Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen
meinen enger an, damit die Browning fest im Hosenbund steckte.
»Du hast keine Angst um die Kronjuwelen, was?«
»Nein. Aber ich will kein Waffenöl auf meine schönen neuen Boxershorts bekommen.«
Das Halfter fand seinen Platz über ihrer rechten Niere.
Sie kontrollierte nochmals den Sicherungshebel, dann steckte sie die Pistole ins Halfter.
Ich zog meine Latexhandschuhe aus und schlug mit
einem spielerisch nach Suzy, bevor wir sie in den Koffer warfen, den Reißverschluss zuzogen und den Koffer unters Bett schoben. Als Versteck war dieser Platz ungefähr so einfallsreich wie die PIN-Kombination unserer Handys.
Ich holte meine Bauchtasche aus dem Wohnzimmer
und fädelte ihre Gurte durch die Gürtelschlaufen meiner Jeans, damit ich mich nicht darin verheddern konnte, wenn ich die Browning ziehen musste. Dann führten wir die vorgeschriebenen Kontrollen vor dem Verlassen der Wohnung durch – Fenster geschlossen, Elektrogeräte ausgeschaltet? –, bevor wir wieder im Pärchen-Modus auf den Flur hinaustraten.
Ich stellte die Alarmanlage scharf, als seien wir ein glückliches Paar, das zu Tesco unterwegs war, um dort seinen Wocheneinkauf zu erledigen. Sie arbeitete lautlos
– die Firma legte nicht den geringsten Wert darauf, dass die Polizei aufkreuzte und ein sicheres Haus durchsuchte
– und war direkt mit der QRF (Quick Reaction Force) verbunden. Die Wohnungstür war mit einer unsichtbaren Stahlplatte verstärkt, die ein Eindringen erschwerte, und in jedem Zimmer gab es einen Panikknopf für den Fall, dass man sich langweilte und die Schnelle Eingreiftruppe ärgern wollte, während sie bei Tee und Biskuits saß. Ein schwer bewaffnetes Viermannteam würde sofort
aufkreuzen, ob wir uns nun einen Scherz erlaubt hatten, Einbrecher in der Wohnung waren oder es bei einer der vielen »Befragungen«, die in solchen Wohnungen
stattfanden, ein Drama gab.
Die Wohnungstür fiel hinter uns ins Schloss, und ich sperrte zweimal ab. Wir gingen die Treppe hinunter, traten auf den Warwick Square hinaus und wandten uns nach rechts, um zur nächsten Durchgangsstraße zu
gelangen. Nach ungefähr fünf Minuten schafften wir es, ein schwarzes Taxi anzuhalten, und Suzy verfiel in den ganz speziellen Tonfall, den sie für Taxifahrer von Penang bis London reservierte. »Farringdon, mein
Lieber.«
»Und wohin dort, Schätzchen?«
»Ach, einfach zur U-Bahn-Station.«
Wir folgten dem Embankment und kamen bald an den
neu aufgestellten Betonhindernissen vorbei, die
Selbstmordattentäter davon abhalten sollten, bis vors Parlamentsgebäude zu fahren. Im Autoradio lief eine Sendung über den für London ausgerufenen erhöhten Alarmzustand. Irgendein Blödmann aus dem Büro des Oberbürgermeisters behauptete, die verschärften
Sicherheitsmaßnahmen würden Touristen beruhigen, statt sie abzuschrecken. Daraufhin meldete unser Fahrer sich zu Wort. »Ich hab schon viel amtlichen Scheiß gehört, aber will dieser Junge uns verarschen oder was?«
Ich sah auf meine Traser. Es war 18.45 Uhr, und der Treff war für 20 Uhr angesetzt, sodass wir reichlich Zeit haben würden, die Umgebung zu erkunden und unsere Positionen einzunehmen, sobald wir dort ankamen.
Wir bogen an der Blackfriars vom Embankment ab,
fuhren in Richtung Farringdon weiter und mussten an einer Ampel halten. Mir fiel ein Ford Mondeo auf, der am linken Straßenrand parkte, während ein
Motorradfahrer so dicht neben der Fahrertür stand, dass sein Sturzhelm fast durchs Fenster hineinragte. Der Ford war mit zwei Personen, einem Mann und einer Frau, besetzt. Sie beugte sich auf dem Beifahrersitz nach rechts, um mitzureden, während ein weiterer
Motorradfahrer dicht hinter ihnen hielt. Ich sah zu Suzy hinüber und stellte fest, dass sie diese Szene ebenfalls beobachtet hatte. Das Quartett war ein großes
Überwachungsteam, das entweder darauf wartete, dass die Zielperson auftauchte, oder sie aus den Augen verloren hatte und nun beriet, was als Nächstes zu tun war. Die Beschatter gehörten vermutlich zu der
staatlichen Überwachungsorganisation E4, die von
Terroristen bis zu zwielichtigen Politikern alle möglichen Verdächtigen im Auge behielt.
Als die Ampel auf Grün umsprang, rasten die
Motorradfahrer in entgegengesetzte Richtungen davon, und der Mondeo wendete über den durchgezogenen
Mittelstrich hinweg, sodass der gesamte Verkehr zum Stehen kam. Unser Fahrer beobachtete das Spektakel in seinem Rückspiegel. »Manche Leute tun einfach alles, um die Citymaut zu
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