Nick Stone 06 - Feind ohne Namen
einen Meter von ihm entfernt und fixierte seinen Kopf. Er sah leicht besorgt zu Suzy hinüber. »Hey, sag ihr, dass sie auch reinkommen ...«
Weiter kam er nicht. Meine linke Hand packte ihn im Genick seines dürren Halses, während der rechte Handballen das Kinn traf. Sein Kopf schnellte nach hinten, und er brach wie ein Sack Scheiße auf dem Beton zusammen. Jetzt wusste ich auch, weshalb er gelispelt hatte: Ein kleiner Plastikbeutel, der unter seiner Zunge versteckt gewesen war, flog auf den Asphalt.
»Arschloch!« Das Lispeln war verschwunden.
Als er sich aufrappeln wollte, tat ich, was ich tun musste. Ich trat ihm ins Gesicht. Ich konnte nicht genau sagen, was ich im Dunkeln unter mir traf, aber das war auch nicht wichtig. Ich trat nochmals zu, als Suzy mich am Arm packte und dabei laut flüsterte: »Was machst du da? Los, komm jetzt .«
Der Kerl lag auf dem Bauch, deshalb trat ich ihm in die Seite - hoffentlich in die Niere - und dann ein paar Mal in die Magengegend. Ich riss mich von ihr los und bückte mich.
»Dafür ist jetzt nicht die richtige Zeit!«
Ich fing an, ihn über den nassen Asphalt zum Randstein zu schleifen. Suzy versuchte, mich von ihm wegzuziehen. »Verdammt, was hast du .«
Ich ließ ihn so auf den Gehsteig fallen, dass die Schulter auf dem Randstein lag und sein Ellbogen darüber hinausragte. Er wollte sich zusammenrollen, aber ich packte seinen Arm und streckte ihn wieder.
Suzy ließ sich auf ein Knie nieder. »Scheiße, lass mich das machen!« Sie umklammerte sein Handgelenk und streckte den Arm. Er strampelte schwach mit den Beinen, versuchte sich zu schützen. Seine Stimme klang undeutlich, als habe er den Mund voll Blut. »Ihr Fotzen . Fotzen.« Suzy hielt sein Handgelenk weiter so umklammert, dass sein Unterarm über dem Rinnstein gestreckt war. »Los, mach schon!«
Ich sprang hoch, landete mit voller Wucht und meinem ganzen Gewicht auf seinem Arm und hörte ein lautes Knacken, als der Knochen brach. Er quietschte wie ein Schwein. Ich holte sofort wieder aus und traf ihn mit einem weiteren Tritt im Gesicht, damit er die Klappe hielt. Suzy war schon wieder auf der St. Chad’s Street unterwegs und sah zu der Überwachungskamera auf. »Komm jetzt, komm jetzt!« Sie wandte sich nach rechts in Richtung Gray’s Inn Road, und ich holte sie nach wenigen Schritten ein.
»Scheiße, was sollte das, Nick?« Sie sah angestrengt geradeaus, während ich absichtlich durch die nächsten Pfützen platschte, um das Blut von den Stiefeln zu bekommen. »Hast du beschlossen, diesen Job total zu vermurksen?«
Ich machte mir nicht die Mühe, ihr zu antworten; was sie dachte, war mir egal. Aber sie hatte noch etwas hinzuzufügen: »Ich weiß nicht, wie dein Problem heißt, aber ich wette, dass es beschissen schwer auszusprechen ist.«
Suzy ging noch schneller. Scheiße, ich wusste, dass sie alles verstanden hätte, wenn ich ihr meinen Standpunkt erklärt hätte, aber dafür war jetzt keine Zeit. »Hör zu, das ist nun mal passiert, ich bin ausgerastet, tut mir Leid.« Ich hielt sie mit einer Hand am Arm zurück, während ich mit der anderen das Nokia herauszog.
Der Verkehr war noch immer so stark, dass ich mir einen Finger ins freie Ohr stecken musste, sobald ich die Nummer des Jasagers gewählt hatte.
»Was?«
»Wir haben den Rundgang gemacht und nichts gesehen, kein Lebenszeichen. Ist das Signal noch da?«
»Ja. Ich will, dass Sie so schnell wie möglich dort ...«
Ich schnitt ihm das Wort ab. Sobald der Einsatz begonnen hatte, musste er zuhören, weil ich der Mann vor Ort war. »Wir haben mit dem Informanten gesprochen. Er weiß nichts. Wir ziehen jetzt los und sehen uns das Zielobjekt aus der Nähe an.«
Wir waren bereits zum Schiffsbug unterwegs. »Ich melde mich bald wieder.« Ich schaltete das Nokia aus. Es tat gut, gelegentlich das letzte Wort zu haben.
Suzy hing wieder an meinem Arm, sah sich mehrmals nach etwaigen Verfolgern um. Sie hatte sich in ihr Thema verbissen. »Hast du nicht alle Tassen im Schrank oder was? Das hättest du nicht tun dürfen - damit hast du den
ganzen Job gefährdet.«
»Nein, das habe ich nicht. Ich habe uns sogar einen Gefallen getan. Geht er zur Polizei, konzentriert sie sich auf das Gebiet dort hinten, sodass wir hier unbeobachtet einbrechen können. Falls er überhaupt zur Polizei geht.«
»Scheiße, das ist die dämlichste Ausrede, die ich je gehört habe!«
Wir blieben eingehängt, während wir Pfützen auswichen und über die King’s Cross
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