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Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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gegenüber dem Checkpoint Charlie stehen, damit Suzy auf den Stadtplan sehen konnte. Ich musste unwillkürlich grinsen. »Zwei britische Touristen, die Sehenswürdigkeiten besichtigen und mit grauenvoll nachgemachtem deutschem Akzent darüber jammern, dass sie keine anständige Tasse Tee kriegen können – was könnte natürlicher sein?«
    Sie lachte, während ich auf die Traser sah. Es war gleich Viertel nach elf. Sie zog ihr Handy aus ihrer schwarzen Lederjacke. »Mal sehen, ob die Verbindung klappt.« Ich holte Geoffs Handy aus meiner Bauchtasche und schaltete es ein. Nach wenigen Sekunden Suche erschien auf beiden Displays der Firmenname Deutsche Telekom . Als ich die internationale Vorwahl 0044 und Suzys Nummer eintippte, klingelte ihr Gerät. Wir
    wechselten ein paar Worte, dann schalteten wir die Handys wieder aus.
    »Gut, jetzt brauchen wir nur noch eine Apotheke.«
    Nachdem wir uns auf dem Stadtplan orientiert hatten, gingen wir in südlicher Richtung durch Kreuzberg weiter
    – zwischen eintönig grauen Häuserzeilen, die heute mit Veranstaltungsplakaten, Graffiti und »Nie wieder

    Krieg!«-Parolen bedeckt waren.
    Wir kamen an einer Wohnsiedlung aus deprimierend
    grauen Betonklötzen mit Fensteröffnungen vorbei, die auch Wandgemälde mit Sonne, Sand und Meer nicht
    aufhellen konnten. Aus einem Fenster ragte sogar ein von Motten zerfressener Union Jack zwischen den Graffiti hervor.
    Ein in psychedelischen Farben handbemalter Trabant mit Reklamezetteln für ein Internetcafé an den
    Seitenfenstern knatterte an uns vorbei.
    Zwei Polizisten saßen in einem BMW-Streifenwagen, den sie vor einer Ladenzeile geparkt hatten, aus der ein weißes Schild mit einem roten A in Frakturschrift ragte.
    »Da – eine Apotheke!«
    Suzy lächelte zufrieden. »Perfekt.«
    Als wir näher kamen, konnte ich sehen, dass einer der Polizeibeamten einen großen Walrossschnauzer und
    ziemliches Übergewicht hatte. Er erinnerte mich an jemanden, sodass ich unwillkürlich grinsen musste.
    Suzy zog die Augenbrauen hoch. »Was ist los mit dir, Norfolk-Boy?«
    »Ich muss gerade an meinen ersten Berlinbesuch als Soldat denken. Ich bin gemeinsam mit einem Kameraden aus Hannover mit dem Militärzug angekommen. Das war unser erster Besuch, und wir hatten kein bestimmtes Ziel
    – wir wollten bloß für ein paar Tage aus unserer Garnison rauskommen. Auf unserer Kneipentour sind wir mit
    Deutschen in eine Schlägerei geraten, in die sich auch Türken eingemischt haben. Dann war plötzlich die
    deutsche Polizei da und hat Leute verhaftet und in grüne Polizeiwagen gesteckt. Mein Kamerad und ich – ich kann mich nicht mal an seinen Namen erinnern, Kenny, glaub ich – haben uns an der Hecktür auf Holzbänken
    gegenübergesessen. Ein schnauzbärtiger fetter Bulle, genau wie der dort drüben, hat die Tür zugeknallt, aber das Schloss ist nicht richtig eingeschnappt. Kenny und ich haben nur einen Blick gewechselt und waren uns sofort einig: Nix wie weg hier! Wir haben die Tür aufgestoßen, waren mit einem Satz draußen und sind weggerannt, während dieser fette Deutsche hinter uns hergewatschelt ist, seinen Gummiknüppel geschwungen hat und uns ›Halt! Stehen bleiben!‹ nachgerufen hat. Ich habe mich umgedreht und gesehen, dass er sich wirklich bemüht hat, uns einzuholen. Aber das war unmöglich.
    Wir waren junge Soldaten, er hat wie Hermann Göring ausgesehen. Aus irgendeinem Grund bin ich wieder
    stehen geblieben, habe mich umgedreht und habe
    angefangen, ihm ›Wichser! Lahmarsch!‹ und solches Zeug zuzurufen. Jedenfalls war er echt sauer. Ich habe ihn noch ein paar Schritte herankommen lassen, bevor ich mich umgedreht habe, um wegzulaufen, und Peng!
    habe ich auf dem Pflaster gelegen, und Lahmarsch hat mir die Arme auf den Rücken gedreht. Der Dreckskerl hatte seinen Gummiknüppel geworfen und mich damit genau am Hinterkopf getroffen.«
    Suzy schüttelte den Kopf und lächelte. »Wie
    beruhigend in solch fähigen Händen zu sein.«
    Wir betraten die Apotheke mit angeschlossener
    Drogerie und brauchten nicht lange nach
    Gummihandschuhen und Gesichtsmasken zu suchen. Die SARS-Hysterie ging auch hier um, und der Apotheker hatte verschiedene Modelle ausgestellt. Ich entschied mich für eine Zehnerpackung Masken, die aus grünem Musselin zu bestehen schienen. Der Teufel mochte
    wissen, ob sie der von Simon empfohlenen Ausführung entsprachen. Scheiß drauf, das würde ich einfach
    riskieren müssen. Neben den Gesichtsmasken lagen
    Packungen

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