Nicodemus
brachte der Hüne mühsam hervor.
Neugierig schielte Nicodemus zu Kyrans Ärmeln. »Das sind gar keine Knöpfe, nicht wahr?«
Der Druide schüttelte den Kopf. »Samen, mit druidischer Prosa angereichert.«
In diesem Augenblick neigte sich der Stuhl über das Geländer. John schrie auf und wand sich verzweifelt, doch als Nicodemus ihm ein paar beschwichtigende Worte zurief, sträubte er sich nicht länger.
Wie zuvor reichten die Wasserspeier den Magnusstuhl in gemächlichem Tempo weiter. »Deidre schneidet die Ranken durch, wenn er unten ist«, erläuterte Kyran.
Erneut schwiegen die beiden Männer betreten, während sie zusahen, wie der Stuhl John hinunter in den Wald beförderte. Erleichtert atmete Nicodemus auf, als die Wasserspeier ihn wieder hinaufbefördert hatten. Er instruierte Kyran, wie er darin zu sitzen hatte.
»Dann sehen wir uns unten«, sagte der Druide, und ein weiteres Mal glitt die seltsame Sitzgelegenheit wie von Zauberhand über das Geländer.
Nicodemus nickte und wollte gerade etwas erwidern, als plötzlich die ganze Umgebung in gleißendes Silberlicht getaucht war. Ein lautes Donnern zerriss die Nacht.
Auf der Stelle wirbelte Nicodemus herum und sah noch gerade, wie sich der rechte Flügel des Wasserspeiers zu einem glänzenden Magnusstrudel zerfloss.
»Nicodemus!«, rief Kyran von unten.
Als Nicodemus hinunterschaute, befand sich der Druide bereits in sieben Fuß Tiefe. In seinen Händen knisterten grüne Lichtblitze, er hatte einen weiteren Samen vom Ärmel gelöst.
Auf einmal wurde die Szenerie von einem gellenden Schrei erschüttert. Nicodemus fuhr herum, der Kampfspeier hatte sich so gestellt, dass er seinen verbliebenen Flügel mit tödlicher Kraft schwingen konnte. Vor ihm stand ein weißgekleidetes Wesen. Fellwroth in Gestalt eines neuen Golems! Sein Gesicht war unter einer weitenKapuze verborgen, doch die aschfahlen Hände lagen bloß und hielten ein dickes Zauberbuch.
Obwohl sich ihm der steinerne Flügel pfeifend näherte, löste Fellwroth ganz gelassen einen Magnuszauber aus dem Buch. Mit einer schwungvollen Handbewegung setzte er den Zauber frei. Eine Reihe silberner Pfähle schossen aus dem Boden. Knirschend krachte der Flügel des Wasserspeiers dagegen.
Fellwroth stürmte vor. Kreischend schwang das Geschöpf seine beiden rechten Arme. Fellwroth duckte sich unter den Schlägen hinweg und zückte eine goldene Peitsche. Die langen, brillianten Sätze wickelten sich um die rechte Armbeuge des Wasserspeiers und schnitten tief in sein Skelett.
Mit einem Ruck zog Fellwroth die Peitsche straff. Gewaltsam wurden dem Geschöpf ganze Sätze von Magnus herausgerissen, bis sie nur noch in Fetzen hingen. Ohne sein linguistisches Gerüst erstarrte der Arm des Wasserspeiers zu Stein.
Keifend holte das habichtköpfige Geschöpf mit seinen linken Armen zum Schlag aus. Wieder duckte sich Fellwroth, aber diesmal traf ihn die untere Faust des Geschöpfs an der Schulter.
Er schlitterte mit einem Klirren und Scheppern über den Boden. Funken sprühten, als er über die Steine schrammte.
»Himmlisches Heer«, rief Nicodmus aus. »Ein Golem aus Metall!«
Dann fiel ihm der Index wieder ein, er schlug ihn auf und legte seine Hand auf eine der Seiten, und augenblicklich frischte der Index sein Wissen über den Golemgegenzauber auf.
Unter Donnern und Dröhnen griff der Kampfspeier an. Doch der Golem war rasch wieder auf den Beinen und schrieb sich eine neue Peitsche.
Nicodemus begann, Shannons Zauberspruch entlang seines linken Unterarms zu formen. »Nein!«, schrie eine Stimme hinter ihm.
Als er sich umdrehte, erblickte er Kyran, der sich gerade über das Geländer schwang. Der Druide musste an einem Zauberseil hochgeklettert sein. »Wir kämpfen nicht«, knurrte der Kyran. »Wir laufen weg!«
Unversehens ertönte ein Schlag. Nicodemus blickte sich um. Mitseinen drei gesunden Armen hatte der Wasserspeier Fellwroth gepackt und in die Luft geschwungen. Nun schleuderte er ihn unter lautem Gebrüll gegen die Mauer. Die Wucht, mit der der Golem gegen die Mauer prallte, hätte ausgereicht, um zwei von seiner Sorte zu erschlagen.
»Lauf los!«, befahl Kyran und zerrte Nicodemus zurück in den Tunnel. Gemeinsam rannten sie durch die Dunkelheit. An der Treppe blieb Kyran schließlich stehen und sah zur Mauer hinauf, die sie wieder zurück ins Innere von Starhaven bringen würde. Dann ließ er seinen Blick über die unzähligen Giebel, Dachrinnen und Schatten des Compluvium schweifen. »Was
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