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Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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keuchend durch den Filtereinsatz atmete, während sie mich mit dem Handscheinwerfer von Kopf bis Fuß ableuchtete. »Alles in Ordnung mit dir?«
    Ich sah mich in dem Dunst aus Zigarettenqualm und Korditrauch um. »Ja, ich glaube schon. Scheiße, ich dachte . « Ich atmete tief durch, bevor ich einen Überschuh hob, um ihr zu zeigen, was an der Sohle klebte, und dann an ihren Filtereinsatz tippte. »Hätten wir diese Drecksdinger nicht getragen, hätten wir vom Erdgeschoss aus einfach unserer Nase folgen können.«
    Das war nicht besonders witzig, aber sie begann trotzdem zu lachen, und wir konnten gar nicht mehr aufhören, als wir die Flaschen inspizierten. Sie standen in einer Blutlache, schienen aber alle zwölf intakt zu sein. Auch die Kunststoffkappen über den Korken waren unversehrt. Ich war verdammt erleichtert, als ich jetzt unbesorgt die Mischung aus Tabakqualm und Kordit einatmete. Es war nur logisch, dass sie die Flaschen, deren Inhalt sie infiziert hätte, erst unmittelbar vor dem Einsatz geöffnet hätten. Sonst hätte es passieren können, dass sie bei einer Verschiebung des Anschlags um einige Tage schon zu krank gewesen wären, um ihren Auftrag auszuführen. Neben den Flaschen lagen drei identische große Nylontaschen mit Schulterriemen und vier komplette Sätze Schuhe und Bekleidung. Auf jedem der vier Stapel lagen U-Bahn-Pläne und Fahrscheinhefte für den Innenraum, aber nur auf dreien lagen auch Handys.
    Ich ließ mich auf ein Knie nieder, um die Nylontaschen zu untersuchen. In jeder lag ein dicker Stahlzylinder, der fast einen halben Meter lang war und offenbar Druckluft enthielt. Angeschlossen war ein Dreiliterbehälter aus Hartplastik, von dem ein Schlauch zu der Netztasche führte, in der man normalerweise seine Laufschuhe transportierte.
    Suzy nahm eine Flasche nach der anderen in die Hand und wischte das Blut mit einem der Hemden ab. Ich griff nach einem der U-Bahn-Pläne. Auf den ersten Blick enthielt der Innenraum mindestens zwölf große Bahnhöfe, von denen vier - darunter auch King’s Cross - mit Bleistift umringelt waren. Ich warf den Plan Suzy zu und griff nach einem anderen, auf dem weiter westlich gelegene Stationen, darunter Paddington und Victoria,
    markiert waren.
    Ich erinnerte mich, irgendwo gelesen zu haben, wie das Belüftungssystem der Londoner U-Bahn funktionierte: Jeder fahrende Zug schob eine Luftmasse vor sich her. Deshalb war die Tunnelröhre der Größe des Zuges angepasst; deshalb war vor jeder Einfahrt auf dem Bahnsteig Wind zu spüren. Wollte man Dark Winter verbreiten, gab es keine bessere Möglichkeit, es unter die Leute zu bringen.
    Suzy ließ den U-Bahn-Plan fallen und griff nach einem der Fahrscheinhefte. Drei oder vier Fahrkarten fehlten bereits. »Sie haben die U-Bahn also schon erkundet. Dreckskerle.« Während sie weiter die Flaschen abwischte, sah ich mich in dem Raum um. Er schien früher als Lagerraum gedient zu haben, war ungefähr zehn mal zwölf Meter groß und hatte keine Fenster. ABC-Überschuhe hatten auf dem Linoleum eine Spur aus Blut und Scheiße hinterlassen. In der Raummitte waren Gipskartonplatten gestapelt, an zwei Wänden standen alte graue Stahlschränke. In einer Ecke lagen vier neue Schlafsäcke ausgerollt. Überall auf dem Boden waren Abfälle, alte und neue, verstreut.
    Dazwischen lagen leere Farbsprühdosen, und die Wände waren mit roten Parolen auf Malaysisch, Arabisch und Chinesisch besprüht, zwischen denen rote Handabdrücke leuchteten. Auf den Fußboden war sogar ein roter Pfeil gesprüht, der in Richtung Mekka wies.
    Ich blickte auf den jetzt auf dem Bauch liegenden Chinesen hinunter, der mich angefallen hatte. Aus den Löchern in seinem Kopf sickerte kein Blut mehr, aber sein pechschwarzes Haar war damit getränkt und glänzte im Licht des Handscheinwerfers. Er war nicht älter als dreißig und trug Jeans, neue mehrfarbige Nikes und ein dunkelblaues Sweatshirt.
    Wir mussten hier weg. »Scheiß auf die Durchsuchung des dritten Stocks - wäre dort jemand gewesen, wäre er längst hier. Komm, wir nehmen die Flaschen mit und hauen ab. Wirf mir einen Schlafsack her, okay?«
    Suzy warf mir einen Schlafsack mit umlaufendem Reißverschluss zu, der sich in eine Daunendecke verwandeln ließ, und machte sich daran, die Stahlflaschen und Plastikbehälter aus den Sporttaschen zu ziehen. Ich ging zu dem Flaschenlager zurück, legte die erste Flasche sorgfältig unten in den Schlafsack, rollte sie ein, ließ die nächste Flasche folgen und

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