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Nickel: Roman (German Edition)

Nickel: Roman (German Edition)

Titel: Nickel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aric Davis
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ich Sachen zurückgeben musste. Der traurige Preis dafür, dass ich zu viel um die Ohren hatte. Na ja. Ich stellte das Rad ab, wickelte unter großem Brimborium die Kette um den Rahmen und stieg die Steintreppe zum Eingang hoch. Ich ging hinein, nickte demTyp am Empfang zu und schlenderte zur Belletristik. Ging direkt zu Lansdale und schnappte mir
Freezer Burn
; ich habe es schon fünf- oder sechsmal gelesen, aber ein paar Seiten mehr konnten auch nicht schaden. Schon nach ein paar Minuten bog sie um die Ecke.
    Es wird wirklich Zeit, dass ich erwachsen werde, dachte ich.
    Sie trug ein grünes Kleid, und ich war ziemlich froh, dass ich Kleid und nicht Sweatshirt gesagt hatte. Sie hatte Kurven an allen richtigen Stellen, und obwohl sie vom Alter her meine Mutter hätte sein können, genoss ich ihren Anblick. Manche Dinge halten sich gut und sie gehörte dazu. Das Kleid schmiegte sich perfekt an ihren Körper und sie stand unglaublich sicher auf ihren Pfennigabsätzen. Sie hatte kurze rote Haare, die natürlich aussahen, aber auch gefärbt sein konnten; mir war klar, dass ich das so schnell nicht herausfinden würde. Als sie mich sah, guckte sie so verdutzt, wie zu erwarten war. Aber das war mein kleinstes Problem. Ich schob
Freezer Burn
zurück ins Regal und streckte die Hand aus. »Ich bin Nickel.«
    Sie nahm meine Hand und schüttelte sie zweimal; danach roch sie nach Parfüm, und zwar nicht nach einer Billigmarke.
    »Hallo. Ich bin Veronica.«
    »Sollen wir einen Rundgang durch den Park der Bibliothek machen, Veronica?«
    Das war eine Art Witz. Es war eher eine parkähnliche Grünanlage, die man den Kriegsveteranen gewidmet hatte. Nachts schliefen dort die Penner. Da fand ich eine kleine Wanderung durch den Betondschungel passender. Ich ging am Park und dem alten YMCA-Gebäude vorbei und führte sie zu einer alten Steinkirche. Auf Höhe der Kirchentreppe wurde ich langsamerund ließ sie aufholen. Dann fragte ich sie, wer ihr von mir erzählt hatte.
    »Du bist also wirklich Nickel? Nichts für ungut, aber ich heuere nicht irgendeinen kleinen Jungen an.«
    Wenn ich für jedes Mal einen Nickel bekäme …
    »Schau, Veronica, es ist mir egal, ob du mich anheuern willst oder nicht; ich will bloß wissen, wer dir von mir erzählt hat. Falls du Arbeit für mich hast, super, aber falls nicht, dann habe ich Wichtigeres zu tun.«
    Sie sah mich irgendwie schmollend an. Ich war das Kind, aber sie benahm sich wie eines. »Ich habe durch einen Typen namens Mikey, mit dem ich zusammenarbeite, von dir gehört. Er hat gesagt, du hättest was für ihn erledigt, das ihm bei seiner Scheidung geholfen hat.«
    Ich hatte tatsächlich etwas für Mikey erledigt: Ich hatte dem Liebhaber seiner Frau die Reifen aufgeschlitzt, sodass er die beiden auf frischer Tat ertappen konnte.
    »Er hat nichts davon gesagt, dass du ein Kind bist.«
    »Dann hat er sich an die Regeln gehalten; gut so. Dir einen schönen Tag, Veronica.« Ich machte mich auf den Rückweg zur Bibliothek, kam aber nur zwei Schritte weit, da war sie schon neben mir. Ich blieb stehen und fragte: »Ist noch was?«
    »Willst du nicht hören, was ich zu sagen habe?«
    »Ich denke, ich bin nur ein Kind.«
    »Tut mir leid.« Sie fing an zu weinen und ich hatte beinahe ein schlechtes Gewissen. Das ging vorüber. Sie schniefte und sagte: »Es geht um meinen Sohn. Er ist in der elften Klasse und geht auf die Forest Hills High School. Er geht mit einem Mädchen und ich kann sie nicht ausstehen.«
    »Und was kann ich da tun?«
    »Sie hat ihn in eine üble Bande hineingezogen – da wird getrunken und gekämpft und was weiß ich noch alles. Bevor er dieses Mädchen kannte, war er ein guter Junge, aber jetzt erkenne ich meinen eigenen Sohn nicht mehr. Ich will einfach nur, dass er wieder so ist wie früher.«
    »Und wenn es nicht an dem Mädchen liegt?«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich meine, was ist, wenn dein Sohn schon immer so war und es jetzt eben herausgefunden hat?«
    »Du kennst Jeff nicht. So ist er nicht.«
    »Klingt, als könnte er sich dann verdammt gut verstellen.«
    Ich steckte mir ein Streichholz in den Mund und gab den coolen Typen, aber es ging ein bisschen daneben, kam eher großmäulig als kaltschnäuzig rüber. Sie sah mich kühl an und ich sagte: »Ich gucke ihn mir mal an. Hundert Dollar pro Tag. Gib mir drei Tage, um herauszufinden, was mit ihm los ist.« Ich gab ihr einen Zettel mit einer Postfachnummer, für ein anderes Postfach als das für meinen Pädoterror. »Du

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