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Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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ergriff die Initiative: Sie packte den Glatzkopf am Arm, zerrte ihn über die Leiche hinweg ins Wohnzimmer und trat ihm in die
    Kniekehlen, sodass er auf dem Teppich zusammensackte.
    Dem anderen bedeutete ich mit meiner Waffe, dem
    Glatzkopf zu folgen. »Hinknien!«
    Ich betätigte den Lichtschalter, als Suzy auf dem Rückweg in den Flur an mir vorbeikam, und ich konnte sie unter ihrer Schutzmaske keuchen hören, während sie sich abmühte, genug Luft zu bekommen, um überhaupt sprechen zu können. »Ich mache oben weiter.«
    Die zugezogenen Vorhänge waren billig und
    ungemustert, aber sie schützten uns vor der realen Welt.

    Beide Männer blieben auf den Knien, ließen die Köpfe hängen und starrten den Teppich an. Ihre Gesichter waren nicht vor Schmerz, sondern vor Angst verzerrt.
    Mein eigenes war kalt und klamm wie ein toter Fisch, während sich ganze Bäche von Schweiß im Kinnteil
    meiner Schutzmaske sammelten. Ich hörte, wie Suzy den Sicherheitsriegel der Haustür einschnappen ließ, bevor sie wieder nach oben ging.
    Beide Männer hatten Jeans an. Glatzkopf trug eine Bomberjacke aus braunem Leder, die wie meine aussah, sein langhaariger Kumpel eine abgewetzte schwarze Lederjacke mit Aufschlägen. Sie blickten jetzt nicht mehr zu Boden, aber auch nicht zu mir hinüber: Sie waren zu sehr damit beschäftigt, durch die offene Tür die
    blutüberströmte Leiche anzustarren. Die Tote war sehr dunkelhäutig, eher Indonesierin als Malaysierin, und trug Jeans, Laufschuhe und eine billige grüne Nylonjacke.
    Was von ihrem Gesicht übrig war, hätte einer Studentin gehören können.
    Schweiß lief dem Langhaarigen übers Gesicht und
    tropfte von seinem Kinn auf den abgetretenen Teppich mit Blumenmuster. Über uns knarrten Bodendielen. Wir hörten einen Stuhl scharren, dann krachte etwas
    Metallisches auf den Fußboden und Glas zersplitterte.
    »Runter mit euren Jacken. Einer nach dem anderen.«
    Als ich Glatzkopf einen Tritt gab, blieb an seinem Oberschenkel ein Fleck vom Blut der jungen Frau
    zurück. »Sie zuerst, Kahler.«
    Er fing an, seine Bomberjacke auszuziehen: weiter auf den Knien, den Blick jetzt wieder starr auf den Teppich gerichtet. Als er halb damit fertig war, sah ich bereits, dass er clean war – er trug keine Waffe.
    Suzy kam die Treppe herunter und verschwand in der Küche.
    »Okay, Kahler, das reicht. Jetzt der Langmähnige …
    runter mit der Jacke, dann ziehen Sie das T-Shirt hoch und zeigen mir Ihren Bauch.« Er gehorchte und wies seinen beginnenden Bierbauch vor. Auch er war
    unbewaffnet.
    »Jetzt legt ihr euch beide auf den Boden. Arme und Beine spreizen.«
    Draußen ging ein Paar am Haus vorbei, schwatzend
    und kichernd, nur wenige Meter entfernt.
    Suzy kam an die Tür, schüttelte den Kopf und machte sich daran, die Tote zu filzen. Die Tragetüte raschelte, als sie sie zur Seite legte und dann anfing, die Taschen der Frau zu durchsuchen. Ich wandte mich wieder den beiden Kerlen zu. Glatzkopf beobachtete, wie Suzy die Tote in der Lache aus ihrem eigenen Blut umdrehte, um an die hinteren Jeanstaschen heranzukommen. Er schien dicht davor zu sein, in Ohnmacht zu fallen.
    Ich versetzte ihm einen Tritt. »Wer sind Sie?«
    »Einwanderungsbehörde. Wir sind …«
    »Was machen Sie hier?«
    »Nur eine Routinekontrolle, das ist alles. Wir haben gesehen, dass vor dem Haus etwas passiert ist, deshalb sind wir reingekommen. Wir sind unbewaffnet, wir tun nur unsere Pflicht.« Seine Stimme klang dünn und
    ängstlich.
    Beide trugen einen Ehering – und hatten zweifellos eine dazugehörige hübsche große Hypothek am Hals. Ich nickte dem Braunhaarigen zu. »Haben Sie Kinder?«
    »Zwei.«
    Ich stieß Glatzkopf an. »Was ist mit Ihnen?«
    Er nickte.
    »Wie viele?«
    »Nur eines – sie ist jetzt zwei Monate alt.«
    »Okay, tut einfach, was ich sage, wenn ihr sie
    Wiedersehen wollt. Kapiert?«
    Beide nickten enthusiastisch. Ich wusste, dass sie nichts tun würden, was ihre Chancen, ihre Familien wiederzusehen, hätte beeinträchtigen können, denn der Gedanke an ihre Angehörigen beherrschte sie jetzt.
    »Kahler, zeigen Sie mir Ihren Dienstausweis. Aber bleiben Sie liegen, benutzen Sie nur eine Hand.«
    Er griff nach hinten in seine Jeanstasche und hielt mir eine abgegriffene schwarze Ledergeldbörse hin.
    »Klappen Sie sie auf, und legen Sie sie vor sich hin.« Das tat er, und ich sah nun, dass Russell George tatsächlich ein Beamter Ihrer Majestät im Innenministerium war.
    »Jetzt Sie.« Der Langhaarige

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