Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit
schlafen“, sagte sie mit großen Augen und zitternden Lippen, „ein böser Traum!“
„Komm' her“, sagte ich und hob meine Decke. Sie krabbelte zu mir und legte sich auf meinen ausgestreckten Arm. „Schlaf schön“, flüsterte ich und küsste sie auf die Stirn. Sie umschlang mich und so schliefen wir ein.
Echt. Das muss man sich mal vorstellen - ich mit 'ner Frau im Bett.
Am nächsten Morgen küsste mich Jan wach.
„Hey“, sagte er ganz leise und sehr zärtlich, „betrügst du mich etwa schon?“
Lily wurde wach und strahlte ihren Vater an.
„Nick ist nicht so weich wie Mama“, sagte sie, „aber genauso lieb!“
Jan und ich sahen uns nur an.
Das saß. Dieses Kind hatte mich im Sturm erobert.
Jan
Wir liefen an dem Morgen zusammen und als wir zurückkamen, hatte meine Mutter schon Frühstück gemacht.
„Papa kommt heute Nachmittag“, sagte sie, „ich wollte dann wieder zurück.“
Als wir die Küche aufräumten, fragte ich sie, ob sie meinem Vater schon was erzählt hätte.
„Nein“, sagte sie und sie sah mich zweifelnd an.
„Jan ... er wird's nicht verstehen“, seufzte sie. „Ich mag ihn ... er ist ein lieber Junge.“
Nick war oben bei Katharina.
„Mutti, ich kann's selbst nicht begreifen ... aber versteh doch: Ich liebe ihn!“
Nick kam rein, sah mich fragend an.
„Komm' ruhig rein“, sagte ich, „es geht um meinen Vater.“
Sein Vater sollte am Nachmittag kommen. Seine Mutter hatte es ganz gut weggesteckt, aber Jan hatte Zweifel, wie's bei ihm sein würde.
Und es ging ziemlich in die Hose, muss ich gestehen. Er kam gutgelaunt herein, die Kinder freuten sich, irritiert sah er mich an (wahrscheinlich dachte er, 'was will der denn schon wieder hier...?') und begrüßte alle.
Jans Mutter hatte Kuchen gebacken und wir setzten uns hin.
Ich saß neben Jan und fand es äußerst beruhigend, dass wir uns unterm Tisch mit den Beinen berühren konnten.
Wir redeten über Belangloses. Den Verkehr auf der Straße, die Benzinpreise. Sein Vater erzählte von einem Nachbarn, der empörenderweise seine Hecke noch immer nicht geschnitten hatte und ich konnte förmlich spüren, dass Jan wie auf heißen Kohlen saß.
Er wollte noch warten, bis die Kinder rausgegangen waren. Chris und Katharina begriffen es recht deutlich, als Jan sie groß ansah und bat, doch nach oben zu gehen.
Lily alberte noch herum, aber Katharina lockte sie mit sich fort, indem sie ihr versprach, sie mit ihrem Puppenhaus spielen zu lassen. Normalerweise ist das nämlich für Lily tabu.
Jans Mutter wurde zusehends nervöser und sie fing an, Unruhe zu verbeiten und den Tisch abzuräumen.
„Lass' doch“, sagte Jan, „das machen wir nachher.“
Er räusperte sich und sah seinen Vater an.
„Papa ... es gibt eine Neuigkeit“, begann er und der sah ihn interessiert an.
„Nick ist mein Freund“, sagte er ohne große Ankündigung.
Sein Vater guckte erst mich an, dann ihn. Er verstand nicht.
„Wir sind zusammen. Nick wird hier wohnen ... mit mir leben. Er ist schwul.“ Jan lachte kurz auf. Ein verlegenes Lachen.
„Und ich bin's jetzt auch ... sozusagen.“
Jetzt verstand er.
Er lehnte sich im Stuhl zurück und sah uns abwechselnd an.
In seinem Blick war zuerst ungläubiges Erstaunen, was dann in fassungsloses Entsetzen überging.
„Wie bitte?“, fragte er und ich konnte ihm seinen Ekel förmlich ansehen.
Ich fühlte mich ziemlich beschissen unter seinem angewiderten Blick. War ja klar, dass er mir zwangsläufig die Schuld geben musste.
„Ich habe mich in Nick verliebt“, sagte Jan. Ich fand's mutig.
„Ich kann mir vorstellen, dass es schwierig ist für dich, das zu verstehen, aber ...“
Sein Vater stand auf, ohne Jan weiter zu beachten.
„Heidrun?“, fragte er, „sind deine Sachen gepackt?“ Jans Mutter sah ihren Mann an. „Günther“, begann sie, „warte noch ...“
Sie sah mich um Verzeihung bittend an und dieser Blick von ihr tat mir gut.
„Heidrun. Bitte“, sagte sein Vater ungeduldig und mein Jan sah starr auf den Tisch.
Er schien so weit weg zu sein und ich bedauerte ihn.
„Jan“, sagte ich leise und er guckte mich traurig an.
„Nick“, sagte er, „es tut mir so leid für dich.“
Jan
Mein Vater hatte sich einfach unmöglich benommen. Keine Diskussion.
Nur abblocken. Ignorieren.
Es tat mir in der Seele weh für Nick. Wie musste er sich gefühlt haben?
Wie ein Aussätziger.
Mein Vater verließ sofort den Raum und meine Mutter sah
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