Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz
hatte, und spielte dann wieder Spiderman.
Keine Viertelstunde später ging ich den Pier entlang auf den Parkplatz und Loftis Ford Focus zu.
Ich bog links ab, um zu meinen Timberlands zu gelangen, und drückte die Sprechtaste.
»Lima, du bleibst, wo du bist, und beobachtest weiter. Unser Plan hat sich geändert. Einzelheiten erfährst du später. Verstanden?«
Klick, klick.
»Hotel, hörst du mich?«
Klick, klick.
»Komm zu meinem Wagen.«
Klick, klick.
Ich ging zu den Rolltonnen weiter, um mir meine Timberlands zu holen. Auf dem Rückweg zur Beobachtungsstelle richtete ich ein Stoßgebet an den Gott falscher Telefonnummern, niemand möge versehentlich den Piepser anwählen. Wenigstens nicht, bevor die drei Kerle an Bord ihren Auftrag ausgeführt hatten.
29
Ich war gerade zur Betontreppe unterwegs, als Hubba- Hubba sich über Funk meldete. »Achtung, Achtung. Wagen fährt in deine Richtung. November, bestätigen.« Klick, klick.
Dieses Fahrzeug hätte ich allerdings auch ohne seine Warnung gehört. Ein alter VW-Campingbus kam mit unverwechselbarem Tuckern die Ladenzeile entlang. Ich
blieb auf halber Höhe der Treppe sitzen, bis der Fahrer den VW auf dem Parkplatz abgestellt hatte, und machte mich dann auf den Weg zum Beobachtungspunkt.
Ich folgte dem Fußweg, stieg über die Hecke an der Hauptstraße und bog rechts ab, um zu dem Megane zu gelangen.
Lofti meldete sich über Funk. Obwohl Hubba-Hubba nicht zu sehen war, wusste ich, dass er irgendwo in der Nähe wartete. Er würde sich nicht zeigen, bevor ich auftauchte.
Als ich auf Höhe meines Wagens angelangt war, sah ich ihn in einiger Entfernung stehen. Ich winkte ihn zu mir heran, und wir kauerten uns im Schatten der Hecke nieder. »Was hast du dir bloß dabei gedacht?«, fragte ich ihn. »Die Polizei herzulocken hätte ein absoluter Alptraum sein können!«
Er grinste. »Es hat diese Leute daran gehindert, dich zu sehen, stimmt’s?«
Ich nickte. Wo er Recht hatte, hatte er Recht.
»Außerdem wollte ich das schon immer mal tun.«
Ich nickte erneut; mir ging es nicht anders. »Womit hast du die Scheibe eingeworfen?«
»Mit einem der Eisengewichte, mit denen sie die Sonnenschirme fixieren. Schaufensterscheiben sind ziemlich widerstandsfähig, weißt du.«
»Ich muss dich was fragen.« Ich fuhr mir über meine laufende Nase. »Gibt’s hier in deinem Gebiet eine Möglichkeit, sofort eine E-Mail zu verschicken? Sie könnte wichtig sein. Einer der Kerle auf dem Boot war gestern Abend mit Fettkloß zusammen. Er ist Brite,
Anfang bis Mitte dreißig, auffällig hager, langhaarig, schwarzer Wuschelkopf. Sieht wie der Gitarrist von Queen aus. Weißt du, wen ich meine?«
Er ignorierte meine dämliche zweite Frage und dachte ein paar Sekunden über die erste nach. »Am Hauptbahnhof in Nizza. Dort gibt es ein paar dieser Cyberpoints. Vier bis fünf, denke ich. Der Bahnhof könnte nachts geschlossen sein, aber zwei dieser Terminals befinden sich außerhalb.«
Ich erzählte Hubba-Hubba, was ich in der Kajüte der Neunter Mai gesehen hatte, und wies ihn an, auch Lofti darüber zu informieren, während ich nach Nizza fuhr. »Sag ihm, dass er die Jacht beobachten soll, bis ich zurückkomme. Und falls die Kerle vorher aufbrechen, amüsiert ihr euch mit ihnen!« Ich klopfte ihm auf die Schulter, überzeugte mich rasch davon, dass auf dem Fußweg niemand unterwegs war, und ging zu dem Mégane zurück.
Während ich an der Hafenzufahrt vorbeirollte und zu Loftis Position hinauffuhr, hörte ich mit, wie Hubba- Hubba ihn über Funk einwies. Dann fing ich an, mir die Codewörter zu überlegen, die ich für meine E-Mail brauchen würde.
Ich fuhr die Küste entlang nach Nizza. Um diese Zeit am frühen Morgen war die Stadt wie ausgestorben. Einige wenige Autos kamen mir entgegen, und nur ab und zu schlenderte ein Liebespaar oder eine verlorene Seele an den hell beleuchteten Schaufensterfronten vorbei.
Der Hauptbahnhof war ein Prachtbau aus dem 19.
Jahrhundert, dessen riesige Steinquader jetzt durch reichlich Stahl und Glas ergänzt wurden. In seiner Umgebung gab es die übliche Ansammlung von Dönerbuden, Sexshops, Zeitungskiosken und Souvenirläden.
Hubba-Hubba hatte richtig vermutet: Dieser Bahnhof war nachts geschlossen, sonst wäre er wahrscheinlich in ein Obdachlosenasyl umfunktioniert worden. Die beiden Cyberpoints, von denen er gesprochen hatte, befanden sich inmitten einer Ansammlung von sechs oder sieben hell beleuchteten Telefonzellen links neben dem
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