Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
Vom Netzwerk:
ich, ob die obersten Patronen richtig in den
    Reservemagazinen saßen, und steckte die Magazine in die seitlichen Kartentaschen der Hose meines
    Schutzanzugs. Ich wollte nicht das Magazin wechseln und eine Ladehemmung haben, nur weil der Verschluss wegen einer schlecht eingesetzten Patrone klemmte – das war besonders übel, wenn ein ganzes ASU nur darauf wartete, einem an die Gurgel gehen zu können.

    Als ich fertig war, schlug ich leicht aufs Dach des Mondeos und ging auf der Fahrerseite nach vorn. Suzy stieg aus, und ich sah zufrieden, dass ihr Gesicht völlig ausdruckslos war. Sie war sichtbar dabei, sich auf unseren Einsatz vorzubereiten.
    Ein Taxi rollte langsam die Straße hinter uns entlang, platschte durch die Pfützen. Ich setzte mich ans Steuer, sah nach, ob der Zündschlüssel steckte, und fuhr den Sitz etwas zurück. Während Suzy hinten beschäftigt war, holte ich bis auf die Gerüstklemmen alles aus meinen Taschen – auch das Nokia und mein eigenes Handy. Das Zeug kam in meine Bauchtasche, die hoffentlich zum letzten Mal unter den Beifahrersitz geschoben wurde.
    Lief alles glatt, würde ich es in ein paar Stunden selbst wieder herausholen.
    Dann war Suzy ebenfalls fertig. Ich zog den Schlüssel ab, stieg aus und ging nach hinten, wo Suzy jetzt ihre Bereitschaftstasche über die rechte Schulter nahm. Ich hängte mir meine über die linke Schulter, damit wir besser nebeneinander hergehen konnten, und betätigte die Fernbedienung. »Am liebsten würde ich jetzt einen Kaffee trinken gehen.«
    »Gute Idee. Mir reicht Jack Daniels mit Coke.«
    Sie machte einen Rundgang um den Ford und rüttelte an jeder einzelnen Tür. Dann hängte sie sich bei mir ein, und wir machten uns auf den Rückweg zur Gray’s Inn Road, wobei wir die Autoschlüssel unter einem
    Betonfertigteil am Sraßenrand versteckten. Wir redeten nicht mehr miteinander. Genau wie ich würde Suzy jetzt versuchen, sich das vor uns liegende Unternehmen

    Schritt für Schritt vorzustellen, sodass in ihrem Kopf ein Film entstand, der den gewünschten Ablauf ab dem
    Öffnen des Vorhängeschlosses darstellte, als seien ihre Augen das Kameraobjektiv und ihre Ohren das
    Tonsystem.
    Ich stellte mir vor, wie ich mit der Browning durch die Tür eindrang, die Füße hob, um Lärm zu vermeiden, und dann möglichst leise meinen ABC-Schutzanzug anlegte.
    Ich sah mich die Treppe hinaufsteigen, wobei meine Füße sich langsam und vorsichtig bewegten und nur auf den Innenrand der Stufen traten, damit sie nicht knarrten.
    Schließlich drang ich in einen Raum ein, während Suzy mir Feuerschutz gab, und wir überraschten das ASU.
    Diesen Film ließ ich noch drei- oder viermal in meinem Kopf ablaufen – vom Eindringen ins Zielgebäude bis zu dem Augenblick, in dem ich es mit Suzy und Dark
    Winter wieder verließ, während die ASU-Mitglieder tot zurückblieben.
    Suzy steckte sich ein Stück Kaugummi in den Mund, und ihre Kiefer begannen zu mahlen. Jetzt, nicht später war der richtige Zeitpunkt, sich mögliche Katastrophen auszumalen. Was war, wenn die Tür von innen blockiert war? Was war, wenn sie uns überfielen, während wir die Anzüge anlegten? Was war, wenn jemand mit Dark
    Winter entkam oder das Zeug aus dem Fenster warf? Ich ließ diese Szenen in Gedanken mehrmals ablaufen und versuchte, praktikable Lösungen zu finden.
    Das Unternehmen würde nicht genau nach Plan
    verlaufen – das taten Jobs nie. Im Einsatz würden wir vor völlig andere Situationen gestellt werden. Aber die Filme in unseren Köpfen bedeuteten, dass wir zumindest einen Ausgangspunkt hatten; sie bedeuteten, dass wir einen Plan hatten. Ging wirklich alles schief, würden wir wenigstens sofort reagieren, statt nur dazustehen und vor Selbstmitleid zu zerfließen.

    42
    Ich sah auf die Traser. Es war kurz nach 2.00 Uhr, aber das ASU würde bestimmt nicht schlafen. Seine
    Mitglieder würden bei jedem Zischen von
    Luftdruckbremsen auf der Straße, bei jedem Scharren einer Ratte in den Wänden zusammenfahren. Waren
    einige von ihnen in ihren neuen Schlafsäcken
    zusammengerollt, würde bestimmt jemand Wache halten.
    Was war gefährlicher? Und welche Rolle spielte das?
    Tatsache war, dass sie dort drinnen waren – und wir’s auch bald sein würden.
    Wir bogen nach links in Richtung King’s Cross ab.
    Alle Schnellimbisse hatten jetzt geschlossen, aber auf dem Gehsteig türmten sich ihre Verpackungen und
    Unmengen von leeren Stella-Dosen. Die Betrunkenen waren weniger geworden, dafür schienen

Weitere Kostenlose Bücher