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Nicodemus

Nicodemus

Titel: Nicodemus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Charlton
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ausgetretener Stiefel. Kaum war er bekleidet, trottete Fellwroth auch schon in Richtung spirischer Ställe. Er hatte keine Zeit zu verlieren.
    Als er die Ställe erreichte, war sein Sehvermögen bereits vollständig ausgebildet. Die Schwarzroben hatten in ihrer Naivität nur vier Wachen aufgestellt; alles Männner, und nur einer von ihnen trug die Kapuze eines Zaubermeisters. Aus einem der Ställe stieg eine silbrig glänzende Magnussäule empor: der Stasiszauber, in dem man Nicodemus gefangen hielt.
    Fellwroth schrieb rasch vier unsichtbare Fesselzauber. »Haltet ein, Druide«, rief der mit einer Kapuze bekleidete Wächter bei Fellwroths Anblick. »Die Ställe sind zur Zeit gesperrt, wir haben …«
    Der Fesselzauber traf den Mann mitten ins Gesicht. Als sich der netzähnliche Text in seinen Geist grub, verdrehte er die Augen und fiel in Ohnmacht.
    Die anderen drei Wachen schrien noch um Hilfe, doch zu spät. Fellwroth erwischte sie alle.
    »Nicodemus Weal«, sagte Fellwroth lachend und betrat die Ställe. »Du bist doch nicht so töricht, wie ich dachte.«
    Der Stasiszauber bildete eine Säule langsam aufsteigender Magnusabsätze, in der ein Mann so sicher eingeschlossen war wie ein Insekt in Baumharz. Der aufstrebende Fluss klebriger Worte hatte den Jungen vier Fuß angehoben und drehte ihn sacht um die eigene Achse. Momentan bot sich Fellwroth die Rückenansicht eines schwarzen Gewands.
    Fellwroth begann in seinem rechten Sandbein einen Numinusgegenzauber zu schreiben. »Ich werde dich von dem Stasiszauber befreien, also halt schön still …« Entsetzt fuhr er zurück. »Du!«
    Mit einem schiefen Lächeln sah der Kakograph auf ihn hinab.
    »Was hat das zu bedeuten?«, knurrte Fellwroth.
    Die Lippen des Hünen bebten. »Siii … Simple John hat sich den Wächtern gestellt. S-s-sie haben Nico noch nie gesehen, also haben sie John geglaubt, dass er Nico ist.« Er schnaufte, als hätten ihn die Worte erschöpft.
    Fast hätte Fellwroth vor Unruhe mit seinen sandigen Zähnen geknirscht. »Verschwende nicht meine Zeit, Dummkopf. Wenn die Wächter eintreffen, bevor ich Antworten habe, dann werde ich dich in Stücke reißen.«
    Stotternd und stammelnd setzte sich John zur Wehr, doch der Stasistext hielt ihn gefangen. Ungeduldig wartete Fellwroth eine halbe Ewigkeit, bevor er ihn erneut unterbrach: »Also gut, beruhig dich. Wenn du mir sagst, was ich wissen will, verschone ich dich.«
    Der Hüne schluckte schwer. »Nnnn … Nico schickt John als Boten. Nnnn … Nico will Beweis, dass Mann mit roten Augen … s-s-sagt die Wahrheit. Dann wird Nico sich … wird sich … dem Mann mit roten Augen ergeben.«
    Allmählich ließ sein Keuchen nach.
    Ein leises Knirschen folgte, dann füllte sich der Mund des Golems mit Sand. »Blut und Hölle«, fluchte er und spuckte den Sand aus. Unbeabsichtigt hatte er nun die Kiefer aufeinander gemahlen. »Was will der Junge?«
    John holte ein paar Mal Luft. »M-M-Mann mit roten Augen soll n-n-nach Gray’s Town … nein, Gray’s Village … nein, Gray’s Crowing …«
    »Gray’s Crossing«, fauchte Fellwroth. »Mach schon!«
    Der Kakograph nickte. »Mann mit roten Augen soll Mag-g-gister Shannon finden und das k-k-kaputte Körperteil heilemachen. Nico wird dann …«
    Da kam auf einmal ein rattenähnlicher Wasserspeier in den Stall getrippelt. »Angst! Angst! Hab’ so lange gebraucht, Euch zu finden. Musste andere Wasserspeier fragen, wo Ihr seid.«
    Wütend funkelte Fellwroth das Geschöpf an. »Was ist los? Was hast du gehört?«
    »In der Spindle wird gekämpft!«, jaulte das Geschöpf. »Unsere Abwehr wurde zerschlagen! Lebendiger Körper in Gefahr!«
    Auf einmal erschallte ein lautes, herzhaftes Lachen.
    Fellwroth blickte in Johns triumphierendes Gesicht. »Narr! So leicht habt Ihr Euch also von meinem Unvermögen überzeugen lassen. Glaubt Ihr im Ernst, ich spräche so langsam?«
    Ein animalischer Schrei entrang sich Fellwroths sandiger Kehle. Blindlings schlug das Ungeheuer mit einem Gegenzauber zu, doch der halbfertige Text war viel zu stumpfsinnig und prallte an der Stasissäule ab. Zu allem Übel hackte ihm der zurückschnellende Zauber auch noch einen Sandarm ab.
    »WEAL !«, kreischte Fellwroth, »DAF ÜR DREH ICH DIR DIE GURGEL UM, WEAL !«
    Er entriss dem Sandgolem seine Seele und sandte sie mit rasender Geschwindigkeit zur Spindle-Brücke.
     
    Als Fellwroth seine richtigen Augen aufschlug, erblickte er Deidre, die sich über ihn beugte. Sie schwang ihr rostiges

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