Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit
angezogen und fix und fertig.“
'Aha, Willi Wiberg ...! Lilys Lieblingslektüre. Wie er betont!', denke ich belustigt und gehe ins Zelt. Nick sieht kurz auf, grinst und liest weiter.
Er liegt auf dem Bauch und Lily sitzt rittlings auf seinem nackten Rücken und sieht ihm über die Schulter.
„Nun lacht Papa“, liest Nick und grinst mich wieder an.
„Klar gehen wir. Wir wollen nur noch ...“
„'Was nur noch?', fragt Willi“ Nick verstellt seine Stimme als 'Willi'.
„'...zu Ende lachen !, sagt Papa'„, liest Nick und klappt das Buch zu.
„Schluss!“, ruft er nach hinten. „Nein!“, schreit Lily.
„Genug gelesen“, sagt Nick gutgelaunt, „drei Bücher hab' ich ihr vorgelesen!“
Er sieht mich an und zwinkert. „Na? Wie war die Dusche?“
Ich gehe zu den beiden und packe Lily. „Du Quälgeist“, sage ich und klemme sie mir unter den Arm. Sie strampelt und wehrt sich. „Tat gut“, sage ich und grinse ihn an. Er schält sich aus seiner Decke und sieht an sich runter.
„Jetzt kann ich auch duschen gehen“, sagt er leise und als er an mir vorbeigeht, raunt er mir zu: „Ich beeil mich ... nur'n Quickie!“
Verrückt. Total verrückt.
Nick
Wir sind einkaufen gefahren und ich hab mir einen Zeichenblock und Tuschestifte gekauft. Vielleicht krieg ich ja noch'n schönes Bild von Russell hin. Als Erinnerung ...
Die Gelegenheit ergibt sich bereits am Nachmittag.
Die beiden Großen toben in der Brandung, Lily sitzt in einer kleinen Pfütze und baut einen Sandkuchen neben dem anderen, der sofort wieder zerfließt und ich packe meinen Block aus.
„Darf ich dich zeichnen?“, frage ich ihn. Er liegt auf dem Bauch und liest.
Sieht mich an mit einem Blick, den ich nicht deuten kann.
„Mich?“, fragt er, „ausgerechnet! Gibt doch Schönere ...“ Ich habe schon begonnen. „Du hast 'ne klasse Figur“, sage ich, „halt, bleib so ... die Muskeln an den Waden sind so am besten ...“ Ich finde Zeichnen wunderbar. Einerseits ist es eine Heraus -forderung, die ganzen Proportionen richtig hinzukriegen, andererseits erlaubt und erfordert es geradezu die schamlose Betrachtung eines attraktiven Körpers. So wie jetzt.
Er seufzt und stützt sein Kinn auf die Arme.
„Und sonst?“, fragt er. Ich verstehe nicht. „Wie?“, frage ich. Er räuspert sich.
„Also, ich hab 'ne klasse Figur“, sagt er, „deiner Meinung nach ... ich find' übrigens, dass ich mindestens vier Kilo abnehmen könnte ... was sonst noch?“
Mein Herz klopft plötzlich wie wild und ich stelle fest, dass ich Mühe habe, meine Hand ruhig zu halten.
'Will er wirklich wissen, was ich von ihm halte? Oh, Gott...'
„Das sage ich dir, wenn ich blau bin“, sage ich und zwinge mich dazu, ein heiteres und unverfängliches Lachen zustande zu bringen, „denn du weißt ja: Kinder und Betrunkene sagen die Wahrheit!“
Jan
Ich versteh' mich nicht. Was ist bloß los mit mir?
Ich habe Nick tatsächlich gefragt, was er von mir hält, als wäre ich ein geltungssüchtiger Teenager ... ich kam mir richtig albern vor hinterher. Er war so wie sonst auch.
Seine Zeichnungen von mir wollte er mir nicht zeigen, das fand ich sehr schade. Ich hätte sie gern gesehen.
„Das sind Skizzen ... ich muss sie erst überarbeiten“, sagt er, als er alles wegpackt.
'Ob wir uns mal treffen?', frage ich mich, 'nach dem Urlaub, wenn wir zu Hause sind?'
Es irritiert mich, dass ich ein Gefühl der Trauer und des Verlustes verspüre, wenn ich darüber nachdenke, ihn nach unseren Ferien nie mehr wiederzusehen.
Ist er nicht bereits ein Freund geworden? Ob er mich auch vermissen wird?
Am Abend kochen wir zusammen und es gelingt ganz leidlich. Zufrieden sitzen wir nach unserer Kreation „bunte Gemüseplatte“ (Nicks Werk) und „gebratener Putenbrust mit Sauce Choron “ (ich habe gebraten, die Soße kam aus dem Super- Mercado ) vorm Zelt und trinken den favorisierten Rotwein unseres speziellen Weinguts.
Die beiden Großen sind mit Lily losgezogen, um für sich und sie ein Eis zu kaufen.
„Krieg' ich noch'n Wein?“, fragt mich Nick und stützt sich auf dem Tisch auf, „dann sag' ich dir auch nachher, was ich von dir halte!“
Ich sehe ihn an und erschrecke. Ich kann's lesen in seinem Blick ... Er hat sich gleich darauf aber schon wieder unter Kontrolle. Ich schütte prompt etwas daneben, weil meine Hand zittert, als ich ihm einschenke.
'Ob er's gesehen hat?', denke ich verstört.
Mit Erleichterung bemerke ich, dass die
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