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Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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und Einkaufswagen. Suzy und ich gingen nebeneinander auf die in die Wohnsiedlung führende Lücke zu. Suzy hängte sich bei mir ein und kommentierte lächelnd Marke und Farbe aller Autos, an denen wir vorbeikamen. Uns ging es darum, aus der Ferne natürlich zu wirken, während wir uns zwischen den geparkten Wagen hindurchschlängelten.
    Die Bewohner der städtischen Reihenhäuser hatten sich bemüht, ihre Vorgärten individuell zu gestalten, und genau das schien Suzy noch mehr aufzubringen. Manche hatten Steinlöwen auf den Torpfosten ihrer Gartentüren stehen; bei anderen saßen Gartenzwerge auf der Treppe vor der Haustür oder angelten in kleinen Teichen; wieder andere hatten Vogelhäuschen mit Windmühlen. Die elegantesten Häuser hatten Carports. Am besten gefielen Suzy einige lockere Halbziegel in einer Wand neben einer Telefonzelle. »Das wäre ein idealer toter Briefkasten, oder?«
    Ich nickte, als wir auf der Loke Street nach links abbogen, in die Richtung zurückgingen, aus der wir mit dem Auto gekommen waren, und an all den Reihenhäusern aus Coronation Street vorbeikamen. Auf einer in eine Mauer eingelassenen Steinplatte stand die Jahreszahl »1892« - anscheinend das letzte Jahr, in dem sich irgendjemand hier neu eingerichtet hatte. Durch Tüllgardinen sahen wir gemusterte braune Teppichböden und aus Messing gegossene Hunde, die an gefliesten offenen Kaminen saßen.
    Suzys Stimmung hatte sich keineswegs gebessert. »Ich hasse solche Siedlungen!«
    »Was ist denn los? Gefällt dir Norfolk nicht?«
    »Ich bin zur See gegangen, um aus einem Drecksloch dieser Art rauszukommen. Scheiße, hier sieht’s aus wie West Belfast an einem scheußlichen Tag. Da sind mir Bluewater und mein neuer Wintergarten zehnmal lieber!«
    Ich sah mich um und wusste genau, was sie meinte - bis auf die Erwähnung von Bluewater.
    Wir gingen die Loke Street entlang weiter und an den beiden ersten Verbindungsstraßen vorbei, die parallel zur Sir Lewis Street verliefen. Aus einem Eckgeschäft kam ein Chinese Anfang zwanzig mit einer Zeitung unter dem Arm und einem Zeigefinger im Aufziehring einer Coladose. Er nahm einen großen Schluck, dann sprang er in einen roten Lada und fuhr von der Straße weg, die unser Ziel war.
    Suzy sah lächelnd zu mir auf. »D958?«
    Ich nickte, obwohl ich wusste, dass wir uns dieses Kennzeichen nicht zu merken brauchten. Auf der ganzen Welt konnte es nicht mehr viele rote Ladas geben.
    Ich holte tief Luft. »Mein Drecksloch war ein
    Wohnblock mit Sozialwohnungen. Die riechen alle gleich, nicht wahr?«
    Sie schüttelte sich. »Kohlenfeuer und Kohlgeruch. Ich hasse die Erinnerung daran, hasse sie, hasse sie!«
    Die Sir Lewis Street lag an der nächsten Kreuzung rechts. »Diese Gasse entlang?«
    Wir überquerten die Straße Arm in Arm und folgten einem schmalen Durchgang kurz vor der Zielstraße. Er war gerade breit genug für zwei Personen nebeneinander, und wir hatten die Rückseiten der Häuser an der Sir Lewis Street links neben uns. Die Gärten hinter den Häusern waren winzig, und an Leinen vor den Fenstern im ersten Stock hing Wäsche - alte graue Wolljacken und stark ausgebleichte Jeans schienen die Modehits der Woche zu sein.
    Katzen oder in Stadtnähe lebende Füchse hatten die Müllsäcke aufgerissen und Tiefkühlpackungen und den Inhalt von Hunderten von Aschenbechern verstreut. Überall roch es nach feuchter Wäsche, aus Küchenfenstern kam ein Geruch wie von abgestandenem Tee, und irgendwo im ersten Stock wurde eine Toilettenspülung betätigt. Einige der Gärten hatten noch in den Zaun eingelassene Tore, aber die meisten waren längst eingetreten worden oder verrottet.
    Ungefähr vierzig Meter vor uns lag die quer verlaufende Walker Street. Ich konnte in einigen Häusern Fernseher hören, und hier und da kläffte ein Hund hinter abbröckelnden Mauern.
    Als wir die Walker Street überquerten, versuchten wir, die Hausnummern in der Sir Lewis Street links von uns zu erkennen, aber dazu war die Entfernung zu groß.
    Eine kleine Fußgängerbrücke wölbte sich über den Bach und führte zu der weiten unbebauten Fläche mit Erdhaufen, wilden Mülldeponien und
    Baumaschinenspuren, die sich ungefähr hundert Meter breit parallel zur Hauptstraße hinzog. Dahinter begann der Maschendrahtzaun der Hafenanlagen, hinter dem Kräne und Treibstofftanks mit dem Q8-Firmenzeichen in den Himmel aufragten. Hunderte von frisch zugesägten Kanthölzern ragten über den Zaun; irgendein Baustoffhändler musste dort ein

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