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Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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mit zehn Paar Latexhandschuhen. Nicht
    gerade der komplette ABC-Schutzanzug, den ich mir gewünscht hätte, aber doch besser als gar nichts.
    Suzy war inzwischen drüben in der Drogerie gewesen.
    Als wir uns an der Kasse trafen, brachte sie zwei Schwimmbrillen und einen vierteiligen Satz
    Küchenmesser mit – für den Fall, dass die Übergabe nicht wie geplant klappte.
    Draußen gingen wir nach Süden weiter. »Du hast
    erzählt, dass Geoff schon mal verheiratet war. Und du?«
    »Yeah, in meiner Zeit bei der Navy, praktisch noch nicht erwachsen.« Wir blieben stehen, um gemeinsam einen Blick auf den Stadtplan zu werfen. »Eine
    Katastrophe! Frag nicht mal danach. Ich war achtzehn, er neunzehn. Solche Ehen müssten gesetzlich verboten sein.
    Übernächste Querstraße.«
    Wir gingen weiter, ohne noch mehr über gescheiterte Ehen zu diskutieren. Jetzt wurde es ernst.
    Die Häuser in der Bergmannstraße und ihrer
    Umgebung mussten die angloamerikanischen
    Luftangriffe überdauert haben oder erstklassig renoviert worden sein. Hier kam man sich vor wie zwischen
    Filmkulissen für Alt-Berlin.

    Die Bergmannstraße erwies sich als größere
    Durchgangsstraße. Der südliche Randstein war dicht zugeparkt, und die Gehsteige waren luxuriös breit. Die ganze Straße war mit Bäumen bestanden, hinter denen Gründerzeithäuser und einige wenige neue
    Apartmentgebäude aufragten. In allen Erdgeschossen schien es einen Laden zu geben, dessen Markise
    herausgekurbelt war, und die Gehsteige waren voller Menschen.
    Wir machten an einer Ecke Halt und sahen uns die
    Hausnummern an. Da wir uns hier in den Achtzigern befanden, musste die Nummer 22 irgendwo links von uns liegen. Wir mischten uns unter die vielen Einkaufenden und gingen weiter. Mindestens die Hälfte aller Berliner Mütter schien hier unterwegs zu sein und ihre
    Kleinkinder an Brustgeschirren auszuführen.
    Ich hatte den Eindruck, schon mal hier gewesen zu sein, obwohl das schwer zu beurteilen war, seit diese Gegend exklusiver geworden war. Die Atmosphäre war dennoch entschieden unkonventionell. Jeder zweite Laden schien indische Tischtücher und Seidenkissen, Hanfkleider und Duftkerzen zu verkaufen. Vor
    Naturkostläden lagen Kürbisse, um die Leute anzulocken, die nicht schon der New-Age-Musik folgten. Auf dem Gehsteig standen Büchertische, Wühlkisten mit altem Krempel und Chromständer mit gebrauchter Kleidung.
    Der türkische Einfluss war unverkennbar, und aus vielen Läden drang Kaffeeduft.
    Wir gingen weiter, bis wir auf der anderen Straßenseite die Hausnummern 30 und 28 sahen, und machten dann unter einer Markise Halt. Während Suzy vorgab, sich für einen Ständer mit Secondhandkleidung zu interessieren, versuchte ich festzustellen, welches das Haus Nummer 22 war. Als ich es gefunden hatte, starrte ich es ungläubig an.
    Suzy sah in die gleiche Richtung wie ich. Die Nummer 24 war ein großer Obst- und Gemüsemarkt. Links davon stand ein schmuckloses, in gebrochenem Weiß
    gestrichenes Apartmentgebäude, das zur Straße hin große quadratische Fenster aufwies. Links und rechts der Eingangstür in der Mitte, die vermutlich zu den
    Wohnungen hinaufführte, befanden sich zwei
    Ladenlokale. Im linken hatte sich ein Café Breakout installiert; im rechten Schaufenster hing ein Leuchtschild, und man brauchte nicht viel Deutsch zu können, um zu verstehen, was Evangelische Freikirche bedeutete. Josh hätte es hier gefallen.
    Als wir unter der Markise hervorkamen und
    weitergingen, zupfte Suzy mich am Jackenärmel. »Es wird sogar noch besser.« Sie nickte zum First des Gebäudes hinauf, über dem ein mindestens sechs Meter hohes Kreuz aufragte, und nahm dann ihren Kaugummi heraus. »Über diese Arschlöcher kannst du sagen, was du willst, aber von Ironie verstehen sie was.«
    Wir überquerten die Straße, Suzys Linke in meiner Rechten, der Berlinführer auffällig in ihrer anderen Hand, gingen an dem Obst- und Gemüsemarkt vorbei und sahen ins Schaufenster der Kirche. Weiße Steinstufen führten zu etwas hinauf, das wie der Empfang des Hotels
    Paradies aussah, an dem nicht wenige Leute eincheckten.

    Der Haupteingang des Wohngebäudes bestand aus einer breiten Glastür mit seitlichen Glaspaneelen und einem Klingelbrett aus Edelstahl mit eingebauter Sprechanlage.
    Nur in zweien der dafür vorgesehenen Fächer steckten Namensschilder.
    Das Break-out war ziemlich finster, mit Stahltischen und -stuühlen eingerichtet und höchstens zu einem Drittel voll. Wir schlenderten

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