Nick Stone 06 - Feind ohne Namen
Bridge hasteten. »Also gut, MOE-Girl, die nächste Phase - die Schlösser«, sagte ich und übergab damit die Verantwortung an Suzy, die für unser Eindringen zuständig war.
Sie nickte und wechselte auf die andere Seite über, sodass ihr linker Arm durch meinen rechten gehakt war. Das MOE-Girl wollte den Schlössern näher sein. Als wir das Zielobjekt entlangzugehen begannen, schlenderte eine Gruppe schwarzer Jugendlicher, die sackartige Jeans und Sweatshirts mit über Baseballmützen hochgezogenen Kapuzen trugen, Chips knabberten und aus Coladosen tranken, hinter uns her.
Eine Dose wurde geschüttelt und bespritzte einen aus der Gruppe hinter uns, und alle lachten schallend - bis auf das Opfer, das sauer war, weil seine neuen Laufschuhe jetzt nicht nur vom Regen nass, sondern auch mit Coca-Cola eingefärbt waren. Suzy und ich gingen langsamer, um sie vorbeizulassen und den Abstand zu vergrößern; für uns war das gut, weil es uns einen natürlich Grund dafür lieferte, unser Tempo zu verringern und uns umzusehen, bevor wir den Jugendlichen langsam
folgten.
Vier ehemalige Schaufenster mit ebenso vielen Ladeneingängen nahmen den größten Teil des Erdgeschosses des Zielgebäudes ein.
Das erste Geschäft sah aus, als sei es zuletzt ein indisches Restaurant gewesen. Wies der Schmutz an der Tür oder den Schlössern Fingerspuren auf? Waren sie in letzter Zeit geöffnet worden? Alle diese ehemaligen Läden schienen seit vielen Jahren geschlossen zu haben, sodass jede kürzliche Veränderung leicht zu erkennen sein musste.
Die Tür war mit Spanplatten verschalt und mit einem rostigen Vorhängeschloss gesichert, das jahrelang nicht mehr angerührt worden war.
Über dem nächsten Eingang stand Mole Jazz . Dies war ein Club oder ein Plattengeschäft gewesen - was genau, ließ sich aus den Überresten des Schildes nicht erraten. Das Vorhängeschloss an der Tür war ähnlich schmutzig und buchstäblich festgerostet. Irgendein gelangweilter Passant hatte seinen alten Kaugummi ins Schlüsselloch gedrückt.
Dress Wright , das nächste Geschäft, war mit abgesperrten schweren Rollläden gesichert, gegen die vor längerer Zeit jemand gepinkelt und einige Schmutzschichten abgespült hatte. Als Ein- und Ausgang kam diese Tür praktisch nicht in Frage: Rollläden machen zu viel Lärm und kosten wertvolle Zeit, wenn sie geöffnet oder geschlossen werden sollen.
Das Eastern Eye , früher eindeutig ein indisches Restaurant, war das letzte Etablissement vor Jim’s Burger
Bar. Rechts neben dem verschalten Schaufenster befand sich der Eingang, dessen Vorhängeschloss zwar nicht neu, aber keineswegs festgerostet war. Das sah Suzy natürlich auch, und wir blieben stehen und umarmten uns - ich mit dem Rücken zur Tür, damit sie sich das Schloss genauer ansehen konnte. Ihr feuchtes Haar streifte mein Gesicht, als sie bestätigte, was ich gesehen hatte. »Der Schmutz ist an einigen Stellen abgewischt . Das Schloss ist vor kurzem geöffnet worden. Ich tippe auf die junge Frau, die ihre Freunde eingesperrt hat, bevor sie nach King’s Lynn zurückgefahren ist.« Suzy fing an, den oberen Türrand abzutasten.
»Aber sie hatte keinen zweiten Schlüssel.«
»Was suche ich wohl hier, Blödmann?« Suzy ließ die Hand sinken und wirkte plötzlich wieder aufgeregt. »Ich hab ihn - anscheinend wollte sie wieder zurückkommen. Aber diese Leute haben bestimmt einen Fluchtweg, wenn sie sie eingesperrt hat.«
Wir waren uns so nahe, dass ich ihren Atem auf meinem Gesicht spüren konnte. »Probier’s lieber aus, MOE-Girl. Vielleicht musst du doch noch deinen Zauber wirken.«
Ich lächelte, als sie mich erneut umarmte, um den Schlüssel ausprobieren zu können. Das musste vorsichtig geschehen, damit er sich nicht verklemmte oder abbrach. Alles schien in Ordnung zu sein. Auf der Gray’s Inn Road raste ein Streifenwagen vorbei. Blaulicht und Sirene waren hier ebenso normal wie knutschende Paare; kein Mensch achtete auf sie oder uns.
Suzy trat einen halben Schritt zurück, lächelte und küsste mich auf die Lippen. »Damit wir echt aussehen.«
»Ich wollte, du hättest Nikotinkaugummi mit Pfefferminzgeschmack. Er riecht wirklich nicht besonders.«
»Aber ich wette, es hat dir trotzdem gefallen.«
Wir gingen zum Schiffsbug zurück und auf die andere Seite hinüber, um die Straßenfront an der Pentonville Road zu begutachten. Das MTC hatte die Hausnummer 297. Suzy hängte sich bei mir ein. »Zwo-neun-sieben - siehst du’s? Keine Schlösser.
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