Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen
übertrieben weit hob, damit ich nichts Herumliegendes anstieß, und nach allen Richtungen gleichzeitig zu beobachten versuchte. Bis zur Treppe waren es fünf bis sechs Schritte. Ein weißer Lichtblitz erhellte den Korridor, als hinter mir auf der Gray’s Inn Road ein Auto vorbeifuhr.
Links von mir hatte ich eine geschlossene Tür. Ich blieb kurz davor stehen, als Suzy gerade die Eingangstür schloss, sodass wir beide in tiefster Dunkelheit standen.
Ich verharrte unbeweglich, öffnete leicht den Mund und horchte in Richtung Treppe. Draußen klickten hohe Absätze auf dem Gehsteig vorbei. Irgendein Autofahrer hupte die Unbekannte an. Dann war ein leises Rascheln zu hören, als Suzy die beiden MP5 aus den
Bereitschaftstaschen holte. Sekunden später war sie neben mir.
Die Pistole wurde langsam wieder in den Bund meiner Jeans gesteckt, und ich drückte den Sicherungshebel mit dem rechten Daumen nach oben. Meine Ohren fixierten die geschlossene Tür, meine Augen blieben selbst in der Dunkelheit auf die Treppe gerichtet. Ich streckte die rechte Hand aus, und Suzy kam näher, als ich ihren Körper berührte. Einen Augenblick später ertastete meine Hand das kalte Metall der MP5. Ich ließ sie bis nach vorn an den Pistolengriff gleiten; mein Daumen fand den Sicherungshebel und drückte ihn nach oben.
Das HDV leuchtete sehr schwach, als meine linke
Hand nach der Maglite in der Vordertasche meiner Jeans griff. Ich nahm das Ende der kleinen Stablampe zwischen die Zähne, drehte sie, um sie einzuschalten, und deckte sie so mit den Fingern der linken Hand ab, dass nur ein dünner Streifen Licht zu sehen war.
Die kassettierte Tür war aus Holz und am linken Rand mit zwei Sicherheitsschlössern versehen, von denen die Farbe abblätterte. Das eine mit einer altmodischen Messingklinke befand sich auf halber Höhe, das andere ungefähr in Kinnhöhe. Die Tür ging nach innen auf.
Ich richtete den abgeblendeten Lichtstrahl auf eine Stelle oberhalb der Klinke, damit Suzy Licht hatte, und wechselte auf die rechte Türseite. Dabei tat ich mein Bestes, um heruntergefallenem Verputz und anderem Dreck auf dem Fußboden auszuweichen, und achtete
darauf, dass der Lichtstrahl nicht ins Schlüsselloch fiel und auf der anderen Seite der Tür sichtbar wurde.
Suzy wusste, was sie zu tun hatte. Ihre in einem
Vlieshandschuh steckende rechte Hand schloss sich langsam, aber fest um die Türklinke, während der Rest ihres Körpers für den Fall, dass hinter der Tür jemand mit einer Waffe stand, seitlich an die Wand gelehnt blieb.
Ich folgte ihrem Beispiel. Meine rechte Schulter lag am Türrahmen an, während ich die Schulterstütze der MP5 herauszog, bis sie leise klickend einrastete.
Ich hob die Waffe an die rechte Schulter und schluckte den Speichel herunter, die sich in meinem offenen Mund angesammelt hatte. Ich hätte ihn einfach herauströpfeln lassen können, aber ich wollte keine DNA hinterlassen.
Ich veränderte meine Kopfhaltung, bis das kalte Stahlrohr der Schulterstütze bequem an meiner Wange anlag, und umfasste den dicken Schalldämpfer mit der linken Hand.
Im dünnen Lichtstrahl der Maglite konnte ich sehen, dass auch Suzy die Schulterstütze ihrer MP5 ganz
herausgezogen hatte. Ihre Rechte umfasste den
Pistolengriff, und die Mündung wies zu Boden, während sie die MP5 an die Schulter hob. Als ich sah, dass ihre behandschuhte Linke nach der Klinke griff, schaltete ich die Stablampe aus.
Von der Straße drang Gelächter herein. Ich drückte den Sicherungshebel herab und hörte das erste Klicken, das Einzelfeuer signalisierte. Dann trat ich langsam von der Wand weg und tastete mich vorwärts, bis ich Suzy berührte. Ich tippte auf etwas, das ein Arm sein musste, bevor ich wieder meine Waffe umfasste.
Ich hörte die Türklinke leise knarren. Mit
eingezogener Schulterstütze, offenen Augen,
eingeschaltetem Visier und dorthin zielend, wo die Tür aufgehen würde, trat ich vor. Sobald sie sich eine Handbreit geöffnet hatte, fiel trübes Straßenlicht durch leere Lüfteröffnungen dicht unter der hohen Decke. Ich trat nach links von der Tür weg, hielt weiter beide Augen offen und erstarrte. Ich stand mit leicht gebeugten Knien da, lehnte mich in die Waffe, machte sie zu einem Teil meines Ichs, während Suzy an mir vorbei nach rechts ging.
Wir waren beide durch die Tür, standen beide in Jim’s Burger Shop. Licht von der Pentonville Road fiel durch einen fünfzehn Zentimeter breiten Spalt oberhalb der Spanplatten, mit
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