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Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Titel: Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Lautsprecher für den Fall zu, dass einer der anderen etwas über Funk sagte. Von jetzt an brauchte ich beide Ohren. Meine Kehle war wie ausgedörrt, aber dagegen konnte ich im Augenblick nichts tun. Vorerst war es wichtiger, eine Zeit lang zu horchen.
    Von dem sanften Wellenschlag gegen seinen Rumpf abgesehen, machte dieses Boot keinerlei Geräusche. Ich konnte weiter das gedämpfte Lachen der Deutschen hören. Ich setzte den Ohrhörer wieder ein und hob Zentimeter für Zentimeter den Kopf, bis ich über den Spiegel der Jacht sehen konnte. Von meinem Standort aus war die zweiflüglige Kabinentür nur wenige Meter entfernt.
    Schon in der Grundausbildung lernt man, möglichst nicht über etwas hinwegzublicken - immer seitlich daran vorbei oder am besten hindurch. Eine gerade Linie - eine Brüstung, eine Mauerkrone oder einen Bootsrand - sollte man nie durchbrechen. Das menschliche Auge erfasst Symmetriebrüche sehr rasch. Meine Hände umklammerten das Glasfasermaterial, während ich schmerzhaft langsam den Kopf hob und darauf hoffte, der unruhige Hintergrund mit dem Flaschenzug, der hochgezogenen Gangway und den anderen Jachten werde diese Bewegung tarnen. Ich nahm keine Reaktion wahr; anscheinend war ich nicht gesehen worden.
    Ich kontrollierte nochmals Sprengsatz, Pistole und Bauchtasche, richtete mich dann langsam und vorsichtig ganz auf, schwang das rechte Bein über die Reling und testete das geriffelte Deck mit den Zehen, um sicherzustellen, dass ich nicht auf etwas wie ein Glas oder einen Teller trat. Dann setzte ich den Fuß ganz auf und verlagerte allmählich mein Gewicht, bis ich das linke Bein nachholen konnte. Dabei ließ ich mir Zeit, konzentrierte mich auf diese Aufgabe und machte mir keine Sorgen, ob ich etwa durch die Kabinentür gesehen werden konnte. War das der Fall, würde ich’s sehr bald erfahren. Es war besser, Zeit und Kraft für die jeweilige Aufgabe einzusetzen, als sich darüber Sorgen zu machen, was alles schief gehen könnte. Nervös konnte ich immer noch werden, wenn tatsächlich etwas schief ging.
    Ich wandte mich nach rechts, wo ein schmaler Deckstreifen an der Kajüte vorbei aufs Vordeck führte - und zu der Leiter, über die ich aufs Oberdeck über der Kabine gelangen würde. Ich konzentrierte mich so sehr, dass das kaum wahrnehmbare Rascheln meiner Plastikhandschuhe mir fast ohrenbetäubend laut erschien. Dann erreichte ich die Leiter, setzte den rechten Fuß auf die unterste der fünf Sprossen und belastete das Aluminium sehr langsam. Das Kabinenfenster lag nur etwa fünfzehn Zentimeter rechts neben mir. Den Handlauf wollte ich lieber nicht benutzen, um die Nieten nicht unnötig zu belasten.
    Als ich den linken Fuß auf die nächste Sprosse stellte, ertönte ein metallisches Knarren. Mein Mund stand offen, damit ich die Atemgeräusche unter Kontrolle hatte;
    meine Augen waren krampfhaft aufgerissen, damit ich im Dunkel nicht gegen irgendein Hindernis prallte. Ich stieg langsam und vorsichtig weiter und überzeugte mich immer wieder davon, dass Sprengsatz, Pistole und Bauchtasche sich bestimmt nicht lösen und aufs Deck knallen konnten.
    Ich verlagerte mein Gewicht auf die letzte Sprosse, ergriff mit einer Hand die Reling des Oberdecks und zog mich langsam daran hoch.
    Ich kauerte auf allen vieren auf dem Oberdeck, während die Scheinwerfer zweier aus Monaco kommender Autos den Hauptmast anstrahlten, bis sie in Richtung Stadt vorbei waren. Dann kam ich langsam auf die Beine, damit ich das Deck über den Schlafenden nur an zwei Punkten berührte. Ich musste sechs langsame, vorsichtige Schritte machen, um die Sitzbänke zu erreichen. Dort ließ ich mich auf die Knie nieder und versuchte festzustellen, wie die Überzüge verzurrt waren. Wie sich zeigte, ließen sie sich seitlich mit breiten Klettbändern schließen. Diese Verschlüsse durfte ich in unmittelbarer Nähe des Feindes unter keinen Umständen einfach aufreißen.
    Ich hörte das Geräusch einer sich öffnenden Schiebetür, lautes Lachen und dazwischen deutsche Stimmen.
    Lofti meldete sich über Funk. »Foxtrotter! Wir haben Foxtrotter!«
    Ich konnte nicht mehr tun, als auf dem Oberdeck zu Boden zu gehen und dann auf dem Bauch in den Schutz der Sitzbank vor dem Steuerstand zu robben. Dort lag ich auf einer Art Sonnendach, einer dicken Plexiglasscheibe, durch die ich in die Kajüte hätte sehen können, wenn sie nicht von innen mit einer Jalousie abgedeckt gewesen wäre.
    Ich ließ meine Stirn auf dem Plexiglas ruhen und

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