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Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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zwölf bis fünfzehn Farbfotos und gab sie mir. »Dies ist ein Fall der Art, die ich in der Vergangenheit zu behandeln versucht habe.«
    Ich sah mir die Fotos an und stellte fest, dass sie Teile des aufgetriebenen Körpers eines alten Schwarzen zeigten - Kopf, Arme, Rumpf, Beine -, die über und über mit eiternden Geschwüren bedeckt waren. Seine brandigen Finger und Zehen sahen aus, als seien sie in einen Fleischwolf geraten. Ich bemühte mich, das Foto von seinem Gesicht mit den angstvoll geweiteten Augen nur flüchtig anzusehen. Der arme Kerl wurde bei lebendigem Leib aufgefressen. Ich hörte Suzys Blisterpackung rascheln und wusste, dass sie ebenfalls versuchte, das Foto des Gesichts zu meiden.
    Simons Blick wanderte nervös zwischen uns hin und her, als versuche er zu erkennen, ob dies die Informationen waren, die wir erwarteten. Als Suzy das letzte Gruselfoto auf den Couchtisch zurücklegte, fasste er das als Signal zum Weitersprechen auf. »Die Pest tritt in zwei Hauptvarianten auf. Die Beulenpest, von der Sie schon gehört haben werden, war im vierzehnten Jahrhundert für den schwarzen Tod verantwortlich, der allein in Europa über dreißig Millionen Tote gefordert hat. Um die Beulenpest geht’s übrigens auch in dem Kinderreim, den wir alle kennen - >Ringel, ringel, Mäuschen, wo hast du dein Sträußchen?<«
    Suzy beendete ihn an seiner Stelle. »>Hatschi, hatschi, wir fallen alle um!<«
    Ich stimmte nicht mit ein. Dies war ein weiterer Kinderreim, den ich nie gelernt hatte. Mein Stiefvater hatte nichts von solchem Unsinn gehalten. Meine Mom musste im Waschsalon arbeiten und dachte nicht daran, ihre Zeit damit zu vergeuden, ihren Kindern solchen Blödsinn beizubringen. Solcher Scheiß half niemandem, einen Job zu bekommen.
    Er räusperte sich erneut. »Ja, dreißig Millionen allein in Europa - der größte Bevölkerungsanteil, der je einer einzigen Seuche zum Opfer gefallen ist. Aber die Beulenpest ist die weniger tödliche der beiden Varianten.« Sein Blick wanderte erneut zwischen uns hin und her. »Die Variante, über die ich heute spreche, ist die Lungenpest, die so ansteckend ist, dass sie als Waffe der Klasse A eingeordnet wird. Die beiden einzigen anderen Waffen in dieser Klasse sind Pocken und Milzbrand - so schlimm ist diese Krankheit. Wird sie nicht binnen vierundzwanzig Stunden nach der Infektion behandelt, endet sie in hundert Prozent aller Fälle tödlich.«
    Suzy beugte sich nach vorn. »Dann stehen die Erreger also unter strikter Kontrolle?«
    Er lächelte flüchtig. »Die lassen sich nicht kontrollieren. Lungenpest entsteht auf natürlichem Weg durch das Bakterium Yersinia pestis, das außer in
    Australien und der Antarktis auf der ganzen Welt in Nagetieren und ihren Flöhen vorkommt. Bei Menschen entsteht die Krankheit durch Stiche von damit infizierten Flöhen - aber zum Glück weltweit nur in rund dreißig Fällen pro Jahr.« Simon tippte auf die noch auf dem Couchtisch liegenden Fotos und machte ein trauriges Gesicht. »Der alte Archibald hatte das Pech, einer davon zu sein.«
    Der gute alte Archibald war mir wirklich scheißegal. Ich wollte, dass Simon beim Thema blieb. »Die Lungenpest lässt sich als Waffe einsetzen?«
    Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Darüber mag man gar nicht nachdenken. Nur fünfzig Kilo davon, die über einer Großstadt von der Größe Londons versprüht würden, würden bis zu hundertfünfzigtausend Menschen infizieren, von denen fast ein Drittel sterben würde. Und das wären nur die Opfer von Primärinfektionen. Diese Zahlen würden sich vervielfachen, wenn die Erreger von Infizierten in andere Städte oder Grafschaften verschleppt würden. Die Lungenpest breitet sich durch Tröpfcheninfektion wie ein Lauffeuer aus - ein einfaches Husten oder Niesen genügt, um alle Umstehenden anzustecken. Leider gibt es kein effektives Frühwarnsystem gegen die Bakterien: Dass man sich angesteckt hat, weiß man erst, wenn die Symptome auftreten.«
    Ich merkte, dass ich noch immer meine Jacke anhatte, und stand halb auf, um sie auszuziehen. »Wie lange dauert das also - bis die Symptome auftreten?«
    »Zwischen der Ansteckung und den ersten Symptomen können ein bis sechs Tage liegen, aber die häufigste Spanne liegt zwischen zwei und vier Tagen.«
    »Worauf müssten wir also achten?«
    »Nun, das erste Anzeichen für einen Angriff wäre vermutlich eine Woge von Erkrankungen, die zunächst für schwere Lungenentzündung und Blutvergiftung gehalten würden. Träten

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