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Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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ungefähr zweihundertfünfzig Metern als Sackgasse endete. Wir blieben auf der
    gegenüberliegenden Straßenseite, um das Zielobjekt besser überblicken und länger im Auge behalten zu können, was hoffentlich zusätzliche Informationen bringen würde. Wir sahen uns alles an, auch wenn wir glaubten, es nicht bewusst registrieren zu können – das Unterbewusstsein gleicht einem riesigen Schwamm, und wir würden die darin gespeicherten Informationen durch gezielte Befragung zutage fördern können.

    Die erste Hausnummer auf der anderen Straßenseite war die 136. Das war gut: Es bedeutete, dass wir am richtigen Straßenende und auf der richtigen Seite anfingen. Vor uns fuhr ein Auto weg und scheuchte ein paar räudige alte Katzen auf.
    Suzy zupfte mich am Ärmel. »Vergiss nicht, nachher mitzuzählen.«
    Ich nickte, ächzte dabei jedoch innerlich. Ich hasste die Zählerei, aber sie war notwendig. Die Nummer 88 wurde sichtbar. Das Haus war mit Rauputz versehen und hatte eine massive weiße Haustür. Rechts neben der Tür
    befand sich ein Fenster mit Aluminiumrahmen: unten eine feststehende Isolierglasscheibe, oben ein nach außen zu öffnendes Oberlicht. Im ersten Stock war ein weiteres Fenster dieser Art zu sehen.
    Vor oder in der Nähe der Nummer 88 standen drei
    Autos geparkt: ein roter Volvo, Registrierbuchstabe P; ein grüner Toyota, Registrierbuchstabe C; ein schwarzer Fiesta, dessen Kennzeichen ich nicht sehen konnte. Dafür war er durch zwei auffällige rote Rallyestreifen
    gekennzeichnet.
    Im Haus war auf den ersten Blick kein Lebenszeichen zu erkennen. Die Vorhänge hinter den Tüllgardinen waren geschlossen. Aus dem Schornstein kam kein
    Rauch, vor der Haustür stand keine Milch, aus dem Briefkastens ragten weder Post noch Zeitungen, und beide Dachflächenfenster waren geschlossen.
    Als wir näher kamen, nahm ich Suzys Hand, und wir gingen schräg über die Straße – ohne uns erkennbar für das Haus zu interessieren, nur so dahinschlendernd.

    Einige schmale Vorgärten weiter kamen wir an der
    Haustür vorbei. Dahinter kein Laut, kein Licht, nichts.
    Die Fenster waren schmutzig, die Gardinen vergilbt. Das Fenster war innen mit einem einfachen Hebel verriegelt.
    Der Anstrich der Haustür blätterte ab, und das Schloss war ein ganz gewöhnliches Chubb-Zylinderschloss unter einer »antiken« Drückergarnitur aus Messing mit
    künstlicher Patina. Aber wer hätte dafür garantieren können, dass auf der Innenseite nicht mehrere Riegel vorgeschoben waren?
    Als wir an der Haustür vorbei waren, begann ich zu zählen. Eins, zwei, drei – bei jedem Haus, das wir passierten, drückte ich einen Finger in meine Handfläche
    –, acht, neun zehn, und dann fing ich wieder von vorn an.
    Elf, zwölf …
    Wir erreichten die Kreuzung mit der Walker Street, gingen nach rechts und überquerten fast augenblicklich die kleine Fußgängerbrücke. Der Bach einen Meter unter uns war schlammig und voller regenbogenfarbener
    Ölspuren. Jenseits der Brücke bogen wir wieder rechts ab und folgten einem ausgetretenen Trampelpfad. Ich legte einen Arm um Suzy und lächelte. »Ich habe siebzehn.
    Du?«
    »Genau.«
    »Scheint leer zu stehen.«
    »Ja … Halt die Klappe.« Sie zählte erneut, und ich machte mit. Eins, zwei, drei …
    Der Bach war ungefähr zwei Meter breit, und sein
    jenseitiges Steilufer verlief entlang der rückwärtigen Gärten der Häuser an der Sir Lewis Street und ließ kaum genug Platz für den Trampelpfad, dem wir folgten. Recht beliebt war dieser Weg offenbar bei Leuten, die aus den Häusern kamen, um ihren Müll in den Bach zu werfen.
    Überall häuften sich leere Zigarettenschachteln, Kippen, Bierdosen und sonstige Abfälle. Hier sah es wirklich aus wie auf einer Müllkippe.
    Das unbebaute Gelände zwischen uns und der
    Hauptverkehrsstraße sollte anscheinend bebaut werden.
    Um Unbefugte von der Baustelle fern zu halten, war ein weiß gestrichener Spanplattenzaun aufgestellt worden, der jedoch schon mit Graffiti beschmiert und größtenteils umgeworfen war.
    Neun, zehn, elf … Die Fassade eines Hauses brauchte keinerlei Ähnlichkeit mit seiner Rückseite zu haben: Sie konnte gepflegt wirken und grün gestrichen sein,
    während die rosa gestrichene Rückseite vernachlässigt war. Vor allem Reihenhäuser können in dieser Beziehung ein Alptraum sein. Manche hatten auch nach hinten hinaus Aluminiumfenster, während andere noch ihre Schiebefenster mit Holzrahmen hatten.
    Zwölf, dreizehn, vierzehn … Wir gelangten

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