Nick Stone 06 - Feind ohne Namen
die Türen übrig blieben - und das bedeutete, dass wir bis nach Einbruch der Dunkelheit warten mussten, bevor wir versuchen konnten, das Sicherheitsschloss in der Haustür zu knacken. Aber das würde höchst riskant sein, weil sie im Blickfeld so vieler Nachbarn lag.
Suzy gelangte zu dem gleichen Schluss. »Schwarz - wir müssen von hinten rein, stimmt’s?«
Zielgebiete erhalten jeweils eine Farbkodierung, damit sie leichter zu identifizieren sind. Die Vorderseite ist immer Weiß, die rechte Seite Rot, die linke Grün und die Rückseite Schwarz. Da dies ein Reihenhaus war, hatten wir nur die Wahl zwischen Weiß und Schwarz.
»Yeah, außer der Golfschläger besorgt uns ein EchoPaket, und wir sprengen von einem der Nachbarhäuser aus ein Loch in die Trennwand.«
Sie spielte mit dem Kaugummi zwischen ihren Zähnen und musste bei dieser Vorstellung flüchtig lächeln. »Wir brauchen nur ungesehen in den Garten zu gelangen. Dort finden wir reichlich Deckung, um die Schutzanzüge anzulegen und das Schloss zu knacken,«
Ich nickte. Wir mussten unkompliziert planen, weil wir so wenig Informationen hatten.
Suzy grinste, während sie übertrieben deutlich kaute. »Scheiße, manchmal bin ich so gut, dass ich mich vor mir selbst fürchte.«
»Als Erstes müssen wir irgendwo außerhalb der Stadt die Schutzanzüge vorbereiten, damit wir nicht erst im Zielgebiet mit dem Auspacken anfangen. Dann kommen wir zu Fuß mit den Bereitschaftstaschen zurück, klettern über die Gartenmauer, und fertig ist die Laube - Anzüge an, Hintertür auf und los geht’s!«
»Dazu habe ich nur einen Verbesserungsvorschlag: Ich möchte irgendwo Gummihandschuhe kaufen. Die zum Schutzanzug gehörenden Handschuhe will ich nicht. Mit denen ist es echt schwierig, den Abzug zu betätigen - vor allem wenn man auch die Innenhandschuhe trägt.«
Ich nickte. »Gute Idee. Und wenn wir drinnen sind, kannst du dich gleich über den Abwasch hermachen.«
Als wir auf den Parkplatz zurückkamen, war es zwei Stunden vor Sonnenuntergang. »Was hältst du von einem Tee?«
Sie nickte begeistert, und wir gingen ins Café von Morrisons und bestellten, Sandwichs und Biskuits. Ich sah immer wieder auf meine Traser.
»Entspann dich, Nick.«
Aus Deckenlautsprechern dröhnte The Best of Janet Jackson , und zwischendurch kamen Durchsagen, die auf die vielen wundervollen Sonderangebote im Laden
hinwiesen.
Jetzt sah auch Suzy auf ihre Uhr. »Ich gehe mal los und kaufe Gummihandschuhe. Willst du auch welche?«
»Es wäre verrückt, keine zu wollen. Kauf uns auch eine Dose Rasierschaum und ein paar Einmalrasierer, okay?«
Sie fuhr mir übers Kinn. »Wird gemacht. Wer weiß? Würdest du ein bisschen mehr auf dich achten, könntest du mal Glück haben.«
Sie überließ mir die Biskuits, die sie nicht angerührt hatte, und ich zog mein Handy heraus. Aber ich hörte wieder nur Joshs Anrufbeantworter; dort drüben war es ungefähr Samstagmittag. Ich unterbrach die Verbindung und wählte erneut.
»Hallo?«
»Carmen, ist Kelly da?«
»Augenblick.« Als sie die Küche verließ, hörte ich im Hintergrund den Fernseher laufen; dann übergab sie das Telefon mit den Worten: »Für dich ... Nick.«
Ich hörte ein weinerliches »Hallo?«
»Hi, Kelly, hör zu - ich wollte dich noch mal anrufen, weil wir nicht ausführlich miteinander reden konnten. Tut mir Leid, dass ich nicht kommen und mich verabschieden kann, aber ich bin oben im Norden, in Carlisle.«
»Wo ist das?«
»Fast in Schottland. Tut mir echt Leid, dass ich .«
»Ist Josh wieder da?«
»Noch nicht. Irgendwann heute Abend - nach seiner Zeit.«
Ich blickte auf und sah Suzy mit ihren Einkäufen in einem Drahtkorb an einer der Kassen anstehen. »Hör zu, ich muss jetzt Schluss machen. Ich rufe dich wieder an, vielleicht nicht heute Abend, weil ich unterwegs sein werde. Ich versuch’s morgen früh, okay? Ist mit deinem Flug alles klar?«
»Weiß ich nicht.«
»Dann lass mich kurz mit Granny reden - ist sie irgendwo in der Nähe?«
Ich hörte, wie sie Carmen rief, und bekam mit, wie das Telefon übergeben wurde.
»Habt ihr den Flug gebucht?«
»Nein, es hätte hundert Pfund gekostet, das Ticket umzubuchen, und sie wollten nicht auf deinen Anruf warten. Sie wollten das Geld gleich, und du weißt ja, wie teuer es ist, eine Kreditkarte zu benutzen .«
»Hör zu, zahlt bitte einfach - ich ersetze euch, was immer es kostet.«
Ich schaltete das Handy aus und verstaute es wieder in meiner Bauchtasche, als Suzy
Weitere Kostenlose Bücher