Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit
knackt und glüht.
„Na - wollt ihr'n Grog?“, fragt mein Vater, der schon verdächtig glitzernde Augen hat.
Er übt wohl schon den ganzen Abend die korrekte Zubereitung. „Au ja“, sagt Norbert und reibt sich die Hände, „das ist 'ne gute Idee!“
Na gut, einen nehm' ich auch.
Lily rast in Badeanzug mit ihren Schwimmflügeln zu Nick, der mit 'nem Buch auf dem Sofa liegt und hopst auf seinen Bauch. „Uff! Lily!“, ruft er und zuckt zusammen, „bist du wahnsinnig? Untersteh' dich!“ Aber er grinst und zieht sie an sich. Küsst sie auf den Hals.
„Das kitzelt!“, kichert sie. Sie klettert von ihm runter und stellt sich vor ihn hin.
„Mach' ma ' dran!“, ruft sie und tänzelt von einem Bein auf's andere, während sie ihm die Schwimmflügel entgegenstreckt, „Chris und Katharina sind schon im Wasser!“ Nick setzt sich auf und sieht sie prüfend an. „Geh' erst mal auf's Klo“, sagt er.
Sie sieht ihn verblüfft an. „Woher weißt 'n das?“ fragt sie. „Ich kenn' dich doch“, sagt er. Sie rennt zur Toilette.
Ich sehe Franziska an, die Nick beobachtet hat. Sie schüttelt lächelnd den Kopf und sieht mich an. Mein Vater und Norbert sitzen am großen Esstisch. Ich nehme mein Glas und gehe zu Franziska. Lasse mich neben sie auf's Polster sinken .. „Na?“, frage ich. Sie lächelt.
„Ich staune über meinen Sohn“, sagt sie. Nick sieht sie an.
„Wieso?“, fragt er seine Mutter.
„Ach, nur so ...“, sagt sie, „es ist übrigens schön hier!“
Ein guter Jahresausklang. Und kein Geschenkestress.
Jeder hat 'n Namen gezogen, für den er 'ne Kleinigkeit besorgen soll. Jul- Klap . Wir sind schließlich in Dänemark.
Na gut, die Kinder kriegen ein bisschen mehr.
Lily die Super-Spezial-Märchen- Verwandlungsbarbie oder wie auch immer, Chris unter anderem ein Trikot von Takahara , neue Fußballschuhe und was Jungs sich so wünschen, und Katharina die Eintrittskarten für den HSV gegen den VFB Stuttgart und 'n Trikot von Timo Hildebrand.
„Das zieht sie nicht an“, sagte ich zu Nick, der's für sie organisierte, „nie und nimmer!“
„Wetten doch?“, sagte er, „als Nachthemd!“
Die Skinheads sind übrigens wegen Einbruchs in 'nem Kiosk verknackt worden. Die nächste Zeit sehen wir sie erst mal nicht mehr.
Aber ich glaube, die lassen Nick jetzt auch in Ruhe.
Josy und ich haben ganze Arbeit geleistet. Die fiese Fresse von dem Anführer ist nicht unbedingt schöner geworden.
Ich glaube, ich hätte sie alle vier allein geschafft, so 'ne Wut hatte ich. Josy musste mich direkt zurückhalten.
„Mensch, Jan ... du bist hier nicht im Circus Maximus ... das reicht, die haben genug.“ Ich hatte Blutergüsse auf den Händen. Selbstjustiz ist Mist, weiß ich auch, aber ich hatte immer Nick vor Augen und ihre missachtenden Sprüche über ihn im Ohr.
Norbert, Franziska und Tati kümmern sich um den Weihnachtsbaum. Renate, Nick und ich stehen in der Küche. Wir sind heute dran mit Kochen.
Nick schneidet schon mal Tomaten für die Vorspeise.
Mein Vater entkorkt einen Rotwein und schenkt uns drei Gläser ein.
„Für die fleißigen Köche“, sagt er und reicht das erste Glas meinem Partner.
„Da, mein Junge“, sagt er und Nick nimmt es lächelnd entgegen.
„Macht mal 'ne Pause“, sage ich zu den anderen, „und kommt her, sonst ist der gute Burgunder gleich weg!“
Als wir alle ein Glas in der Hand haben, entsteht plötzlich ein feierliches Schweigen.
Mein Vater räuspert sich.
„Na dann ... trinken wir doch auf das vergangene Jahr, das so viele Veränderungen mit sich brachte ... und unsere neue große Familie!“
'Und ganz besonders auf uns beide', denke ich und sehe Nick an.
„An was denkst du?“, fragt er mich leise und wir müssen grinsen.
So hatte es im Sommer angefangen.
„Ich denke an die zweite Halbzeit“, sage ich.
„Geht's schon wieder um Fußball?“, fragt Renate.
„Ist jetzt nicht Winterpause?“ Wir sehen uns an und lachen.
„Hoffentlich nicht“, sagt Nick, „wir spielen durch, oder?“
„Na, das ist doch wohl klar! Bei unserer Kondition ...“
„Meine ist tadellos ... aber du solltest noch ein bisschen an deiner Arbeiten“, stichelt Nick und sieht mich provozierend an.
Renate versteht kein Wort von dem, was wir reden.
„Och, ich bin eigentlich ganz zufrieden ...“ sage ich, „ weißt du, ich spiele immer am besten, wenn ich richtig warm bin. Also in der zweiten Halbzeit ... und die hat doch erst angefangen. Wart's ab!
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