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Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Titel: Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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hatte sein

Besitzer auf dieser Seite geschlafen. Jetzt spähte er hinter der Jalousie zu der Ladenzeile hinüber.
    Auch auf anderen Jachten gab es Bewegung. Licht flammte auf, und einige Leute wagten sich an Deck, um nachzusehen, was das Sirenengeheul bedeutete. Die Blinkleuchte erhellte noch immer das ganze Hafenbecken, und ich blieb steif liegen, nahm das Auge nicht von dem schmalen Spalt und versuchte, durch den feuchten Niederschlag auf dem Plexiglas zu erkennen, was unter mir vorging.
    Als der Mann unter mir sich umdrehte, konnte ich sein Gesicht erkennen. Es war Lockenkopf, das stand fest: der Kerl aus Juan-les-Pins und auf den Polaroidfotos. Jetzt wusste ich sicher, von wem Fettkloß seine Informationen bekam. Das war etwas, das George erfahren musste.
    Er war auffällig hager. Seine Schulterblätter ragten aus dem T-Shirt, als trage er darunter einen Kleiderbügel. Die Lockenmähne ließ seinen Kopf im Verhältnis zum Körper unnatürlich groß erscheinen. Er hatte sich seit mehreren Tagen nicht mehr rasiert und sah mit seiner leichten Hakennase und den tief in den Höhlen liegenden Augen wie jemand aus einem Roman von Charles Dickens aus. Er wäre der Kerl gewesen, der Oliver Twist das Leben zur Hölle machte.
    »Alles okay«, sagte er gelassen. »Bloß eine Alarmanlage. Kein Grund zur Aufregung ...«
    Wieder erregtes arabisches Gebrabbel. Er vertrat eindeutig die Stimme der Vernunft. »Nein, eine Alarmanlage - ein Mittel gegen Einbrecher. Ihr wisst schon, jemand wollte in eines der Geschäfte einbrechen, mehr steckt nicht dahinter, alles okay.« Sein Gesicht verschwand, als er vom Fenster zurücktrat.
    Würde der Alarm die Polizei auf den Plan rufen? Falls ja, wie schnell? Unter mir nahm ich weiterhin Stimmen und Bewegungen wahr. Dies war der ideale Zeitpunkt, um den Sprengsatz anzubringen. Hatte ich mich getäuscht und wurde gesehen, würde ich’s bald erfahren. Ich richtete mich auf den Knien auf und wischte das Plexiglas mit dem Jackenärmel ab. Dann schob ich den Sprengsatz unter die Kunststoffhülle und in den Spalt zwischen Rückenlehne und Sitzfläche. Ich riss das Stück Isolierband ab und zog dann langsam und gleichmäßig an dem Stück Angelschnur, bis die Backen der Wäscheklammer den Plastikstreifen freigaben, damit die beiden Reißzwecken sich berührten. Nun war der Stromkreis geschlossen und die Bombe scharf. Ich schob den Zylinder so tief hinein, wie mein Arm reichte.
    Die Blinkleuchte drehte sich noch immer hektisch, und ich konnte Leute auf anderen Jachten animiert reden hören. Das Ganze nahm allmählich Volksfestcharakter an. Ich blieb zwischen den Sitzen liegen, wagte keine Bewegung und machte mir Sorgen, ob meine Ausrüstung am Beobachtungspunkt gefunden werden würde, wenn die Polizei sich dafür entschied, die nähere Umgebung gründlich abzusuchen. Meine größte Sorge war jedoch, wie ich von Bord kommen sollte, bevor die Gendarmes hier aufkreuzten.
    Ungefähr fünfzehn Sekunden später wusste ich, dass es dafür zu spät war. Zwei Fahrzeuge mit blauem Blinklicht kamen aus Richtung Stadt angerast. Sie erreichten die Marina und bogen nach rechts zu der Blinkleuchte ab. Unter mir versuchte Lockenkopf, die Araber zu beruhigen. »Sie kontrollieren nur den Laden. Alles ist cool.«
    Ich beobachtete, wie vier Uniformierte aus den Streifenwagen sprangen und im Licht ihrer Scheinwerfer und Blinkleuchten die mit irgendeinem schweren Gegenstand eingeworfene Schaufensterscheibe begutachteten.
    Nur wenig später kam ein weiteres Scheinwerferpaar herangerast. Der Fahrer stieg aus, schwenkte die Arme und schrie aufgeregt herum. Vermutlich der Ladenbesitzer, der so die Grundlagen für eine hohe Schadensmeldung an seine Versicherung legte.
    Die Polizei blieb weitere zwanzig Minuten, dann wurde es im Jachthafen allmählich wieder still, und die Lichter erloschen nacheinander. Auch in der Kajüte unter mir kehrte Ruhe ein. Wenigstens konnten die Kerle die Neunter Mai nicht ohne mein Wissen verlassen; dies musste der räumlich nächste Beobachtungspunkt in der Überwachungsgeschichte sein.
    Ich blieb noch eine Stunde liegen, war über meine warme neue Jacke froh und fühlte meine Gliedmaßen erstarren. Dann setzte ich mich langsam auf und sah mich um. Der Jachthafen schlief wieder. In dem Geschäft brannte Licht; sein Besitzer schien entschlossen zu sein, es für den Rest der Nacht zu bewachen. Ich überzeugte mich davon, dass der Kunststoffüberzug der Sitzbank exakt so saß, wie ich ihn vorgefunden

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