kannte diesen Ort, und jedem anderen, der diese Zeitung in die Hand genommen
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