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Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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einzubinden. In meiner Kindheit in einem heruntergekommenen Wohnblock in South London war ich mit Fantasievorstellungen von einer perfekten Familie aufgewachsen, und aus meiner Sicht war dieser Traum für Kevin Wirklichkeit geworden.
    Ich ging als Erstes zum Kipptor der Garage, aber es war abgesperrt, und keiner von Homers Schlüsseln passte. Also umging ich das Haus links, um auf die Rückseite zu gelangen. Nirgends eine Spur von Kelly. Nur die große Kinderschaukel mit dem Holzgestell, das ziemlich verwittert war, aber noch recht stabil wirkte.
    Ich steckte einen Yale-Schlüssel ins Schloss der Haustür und drehte ihn nach links. Vor sechs Jahren, daran erinnerte ich mich nur allzu gut, hatte die Tür weit offen gestanden.
    Kevins Job bei der DEA (Drug Enforcement Administration) war seit einigen Monaten ein reiner Schreibtischposten in Washington gewesen. In seiner Zeit als verdeckt arbeitender Ermittler hatte er sich in der
    Drogenszene viele Feinde gemacht, und nach dem dritten oder vierten Anschlag auf sein Leben hatte Marsha beschlossen, genug sei genug.
    Auch ihm gefiel diese neue, ungefährlichere Arbeit. »Viel mehr Zeit für die Kinder«, sagte er oft.
    »Yeah, damit du weiterhin eines sein kannst!«, lautete meine Standardantwort.
    Glücklicherweise war Marsha eine reife und sensible Partnerin, sodass sie sich auf dem Familiensektor ideal ergänzten. Ihr Haus bot eine gesunde, liebevolle Umgebung, aber nach drei bis vier Tagen musste ich jedes Mal weiter. Ich riss Witze darüber, indem ich behauptete, den Duftkerzengeruch nicht aushalten zu können, aber die beiden kannten den wahren Grund: Ich konnte es einfach nicht ertragen, unter Leuten zu sein, die mir so viel Zuneigung entgegenbrachten.
    Der abgestandene, irgendwie leblose Geruch stieg mir in die Nase, sobald Homer seine Pflicht tat und mich eintreten ließ. Hinter der Haustür lag eine große rechteckige Diele mit Türen zu den Erdgeschossräumen. Rechts die Küche. Links das Wohnzimmer. Alle Türen waren geschlossen. Ich machte auf der Schwelle Halt, ließ den Schlüsselring langsam um meinen Zeigefinger kreisen und wünschte mir nichts mehr, als wieder Duftkerzen zu riechen.
    Alle Möbel und Teppiche waren längst abtransportiert worden. Darauf hatte der Immobilienmakler als Erstes bestanden. Potenzielle Käufer legten keinen Wert auf blutgetränkte Flokatis und dreisitzige Sofas. Kelly hatte nichts dagegen gehabt, dass die Einrichtung weggebracht wurde, aber sie hatte darauf bestanden, dass die Schaukel dablieb. Als Nächstes hatten wir alle Blutspuren mit einem Dampfstrahler beseitigen lassen. Trotzdem hing der Blutgeruch noch immer in der Luft, davon war ich überzeugt: Der beklemmende, kupfrige Geschmack legte sich mir auf die Zunge und erschwerte mir das Atmen. Ich steckte Homer in eine Tasche meiner Lederjacke und wagte mich tiefer ins Haus hinein.
    Mein Puls beschleunigte sich, als ich an der Massivholztür zum Wohnzimmer vorbeikam. Dagegen war ich machtlos: Ich musste stehen bleiben und mich dieser Scheißtür zuwenden. Ich streckte sogar eine Hand nach der Klinke aus, aber dann sank sie kraftlos herab. Ich wusste, dass ich sie nicht öffnen konnte. Und dies war nicht die einzige Tür, bei der es mir so erging.
    Ich war einige Male zurückgekommen, um die Männer von der Spedition und das Reinigungspersonal zu beaufsichtigen, aber ich hatte es immer nur bis in die Küche geschafft. Zuletzt hatte ich diese Arbeit Josh überlassen müssen. Den Grund dafür, meine Angst vor den Türen, hatte ich ihm nie erzählt. Aber clever wie er war, wusste er bestimmt Bescheid.
    Ich stand einfach da, starrte die Klinke an und hielt die Stirn ans Türblatt gedrückt. Meine Hände schoben sich in die Jackentaschen. Sie schlossen sich um Homers Kopf und die Schlüssel und pressten sie zusammen, bis mir die Finger wehtaten.
    An jenem Tag im April 1997 war Sonnenlicht durch diese Tür in die Diele gefallen, aber ich hatte mir nicht die Mühe gemacht, ins Wohnzimmer zu sehen. Ich war zu sehr darauf fixiert gewesen, in die Küche zu gelangen, in der ich sanfte Rockmusik hörte. Trotzdem musste ich aus dem Augenwinkel etwas wahrgenommen haben, denn nach einigen Schritten blieb ich wie angenagelt stehen. Mein Gehirn musste Informationen aufgenommen, sich aber sekundenlang geweigert haben, sie zu verarbeiten.
    Ich hielt Homer krampfhaft umklammert, während eine Woge aus Übelkeit über mich hinwegging. Mein internes Video begann mir wieder zu zeigen, was ich

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