Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit
direkt vor mir hätte, dann ging's mir aber oft schlecht!“
Josy ist unser Abwehrchef und ehrlich, er hat mich schon oft vor 'ner Blamage bewahrt.
Er ist, glaube ich, immer noch größer als ich, wenn er springt und köpft, als wenn ich meine Arme ausstrecke. Ich versuche meine mangelnde Körpergröße durch Schnelligkeit auszugleichen und das gelingt mir in den meisten Fällen auch recht gut. „Schläft Papa noch?“, fragt er mich. „Ich glaub' schon“, grinse ich.
Jan muss einen fürchterlichen Kater haben heute Morgen. Gestern Abend war er auf seiner Betriebsfeier. „Ich hol' dich ab“, hatte ich ihm angeboten, obwohl er es erst nicht annehmen wollte. Ein Arbeitskollege hatte angeboten, ihn mit hin zu nehmen.
Es klingelte.
„Ich bin noch im Bad - macht mal einer auf?“, rief Jan. Ich öffnete.
Draußen stand Wolfgang, Jans Kollege. Ich kannte ihn nur flüchtig vom Sehen.
„Hallo“, sagte er und ich bemerkte, dass er überrascht war, mich hier zu treffen. Ich habe keine Ahnung, wer nun über uns Bescheid weiß in seinem Geschäft. Jan kam aus dem Bad.
„Hi, Wolfgang“, sagte er zu dem und zu mir: „Denkst du an Lily? Um sieben soll sie abgeholt werden!“ Lily war auf einer Geburtstagsfeier eingeladen.
„Weiß ich doch“, sagte ich und sah zu, wie er seine Jeansjacke anzog. Ich mag ihn total gern darin. Er nahm seine Zigaretten von der Flurkommode und steckte sie ein. „Also“, sagte er und sah mich an.
„Viel Spaß“, sagte ich und schlenderte zur Tür. Sie kamen beide an und Jan blieb vor mir stehen.
„Ich ruf dich an“, sagte er und grinste.
„Wann ungefähr?“, fragte ich.
„Wann soll ich denn?“, fragte er im Gegenzug.
„Egal... so lang du magst“, sagte ich. Er lächelte.
„Du bist'n Schatz“, sagte er und dann küsste er mich auf den Mund.
„Tschüss, Nick!“
Der Kollege sah mich starr an und Jan sagte zu ihm: „Er ist mein Lustknabe, weißt du?“ Und dabei grinste er mich noch einmal anzüglich an.
'Das ist die Strafe für solche Frechheiten', denke ich, als ich ins Schlafzimmer gehe. Jan grunzt unwillig, als ich die Vorhänge beiseite ziehe. Ich setze mich zu ihm ans Bett.
„Ich hab' ein Aspirin für dich“, sage ich, „kann es sein, dass du es brauchst?“
Er dreht sich auf den Bauch und vergräbt seinen Kopf im Kissen. „Das letzte Bier war schlecht“, höre ich ihn murmeln.
„Genau ... kenn' ich“, sage ich, „rutsch' mal!“ Ich lege mich neben ihn.
Er dreht sich zu mir um. Seine Haare stehen ab und er sieht ziemlich erledigt aus. Ganz zerknautscht.
„Nick ... ich trink' nie wieder was“, stöhnt er, „nie wieder ...“
„Soll ich dir ein Bad einlassen?“, frage ich ihn.
Er dreht sich auf den Rücken und schließt die Augen.
„Womit hab' ich dich verdient? Du bist echt nicht sauer oder so?“
Er sieht mich wieder an.
„Sauer? Ach wo! Kenn' ich doch auch ... ich war doch schließlich auch mal jung!“
Er lacht. „Au, mein Kopf, er legt die Hände auf die Stirn. Ich reiche ihm das Glas mit dem Aspirin. Er rappelt sich hoch, nimmt es und trinkt. Schüttelt sich.
„Eklig ... ein Bad, sagst du? Jetzt? Wie spät ist es eigentlich?“
„Och, noch früh. Halb zehn! Ich bin schon gelaufen ... du, nachher muss ich dir was erzählen, was ich beim Bäcker aufgeschnappt habe.“
Es klopft. („Die Kinder sind neuerdings so taktvoll“, hat Jan kürzlich gesagt. „Bei Renate und mir haben sie nie angeklopft!“ Außer natürlich Lily. Die kommt ungefragt zu den unpassendsten Gelegenheiten ...)
„Ja!“, rufen wir beide synchron. Christoph.
„Meinst du, er stellt Kevin auf?“
Ich nehme mir vor, mit Josy zu reden. Der soll sich Christoph mal vornehmen. Ich weiß, dass Chris große Stücke auf ihn hält. „Ich nehm' das Angebot an ... mit dem Bad“, sagt Jan und lächelt mich an.
„Ach, Christoph ... mach' dir keine Sorgen ... du spielst bestimmt!“
Jan
Nick ist wirklich ein Schatz...
Renate hätte mir die Hölle heiß gemacht...
Okay, ihr Vater war Alkoholiker und sie hat in der Kindheit einiges abgekriegt, deshalb ist bestimmt auch ihre Mutter so biestig geworden.
Aber deswegen Alkohol total zu verteufeln?
Na gut, heute Morgen verursacht schon der bloße Gedanke an selbigen Ekel.
Ist aber auch ewig schon nicht mehr vorgekommen, dass ich mehr getrunken habe, als ich vertragen kann. Es war ganz lustig gestern Abend.
Wolfgang hatte mich abgeholt und als ich mich von Nick verabschiedete,
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