Nick u. Jan 3 - Das Finale - mitten ins Herz
anzuziehen.
„Tschüss, Katharina", sagt er, „bis morgen! Dann seid ihr ja bei uns!" Und dann dreht er sich zu Ben um. „Bist du fertig?" Offenbar fährt er ihn zum Bahnhof.
„Ich hätte dich nachher auch bringen können", sagt Patrick, doch Ben schüttelt den Kopf.
„Ich muss mein Geschichtsreferat noch fertig machen", sagt er und verzieht sein Gesicht.
Chris steht neben der Tür. Sie nehmen sich beide in den Arm.
„Tschüss", sagt Ben und sieht hoch zu meinem Bruder. Der beugt sich runter und küsst ihn. Irgendwie süß. Ben wird immer noch ein bisschen rot.
N I C K
„Jetzt siehst du ja wieder wie ein Mann aus", stellt Jens fest, als ich ins Wohnzimmer komme. Katharina grinst.
„Sah er richtig wie ein Mädchen aus?", fragt sie. Jens nickt nur.
„Ich habe schon vor Franziska was mit einem Mann gehabt", erzählt mir Jens, als wir allein im Wohnzimmer sind. „Meine Mutter hatte es geahnt, aber mich nie gefragt ... sie hatte wohl Angst, ich würde ihr daraufhin die Wahrheit sagen ... meinem Vater hätte ich es nie erzählen können ... tja, und dann lernte ich Franziska kennen und ich fand sie so umwerfend hübsch und nett und lustig und ich dachte, vielleicht hab' ich ja auch bloß noch nicht die richtige Frau getroffen und dann ging's mit uns los." Er schweigt. Wer könnte ihn besser verstehen als ich? „Das war es aber nicht, hab' ich recht?", frage ich und er sieht mich an und nickt.
„Ich fühlte mich furchtbar ... sie war wirklich so wahnsinnig lieb und machte Pläne und träumte davon, mit mir zusammenzuziehen und all das ... und ich dachte nur, wie komm' ich da raus, ohne sie zu verletzen ..." Jens seufzt. „Und dann kam es noch schlimmer ... ich hatte mir vorgenommen, es ihr zu sagen und sie zum Essen eingeladen und als wir im Restaurant saßen, da sagte sie mir, dass sie schwanger sei ... du warst unterwegs." Ich sehe Jens vor mir, siebenundzwanzig Jahre jünger, ein Typ wie ich und seine Freundin erzählt ihm, dass sie schwanger ist... Ich kann es ihm nicht übelnehmen, dass er damals abgehauen ist.
„Sie erzählte es und sah mich an und ich hatte nur noch Panik ... ich hatte Angst davor, so zu werden wie der Mann, mit dem ich vor ihr ein Verhältnis gehabt hatte ... der war verheiratet und hatte Kinder und immer, wenn er eine Dienstreise machte, da ließ er sich mit Typen ein ... ich hatte ihn auch so kennengelernt. Ich war damals vielleicht achtzehn oder neunzehn und hatte noch keinerlei Erfahrung, ich merkte nur, dass ich viel lieber den Jungs hinterherschaute als den Mädchen. Wie war das damals? Es war spät abends, ich kam aus einer Kneipe und wusste nicht, wie ich nach Hause kommen sollte, du weißt ja, meine Eltern wohnten auf dem Dorf... also stellte ich mich an die Straße und er hielt an." Jens starrt vor sich hin, in die Erinnerung versunken.
„Es stellte sich heraus, dass er im Nachbarkaff wohnte ... und so begann unser Verhältnis."
„Wie alt war er?", frage ich.
„Auch noch ganz jung - so alt wie du jetzt, sechsundzwanzig! Seine Kinder waren vier und zwei und er war Pharmareferent -also oft unterwegs und ich stellte bald fest, dass er mir nicht treu war ... manchmal, wenn ich bei ihm war und seine Frau und die Kinder nicht da waren, da bekam er Anrufe ... mein Gott, ich dachte damals noch, er würde mich wirklich lieben, was war ich noch jung!"
Das kenn' ich doch aus meiner Biographie. Und wie oft hatte ich auch schon die Erfahrung gemacht, dass die Typen nur wild waren auf neues unverbrauchtes und noch nicht gehabtes Fleisch ... „Und Carlo?", frage ich. Er lächelt in sich hinein. „Die ersten Jahre in Argentinien waren ziemlich heftig", gesteht er mir, „ein Wunder, dass ich mir kein Aids geholt habe ... Carlo war der Juniorchef in dem Handelsunternehmen, bei dem ich mittlerweile arbeitete und wir freundeten uns an. Aber ganz ehrbar ... eine richtige Männerfreundschaft. Ich dachte, er wäre hetero und er nahm es umgekehrt auch von mir an ..." Er lacht.
„Kannst du dir vorstellen, dass wir es zwei Jahre geschafft haben, es voreinander zu verbergen?" „Nein, ehrlich?", frage ich belustigt.
„Ja! Und dann gab's einen Skandal in der Firma. Zwei Manager hatten Firmengelder veruntreut und sein Vater tobte und Carlo war nicht da! Ich wurde zu seiner Wohnung geschickt und da öffnete er mir im Bademantel die Tür - mein Gott, ich musste mich sehr zusammennehmen, um ihn nicht allzu hungrig anzustarren - und er war furchtbar
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