Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen
den Brunnen ganz entschieden erst abdeckt, nachdem das Kind
hineingefallen ist, wenn man versucht, während eines Angriffs mit Milzbranderregern in einen dieser Anzüge zu schlüpfen.«
»Aber sie funktionieren.«
»Richtig, aber die Scheißdinger fangen auch schon nach einem Tag an, sich in ihre Bestandteile aufzulösen.
Der einzige Vorteil, den meiner hatte, war eigentlich, dass er mich nachts warm gehalten hat. Aber diesmal«, ich hielt meine Hand über den Kopf, »stecke ich bis hierhin in Gummi und Aktivkohle.«
Zwanzig Minuten später fanden wir in Smithfield
einen Parkplatz. Während Suzy meine Tragetüten zu unserer Ausrüstung in den Kofferraum legte und
absperrte, fütterte ich die Parkuhr mit genügend Münzen für die Höchstparkdauer von zwei Stunden. Die Citymaut war kein Problem für uns, weil die Tarnfirma eine Jahrespauschale zahlte, aber abgeschleppt zu werden, hätte uns den Tag verdorben.
Diese Leute schreiben einfach einen Strafzettel, und der Abschleppwagen ist sofort zur Stelle. Bevor wir davongingen, warfen wir beide noch einen prüfenden Blick in den Peugeot.
»Wie gestern?«
Suzy nickte, während sie einen neuen Kaugummi aus ihrer Umhängetasche holte, und ich wählte ihre Nummer, um die Verbindung zu testen. Sie steckte sich den Ohrhörer ihrer Freisprecheinrichtung ins Ohr, und ich winkte ihr zum Abschied lächelnd zu, als wir an dem Starbucks vorbeikamen, in das sie hineinging. Der Treff sollte in genau einer Viertelstunde stattfinden.
Der Pub war nicht so voll wie am Abend zuvor. Ich holte mir ein Cola und konnte übers Telefon hören, wie die Espressomaschine im Starbucks gurgelte und zischte, während ich mir einen Platz in der zweiten Reihe am Fenster suchte. Zu sanften Geigenklängen hörte ich, wie Suzy zwei Cappuccinos bestellte. Etwa eine Minute später meldete sie sich. »Hallo, ich sitze vom Eingang aus gesehen halblinks an der Wand.«
»Ich bin in Position.«
Drei bis vier Minuten vor der vereinbarten Zeit kam ein vertrautes Gesicht aus der U-Bahn-Station, bog nach links ab und kam in meine Richtung. »Achtung, hier kommt Marineblau, trägt dieselbe Jacke zu Jeans. Nähert sich der Turnmill Street.«
»Oh, großartig, dann sehen wir uns also bald wieder.«
Blau überquerte die Straße und warf im Vorbeigehen einen Blick in den Pub. In diesem Augenblick wurde es noch interessanter. »Achtung, es geht los, Suzy. Unser Mann verlässt die U-Bahn-Station, kommt auf mich zu, derselbe Regenmantel, diesmal angezogen. Grau ist hinter ihm, trägt braunes Wildleder zu Jeans, überquert jetzt die Straße. Beide kommen auf dich zu.«
»Okay, verstanden, ich habe gerade Blau vorbeigehen sehen. Bis bald!«
Der Informant, der es verstand, sich seiner Umgebung unauffällig anzupassen, kam an dem Pub vorbei.
»Sie sind eben an mir vorbei.«
»Okay, das habe ich mitgekriegt.« Suzy schwatzte, als rede sie mit ihrer Mom am Telefon über die Preise bei Sainsbury’s. Ich konnte noch immer Geigenmusik hören, in die sich laute italienische Stimmen von der Theke her mischten, als weitere Leute Kaffee bestellten. Dann schlich sich ein besorgter Unterton in ihre Stimme.
»Willst du nicht herkommen und deinen Kaffee jetzt trinken?« Vielleicht hatte sie etwas gesehen.
»Alles in Ordnung bei dir?«
»Ich traue ihm nur nicht, das ist alles.«
29
Als ich den Pub verließ, konnte ich hören, wie Suzy den Informanten begrüßte. »Oh, hallo – ich hätte nicht erwartet, Sie hier zu treffen.« Ich konnte mir vorstellen, wie beide dabei überrascht lächelten. Dann hörte ich Stühle scharren und war nun bereits am Fenster. Ich sah nach links. Beide saßen an dem Tisch, den Suzy
beschrieben hatte. Sie saß zurückgelehnt auf einem verchromten Lederstuhl, und unser Mann saß so auf einem Hocker vor ihr, dass er der Straße den Rücken zukehrte.
Ich ging geradeaus weiter, bog nach wenigen Metern links ab und folgte dem Durchgang zum Innenhof. Als ich auf den kleinen Platz trat, achtete ich darauf, starr geradeaus zu sehen. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich Blau auf einer der Eisenbänke halbrechts vor mir. Er saß neben einer Gruppe von Büroangestellten, die ihre Mittagspause genossen, und aß ein Sandwich.
Ich betrat das Starbucks durch die Glastür, und Suzy lächelte mich strahlend an. Die beiden Frauen neben der Tür blickten neugierig auf, um zu sehen, wer
hereingekommen war, und schwatzten dann weiter. Ich zog mir einen Stuhl heran, setzte mich neben Suzy und wandte mich dem
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