Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicodemus

Nicodemus

Titel: Nicodemus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Charlton
Vom Netzwerk:
alles.«
    Nicodemus öffnete den Mund, doch brachte er keinen Ton hervor. Nur aus Angst hatte er Deidre von dem Golem und Johns seltsamen Verhalten berichtet. In jenem Moment war er viel zu erschüttert gewesen, um argwöhnisch zu sein. Aber nun, da er wieder einen klaren Kopf hatte, fragte er sich erneut, ob er ihnen trauen konnte.
    Deidre ergriff seine Hand. »Nicodemus, du bist nur noch am Leben, weil ich dir den Findesamen gegeben habe und wir dir zur Hilfe geeilt sind. Du musst uns vertrauen.«
    Nicodemus schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht.«
    »Nicodemus, der Feind kennt dich jetzt und wird zurückkommen, um dich zu holen. Das Ungeheuer hatte ganz recht, als es sagte, wir könnten nicht in Starhaven bleiben. Die Wächter werden uns verdächtigen, deine Freundin getötet zu haben«, sagte Kyran und deutete mit einem Nicken auf Devin. »Hier sind wir nicht mehr sicher. Und allein kannst du nicht fliehen. Außerhalb von Starhaven wird das Wesen Kräfte entfalten, wie du es dir nicht vorzustellen vermagst. Deine einzige Chance besteht darin, uns nach Gray’s Crossingzum Schrein unserer Göttin zu begleiten. Nur sie kann dich schützen.«
    Der Druide sagte die Wahrheit. Nicodemus blieb keine andere Wahl, als ihnen zu vertrauen. »Wir nehmen John mit«, sagte er.
    »Aber dann brauchen wir viel länger«, sagte Deidre kopfschüttelnd.
    »Trotzdem«, entgegnete Nicodemus. »Er muss mit. Die Wächter denken sonst, er hätte Devin getötet. Ihn hierzulassen wäre sein Todesurteil.«
    »Nicodemus«, sagte Deidre behutsam, »der Mann stand unter dem Fluch eines Dämons. Wir wissen nicht, ob wir ihm trauen können.«
    »Er kommt mit.«
    Kyran warf Deidre einen Blick zu. »Ich könnte den Jungen gefügig machen.«
    »Versucht es ruhig!«, erwiderte Nicodemus hitzig. »Ihr könnt mich fesseln, zensieren, mich sogar bewusstlos schlagen. Doch es wird Euch nie im Leben gelingen, mich durch die Haupttore zu schmuggeln. Besonders nicht zu nachtschlafender Zeit. Die Wachen werden alles durchsuchen.«
    Deidre verzog den Mund. »Kennst du noch einen anderen Weg aus Starhaven heraus?«
    »Nur wenn John dabei ist.«
    Sie musterte ihn von oben bis unten und lachte dann trocken. »Ky, weck den Hünen. Und du, Nicodemus, verrate mir endlich, warum dich die Wächter nicht mehr bewachen. Erzähl mir alles, was du über unseren Feind weißt.«
    Während Kyran sich um John kümmerte, berichtete Nicodemus von seinen merkwürdigen Albträumen, Shannons Verhaftung, dem Index und dem Angriffszauber, den Shannon geschrieben hatte, um die Seele des Verfassers im Golem zu bannen.
    Schließlich erwachte Simple John mit einem tiefen Stöhnen. Offenbar hatte der Schockzauber Johns Erinnerungen getrübt, denn er war verwirrt und wusste nicht, wo er sich befand. Auf Nicodemus’ Stimme reagierte er jedoch. Gemeinsam eilten die vier durch denGemeinschaftsraum zum Treppenhaus. Nicodemus hielt den Index in der einen Hand und Johns Hand in der anderen.
    »Wohin gehen wir eigentlich?«, fragte Kyran, während sie die Treppen hinunterhasteten.
    »Zum Sataal-Plateau und dann zum Compluvium«, rief Nicodemus zurück. »Wir sollten die anderen Druiden ebenfalls holen. Sie könnten uns beschützen.«
    »Den anderen Druiden in Starhaven ist nicht zu trauen«, protestierte Kyran.
    »Genau so wie es Verbindungen unter Zauberern gibt, gibt es sie auch unter den Druiden«, fügte Deidre von hinten dazu. »Die Druiden, denen wir trauen können, sind unten im Dorf und bewachen unsere Göttin.«
    Im Erdgeschoss stieß Kyran die Türen auf und führte sie auf Stone Court hinaus. Über ihnen strahlte klein und hell der blaue Mond.
    Sie beeilten sich, zwischen den Monolithen hindurchzutauchen und den breiten Bogengang zu erreichen, der sie aus dem Kaiserviertel hinaus ins Chthonische Viertel nach Osten führen würde. Von Zeit zu Zeit gab John verwirrte, ängstliche Laute von sich; er schien Probleme mit seinen Augen zu haben. Nicodemus redete ihm gut zu und drückte ihm aufmunternd die Hand.
    Mit Schaudern dachte Nicodemus daran, was der Dämon John angetan hatte. Er fragte sich, ob sein Freund sich wohl erinnern würde, Devin getötet zu haben.
    »Nicodemus«, sagte Kyran. »Wenn es Ärger gibt, musst du dich hinter mir und Deidre verstecken. Und wenn du die Gelegenheit hast, abzuhauen, ergreife sie.«
    Nicodemus führte sich noch einmal vor Augen, wie schnell die Druiden mit den Blutzaubern fertig geworden waren, und nickte. Er fragte: »Kyran, im Gemeinschaftsraum,

Weitere Kostenlose Bücher