Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz
würde die Browning ziehen und den Hammer mit der Linken ganz spannen müssen, bevor ich schießen konnte. Da ich kein internes Halfter hatte, war mir beim Herumklettern wohler, wenn ich die Waffe so bei mir trug, statt sie mit gespanntem Hammer und leichtgängiger Sicherung oben in meinen Jeans stecken zu haben.
Ganz zuletzt hielt ich mir nacheinander je ein Nasenloch zu und schnaubte kräftig. Mit verschleimter Nase denken und zugleich atmen zu wollen konnte verdammt lästig sein. Sie würde bald wieder voll sein, das war sie im Einsatz immer, aber ich mochte es, wenn sie anfangs leer war.
Als ich auf der Straße weiterging, holte ich einen Schokoriegel aus der Jackentasche, wickelte die Frischhaltefolie ab und begann ihn zu essen. So würde ich weniger verdächtig wirken, und außerdem hatte ich noch immer Hunger.
27
Zu viele Jachten versperrten mir die Sicht auf die Neunter Mai , und Hubba-Hubba war nirgends zu sehen, als ich an der Ladenzeile vorbei in Richtung Parkplatz weiterging. Meine Hände begannen in den Plastikhandschuhen zu schwitzen, weil ich sie zur Tarnung in den Jackentaschen vergraben hatte. Dann zog ich meine Timberlands aus und ließ sie hinter einer Rolltonne am Ende der Promenade stehen. Ich wollte unbedingt vermeiden, dass sie an Bord übers ganze Deck quietschten und überall verräterische Spuren hinterließen. Während ich dem Rand des Hafenbeckens zu Pier 9 folgte, kontrollierte ich erneut, dass der Reißverschluss meiner Bauchtasche zugezogen war, und überzeugte mich nochmals davon, dass die Browning leicht erreichbar in meinen Jeans steckte. Ich bewegte mich lässig, aber zielbewusst: ein Bootseigner auf dem Rückweg zu seinem stolzesten Besitz. Ich sah mich nicht um, weil das nicht nötig war; Lofti und Hubba-Hubba überwachten die Marina für mich, und falls es ein Problem gab, würde ich bald eine Stimme im linken Ohr hören.
Ich sah Loftis Ford Focus zwischen einigen anderen Wagen vorwärts eingeparkt gegenüber von Pier 9 stehen. Bevor ich mich der Neunter Mai zuwandte, glaubte ich, schemenhaft sein Gesicht hinter der Windschutzscheibe zu erkennen; dann begann mein
Wahrnehmungsvermögen zu schrumpfen, als ich mich ausschließlich auf das Zielobjekt und seine unmittelbare Umgebung konzentrierte.
Links von mir ließen Kabinenjalousien an ihren Rändern dünne Lichtstreifen austreten, und ich hörte wieder den Ton einer deutschen Fernsehsendung und Echtzeitlachen aus einem Studio.
Ich war nur noch wenige Meter vom Zielobjekt entfernt, als auf der Hauptstraße die Scheinwerfer eines Autos sichtbar wurden, das aus Nizza kam. Aber es war nicht hierher unterwegs. Sein Motorengeräusch wurde leiser, und die Scheinwerfer verschwanden, als es in Richtung Monaco weiterfuhr. Ich kontrollierte nochmals den Sprengsatz, danach die Browning und meine Bauchtasche und riskierte einen Blick in die Runde, bevor ich mich hinter der Anschlussbox auf dem Pier niederkauerte. Die Verbrauchsmesser zirpten wie die Grillen in Algerien.
Alle Jalousien waren weiterhin heruntergezogen, und ich sah nirgends einen Lichtschein. Die Romeos schienen alle zu schlafen.
Es ist zwecklos, im Zielgebiet herumzutrödeln - man ist nun einmal da und kann ebenso gut weitermachen. Ich setzte mich auf den Rand des Piers, hielt mich mit beiden Händen unten an der Anschlussbox fest und tastete mit dem rechten Fuß nach der kleinen Badeplattform über den Schrauben. Meine Zehen berührten sie mit knapper Not, und ich grub sie ein, um mehr Halt zu finden. Dann ließ ich die Box los, streckte den Körper wie ein Zirkusartist, stieß mich langsam von dem Pier ab und verlagerte mein Gewicht auf die Kante der Plattform. Sämtliche Muskeln meines Körpers ächzten unter der Anstrengung, die es kostete, diese Bewegungen so präzise zu kontrollieren, dass ich nicht abglitt oder gegen den Bootsrumpf prallte. Zum Glück war die Jacht groß genug, um mein Gewicht mühelos tragen zu können; sie würde nicht zu schwanken beginnen, nur weil ich an ihrem Heck herumturnte. Außer der Möglichkeit, dass einer der Romeos plötzlich beschloss, etwas frische Luft zu schnappen, machte mir nur der Lärm Sorgen, der entstehen würde, wenn die Browning oder der Sprengsatz
ins Wasser klatschte oder auf die Plattform schepperte.
Weil meine Nase schon wieder blockiert war, atmete ich durch den Mund, während ich mich auf die Plattform stemmte. Ich hakte den kleinen Finger in den Ohrhörer, zog ihn vom Kopf weg und hielt den winzigen
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