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Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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anschließend zu versuchen, DW
    unter Kontrolle zu bekommen. Aber das schaffe ich nicht allein. Du bist die Einzige, die ich um Hilfe bitten kann.
    Aber auch wenn du ablehnst, darf niemand von dieser Sache erfahren.« Ich reckte den Mittelfinger der rechten Hand hoch und wackelte kurz damit. »Absolut niemand.«
    Das Wasser kochte. Sie warf einen Teebeutel in den Becher, goss Wasser darüber, fischte den Beutel fast sofort wieder heraus und warf ihn in den Ausguss.
    Ich folgte ihr mit meinem Tee ins Wohnzimmer, in
    dem sie beim Hereinkommen die Deckenbeleuchtung
    einschaltete. Die Vorhänge passten zur Sitzgarnitur, die wiederum auf den Teppich abgestimmt war. Für meinen Geschmack war das alles etwas zu blumig – und ganz sicher kein Einrichtungsstil, den ich Suzy zugetraut hätte.
    Auf dem glänzend polierten Sideboard im Esszimmer stand eine Sammlung von gerahmten Familienfotos. Den Ehrenplatz in zwei oder drei der Silberrahmen nahm ein lächelnder Marineoffizier ein. Auf den übrigen Fotos grinsten zwei Jungen, beide ungefähr in Kellys Alter, in schlammiger Rugbykleidung in die Kamera.
    Suzy tippte auf eines der Fotos des Uniformierten.
    »Deshalb musste ich niemanden anrufen. Geoff
    schwimmt noch irgendwo im Persischen Golf. Diese
    beiden hier sind seine Söhne. Sie leben mit ihrer Mutter in Neuseeland.«
    Geoff war viel älter als sie und offenbar Berufsoffizier in der Royal Navy. Ich kannte mich mit den Dienstgraden von Seeoffizieren nicht aus, aber er hatte jede Menge
    »Kolbenringe« an den Jackenärmeln. Suzy lächelte
    plötzlich, als sie sich abwandte und zum Sofa ging.
    »Siehst du, ich hab’s dir gesagt, mach dir keine Sorgen.
    Ich bin wirklich allein.«
    Sie warf ihr Hello! zu den übrigen Zeitschriften auf dem Teppich, setzte sich in eine Sofaecke, zog die Beine hoch und bedeckte sie mit dem Bademantel. Ich blieb stehen, um die Sessel zu schonen, und nickte zu den Tragetaschen hinüber. »Du warst im Bluewater?«
    »Yeah, ich konnte nicht schlafen. Ich war todmüde, aber bei all dem Gehämmer dort draußen …« Sie zog den Bademantel noch einmal zurecht, dann sah sie prüfend zu mir auf. »Also gut, was steckt hinter der Sache mit diesem Mädchen, wenn sie nicht deine Tochter ist?«

    52
    Ich brauchte eine Stunde dazu, aber ich stand da und erzählte ihr alles. Ich stolperte durch jenen schrecklichen Tag am Hunting Bear Path, schilderte unsere
    wochenlange gemeinsame Flucht und berichtete, wie Kelly schließlich nach ihren Therapiesitzungen in London zu Josh und seinen Kindern nach Maryland
    gekommen war.
    Suzy nickte verständnisvoll. »Aber sie hat sich nie richtig davon erholt, deshalb bist du mit ihr zu Dr.
    Hughes zurückgekommen, stimmt’s?«
    »Dorthin bin ich am Samstagmorgen verschwunden«,
    bestätigte ich. »Ansehen zu müssen, wie Eltern und Schwester ermordet werden, ist etwas, über das man erst mal hinwegkommen muss. Aber Kelly ist genau, was ihr Vater war: eine Kämpfernatur …«
    Ich erzählte, wie Kelly es geschafft hatte, sich aus einem zusammengerollten Bündel Nichts wieder in ein Wesen zu verwandeln, das außerhalb der Klinik, in der sie sich fast zehn Monate lang aufgehalten hatte, funktionieren konnte. »Und ausgerechnet jetzt, wo ich dachte, sie sei über den Berg, ist sie nach einem Schmerzmittel süchtig und leidet an Bulimie und weiß der Teufel noch was allem.«
    »Jetzt verstehe ich auch, warum du bei dem Dealer in der St. Chad’s Street ausgerastet bist.«
    Ich holte das Polaroidfoto aus der Tasche. »So hat sie heute Morgen ausgesehen.«

    Suzys Blick war auf Kelly gerichtet, aber er war leicht glasig, als sei sie in Gedanken woanders. »Bildhübsch
    …« Sie gab mir das Foto zurück. »Weißt du bestimmt, dass du dich nicht an den Boss wenden willst?«
    »Du erinnerst dich an den Job, den ich vor ein paar Jahren für ihn übernommen habe? Ich meine den in
    Panama. Er hat mir gedroht, Kelly ermorden zu lassen, wenn ich den Auftrag nicht übernähme. Die beiden Kerle in dem Transit … Sie hätten Kelly umgebracht. Wende ich mich jetzt an ihn, büße ich das kleine bisschen Kontrolle ein, das ich jetzt noch ausüben kann. Er würde sich ausschließlich um Dark Winter kümmern –
    verständlich, aber was würde dann aus Kelly? Ich
    bekomme sie nur zurück, wenn ich nach Berlin fliege und diese Flaschen hole.«
    »Weißt du bestimmt, dass er nicht einfach euch beide umbringt, sobald er sie hat?«
    Ich zuckte mit den Schultern. Was hätte ich sagen können? Sie

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