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Nicodemus

Nicodemus

Titel: Nicodemus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Charlton
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Jahrzehnten lebe ich unter dem Fluch eines Dämons. Das ist meine Chance, Rache zu nehmen und das Leben dieses Ungeheuers auszulöschen.«
    Shannon setzte zu sprechen an, doch dann verstummte er wieder.
    »Außerdem«, sagte John, »weiß ich, glaube ich jedenfalls, wie man an ihn herankommt.«
    Shannon holte tief Luft und stieß sie dann durch die Nase aus. »Du weißt, wie man an den Dämon herankommt?«
    »Vielleicht, Magister«, sagte John mit ernster Miene. »Dazu muss ich aber ganz genau wissen, was Fellwroth zu Euch gesagt hat, bevor er Euch freiließ.«

Kapitel 42
    In der Gestalt eines neuen Tongolems stand Fellwroth auf einem Balkon hoch oben auf dem Erasmusturm.
    Auf der Brüstung hockte ein vierschrötriger Wasserspeier mit dem Körper eines Affen und dem Kopf einer Ziege. Fellwroth hatte das Geschöpf so umgeschrieben, dass es die verschlüsselten Colaboris-Zauber abfangen konnte. Schon vor langer Zeit hatten die Separatisten einen Weg gefunden, den Botschaften der Zauberer ihre eigenen Texte anzuhängen.
    In dieser Hinsicht hatte ihm der ziegengesichtige Wasserspeier bisher ausgezeichnete Dienste geleistet. In Fellwroths Händen leuchteten zahlreiche goldene Passagen anderer Dämonenanbeter. »Wann sind sie gekommen?«
    Mit schleppend monotoner Stimme antwortete der Wasserspeier: »Zwei Stunden nach der Morgenglocke.«
    Gewisse Entwicklungen forderten jetzt seine unmittelbare Aufmerksamkeit. Besonders in Dar wurde die Situation kritisch, die Anhänger dort reagierten kaum noch. Wahrscheinlich hatten sie etwas zu verbergen.
    »Schick eine Botschaft nach Dar«, befahl Fellwroth. »Innerhalb der nächsten zwölf Nächte dürfen sie mit meiner Ankunft rechnen. Und sie sollen …«
    Eine rattenähnliche Wasserspeierin, der ein Hundeohr auf dem Rücken wuchs, kam über das Geländer getrippelt. Fellwroth lächelte. »Meine neueste Schöpfung, was hast du zu berichten?«
    Das Geschöpf legte das steinerne Hundeohr an. »Drei Wächter sind soeben ins Torhaus gekommen«, piepste die Ratte. »Sie hatten den Weg ins Dorf überwacht. Den Torwachen haben sie gemeldet, sie hätten Nicodemus Weal.«
    Fellwroths Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. Das war zu erwarten gewesen. Der Smaragd hatte gespürt, dass Nicodemus auf dem Weg zu ihm war. »Haben sie auch gesagt, wohin sie ihn bringen werden?«
    »In die Ställe zum Stasiszauber«, erwiderte die Ratte. »Bis man ein passendes Verlies ausgewählt hat.«
    Zufrieden nickte er. »Sehr gut. Nun will ich …«
    Eine weitere Steinratte kam herbeigeeilt. »Geräusche in der Spindle«, fiepte sie.
    »Was für Geräusche?«
    Das Tier begann sich die Schnurrhaare zu säubern. »Scharrende, kratzende Laute. So wie wir sie machen.«
    Verärgert grunzte der Dämon. »Erinnere mich daran, dass ich deine Empfindlichkeit verändere. Schließlich möchte ich nicht von jedem Rattennest in Kenntnis gesetzt werden. Aber das hat Zeit. Jetzt geht wieder auf eure Posten. Ich habe einen Primus-Zauberschreiber einzusammeln.« Mit diesen Worten ließ Fellwroth seinen Ton-Golem zerfallen.
    Alles um ihn herum wurde schwarz, als seine Seele den Golem verließ, in die Luft fuhr und ins Spirische Viertel entschwand. Obwohl er unter einem Tarntext verborgen war, musste Fellwroth alles tun, um nicht entdeckt zu werden; denn ohne einen Körper war seine Seele überaus verletzlich.
    Die Seele umschwebte die Türme und ging in einer einsamen Gasse nieder. Zuvor hatte Fellwroth einem der Wasserspeier befohlen, dort einen Beutel Sand zu hinterlegen.
    Der Sandsack, in dem sich drei Golemschriftrollen befanden, lag unter einem Stapel verwitterter Bretter. Mit ihrer engen Schrift vermochte die Seele in den Sand einzudringen und die darin befindlichen Zaubersprüche zu befreien.
    Das Leben in diesem neuen Körper begann mit Schmerzen, die sich zu einem schlagenden Herzen, einer sich hebenden und senkenden Brust, einem Kopf, zwei Beinen und zwei Armen auswuchsen. Der Sack zerplatzte, und der überschüssige Sand ergoss sich mit einer Art tiefem Seufzer auf das Kopfsteinpflaster.
    Fellwroth richtete seinen neuen, noch bröckeligen Körper zum Sitzen auf. Vor seinen Augen erschienen zunächst nur verschwommene Kleckse, da sich das Sehvermögen zuletzt entwickelte. Aus diesem Grund bewahrte er in Inkarnationsnähe möglichst immer einen weißen Umhang auf, der den frischen Golem vor Stößen und Abschürfungen schützen sollte.
    Nach einigem Herumtasten fand er den Umhang und darunter auch ein Paar

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