Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit
nichts dazu.
Lily saß auf meinen Schultern und sang laut ein neues Lied.
„Ist Oma noch da?“, fragte sie mich, als wir um die Ecke bogen.
„Ja“, sagte ich, „sie kocht gerade was Feines!“
Die Nachbarin von gegenüber sah mich durchdringend an. Ich winkte ihr freundlich zu, sie drehte sich irritiert weg.
Alter Drachen. Dann eben nicht!
Lily erzählte ihrer Oma, was alles so im Kindergarten gelaufen war und ich rief derweil bei meiner Chefin an, um für die nächste Woche alles zu klären.
Als ich wieder ins Wohnzimmer kam, saß Christoph am Tisch. Er hatte früher Schluss, weil was ausgefallen war. Irgendwie hatte ich davor am meisten Bammel gehabt.
„Hallo Christoph“, sagte ich und wir sahen uns an. Ich konnte förmlich sehen, wie's in ihm arbeitete. Sein Vater und ich ...
„Hi, Nick“, sagte er, dann: „Hast du heute Nachmittag ein bisschen Zeit? Zwei Kumpel kommen vorbei, wir wollen ein bisschen Fußball spielen ... ich meine nur ...“ „Klar“, sagte ich und war echt froh, „total gern!“ Er sah mich an und ich wusste, er hatte es akzeptiert. Mann, war das ein Gefühl!
Katharina, die eine Stunde später kam, begrüßte mich erfreut.
„Nick! Schön, dass du wieder da bist“, sagte sie in Gegenwart ihrer Oma.
Als wir uns allein auf dem Flur trafen, flüsterte ich ihr zu:
„Danke - für vorhin ...“ Sie wurde rot und sah mich dann ganz lieb an. „Ich freu' mich wirklich“, sagte sie und ich nahm sie in den Arm.
Kevin und Dennis kamen um halb drei und wir zogen los. Ich merkte, dass ich punkten konnte.
„Wer is'n das?“, hörte ich Kevin fragen, als wir wieder zu
Hause waren. Christoph sah mich kurz an, dann sagte er: „Ein Freund.“ Mehr konnte ich nicht erwarten. Das andere würde noch seine Zeit dauern.
Jan
Es war der erste Abend nach meiner „Offenbarung“.
Ich betrat das Wohnzimmer, wo meine Mutter und Nick damit beschäftigt waren, das Abendessen vorzubereiten.
Die Kinder saßen am Tisch und spielten Karten.
Nick schnitt Paprika (was sonst?) und sah mich strahlend an. Der Tag schien also ganz gut verlaufen zu sein. „Hi“, sagte er zärtlich.
Das war der kritische Augenblick schlechthin. Ich ging auf ihn zu und nahm ihn in den Arm. Irgendwie wurde es plötzlich ganz still.
Wir küssten uns nicht, hielten uns nur fest.
„Hi“, sagte ich auch, „Na? Gibt's was Buntes?“
„Er ist viel zu dünn“, sagte meine Mutter. „Dein Nick sollte mehr essen!“
Dein Nick.
Mir ging's unglaublich gut.
Als ich Lily ins Bett brachte, setzte ich mich noch zu ihr und fragte sie: „Hast du Nick gern?“ „ Jaaa !“, sagte sie.
„Ich auch“, sagte ich ihr, „ich habe ihn ganz doli gern ... er wird hier wohnen, Lily.“
„Au ja!“, Sie kuschelte sich zufrieden an mich.
„Nick und ich verdammt, wie erklärt man's einer Vierjährigen? „... wir haben uns sehr lieb. Weißt du, es gibt Paare, so wie Mama und ich bisher auch eins waren, aber es gibt auch Frauenpaare oder Männerpaare. Nick und ich sind jetzt so ein Paar. Er wird unten bei mir im Schlafzimmer schlafen“, sagte ich. Sie sah mich überrascht an. „Wie Mama?“
„Ja ... Mama wohnt ja jetzt in Hamburg und du siehst sie so oft wie du magst. Nick wird jetzt bei uns einziehen und mit uns leben.“
„Kann ich dann auch kommen, wenn ich böse Träume habe?“, fragte sie.
„Aber ja, mein Spatz“, sagte ich, „natürlich!“ Hatte sie auch gleich in der darauffolgenden Nacht. Wahrscheinlich war sie neugierig.
Die kleine Nervensäge Lily!
Ich ging früh ins Bett - ich war völlig erledigt nach der letzten Nacht, schließlich hatte ich nur zwei Stunden geschlafen und war verdammt froh, dass ich mir den Samstag freigenommen hatte -und schlief auch gleich ein.
Irgendwann spürte ich, dass Nick sich neben mich legte.
Am nächsten Morgen, als ich wach wurde, sah ich zu ihm rüber und stellte fest, dass da noch jemand war.
Lily lag in seinem Arm unter seiner Decke und ganz dicht an ihn gekuschelt.
Nick
Lily kam mitten in der Nacht. Sie stand urplötzlich vorm Bett - ich kriegte einen ziemlichen Schock.
„Lily! Was ist los?“, fragte ich leise und setzte mich erschreckt mit klopfendem Herzen auf. Ich bin's nicht gewohnt, dass auf einmal des Nachts jemand neben mir auftaucht ... das kenn' ich sonst nur aus Horrorstreifen.
War aber alles ganz harmlos. Kein Stephen-King-Kind. Sie hatte kein Hackebeil in der Hand.
„Kann nicht
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