Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen
auf Höhe einer braunen Holztür an, die in eine abbröckelnde Klinkerwand eingelassen war; im ersten Stock über ihr hing keine Wäsche, weil es dort keine Leine gab. Hinter den schmutzigen Fensterscheiben waren schmuddelige Gardinen zu sehen.
Suzy nickte fast unmerklich hinüber. »Das Haus ohne Wäsche, das mit den braunen Fensterrahmen und der braunen Tür. Das ist meine Nummer siebzehn.«
»Meine auch.« Wir gingen weiter. Hier gab es kein Licht, keine angelaufenen oder offenen Fenster, keine am Bachufer verstreuten frischen Müllsäcke.
Die Tür schien ein einfaches Schloss zu haben, aber sie konnte ebenso wie die Haustür von innen mit Riegeln gesichert sein. Die Gartenmauer war leicht zu
überklettern; damit würde es keine Probleme geben. Ich sah über die unbebaute Fläche hinaus und versuchte, einen Orientierungspunkt im Hafen zu finden. Nachts würde wieder alles völlig anders aussehen. »Das Haus steht genau in der Flucht der Q8-Tanks.«
Wir gingen auf dem Trampelpfad weiter; unsere
Erkundung war jetzt beendet, ob uns das passte oder nicht. Ein Einheimischer kam uns auf einem neuen, glänzenden Mountainbike entgegen. Wir schwatzten
locker weiter, bis wir ihn und das Zielobjekt weit hinter uns gelassen hatten und uns wieder zwischen Bungalows und Häusern befanden.
In meinem Kopf schwirrten hundert Eindrücke
durcheinander, als Suzy meine Hand ergriff und wir schweigend weitergingen. Der wichtigste Faktor war immer der Feind, in diesem Fall das Active Service Unit.
Denkbar war, dass seine Mitglieder sich im Haus
verborgen hielten; Unsichtbarkeit war vorläufig ihre beste Waffe.
Welche Ziele und Absichten hatten sie? Wir wussten, was sie vorhatten, aber wir hatten keine Ahnung von ihrer Ausbildung, ihrer Führung, ihrer Kampfmoral.
Diese Leute waren keine Soldaten; die dritte Welle, zu der sie gehörten, zeichnete sich vor allem durch
Intelligenz aus. Trotzdem fragten wir uns, gegen was für Leute wir hier antraten. Wir wussten nicht einmal, ob sie bewaffnet waren. Der Informant hatte nur gesagt, sie seien Fundamentalisten, die eifriger ins Paradies strebten, als wir King’s Lynn verlassen wollten. Aber was hieß das? Würden sie kämpfen? Hoffentlich nicht.
Am zweitwichtigsten war die Frage, wie wir
hineingelangen sollten. Bei Weiß einzudringen würde ein Alptraum sein, denn außer den geschlossenen Fenstern gab es nur die Dachflächenfenster und die vordere und hintere Tür. Selbst wenn ein Dachfenster offen gestanden hätte, wäre es unerreichbar gewesen, sodass nur die Türen übrig blieben – und das bedeutete, dass wir bis nach Einbruch der Dunkelheit warten mussten, bevor wir versuchen konnten, das Sicherheitsschloss in der Haustür zu knacken. Aber das würde höchst riskant sein, weil sie im Blickfeld so vieler Nachbarn lag.
Suzy gelangte zu dem gleichen Schluss. »Schwarz –
wir müssen von hinten rein, stimmt’s?«
Zielgebiete erhalten jeweils eine Farbkodierung, damit sie leichter zu identifizieren sind. Die Vorderseite ist immer Weiß, die rechte Seite Rot, die linke Grün und die Rückseite Schwarz. Da dies ein Reihenhaus war, hatten wir nur die Wahl zwischen Weiß und Schwarz.
»Yeah, außer der Golfschläger besorgt uns ein Echo-Paket, und wir sprengen von einem der Nachbarhäuser aus ein Loch in die Trennwand.«
Sie spielte mit dem Kaugummi zwischen ihren Zähnen und musste bei dieser Vorstellung flüchtig lächeln. »Wir brauchen nur ungesehen in den Garten zu gelangen. Dort finden wir reichlich Deckung, um die Schutzanzüge anzulegen und das Schloss zu knacken,«
Ich nickte. Wir mussten unkompliziert planen, weil wir so wenig Informationen hatten.
Suzy grinste, während sie übertrieben deutlich kaute.
»Scheiße, manchmal bin ich so gut, dass ich mich vor mir selbst fürchte.«
»Als Erstes müssen wir irgendwo außerhalb der Stadt die Schutzanzüge vorbereiten, damit wir nicht erst im Zielgebiet mit dem Auspacken anfangen. Dann kommen wir zu Fuß mit den Bereitschaftstaschen zurück, klettern über die Gartenmauer, und fertig ist die Laube – Anzüge an, Hintertür auf und los geht’s!«
»Dazu habe ich nur einen Verbesserungsvorschlag: Ich möchte irgendwo Gummihandschuhe kaufen. Die zum
Schutzanzug gehörenden Handschuhe will ich nicht. Mit denen ist es echt schwierig, den Abzug zu betätigen – vor allem wenn man auch die Innenhandschuhe trägt.«
Ich nickte. »Gute Idee. Und wenn wir drinnen sind, kannst du dich gleich über den Abwasch
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