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Nicodemus

Nicodemus

Titel: Nicodemus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Charlton
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tiefen Seufzer gab Nicodemus schließlich nach.
    Auch die nächsten drei Tage marschierten sie durch die Höhlen. Sie ernährten sich von Quellwasser und Pilzen, die Boann ihnen zeigte. Zweimal führte sie die Göttin an die Oberfläche, so dass Shannon mit Magnusnetzen ein paar Forellen aus dem Fluss ziehen konnte. Nicodemus und Boann suchten derweil den kargen Hochwald nach Nüssen und Beeren ab.
    Jeden Abend saßen sie ums Lagerfeuer, doch sie fanden kaum etwas zu sagen. Wenn die Dämmerung kam, stahl sich Nicodemus davon, um sich in die magischen Sprachen der Chthonen zu vertiefen.
    Mit Hilfe des Index brachte er sich Pithan bei. Eine mächtige Sprache aus leuchtenden, indigoblauen Runen, die wie Magnus die stoffliche Welt beeinflussen konnte. Da die pithanische Grammatik und Rechtschreibung einer strengen Logik folgte, beeinträchtigte seine Kakographie das Zauberschreiben in dieser Sprache überhaupt nicht. Deshalb beschrieb er seinen gesamten Körper mit Kriegstexten in Pithan.
    Ihm war es ganz recht, dass ihn diese Arbeit bis spät in die Nacht in Anspruch nahm, denn sobald er in den Schlaf fiel, träumte er von Deidre und Devin.
    Oft wachte er mit Schmerzen in der Brust auf, als wäre sein pochendes Herz in steifes Leder gewickelt. In solchen Momenten dachte er an den Smaragd. Entschlossenheit und Disziplin waren die neuen Leitsterne in Nicodemus’ Leben, durch die er den fehlenden Teil seiner selbst zurückzuerlangen hoffte. Dann könnte er auch Deidre befreien und Shannon heilen.
    Am Morgen des fünften Tages fiel Nicodemus auf, dass sein Keloid seit seiner Begegnung mit Taifon auch nicht das kleinste Primuswort mehr ausgesandt hatte. Als er Boann seine Beobachtung mitteilte, nickte sie. »Während meiner Gefangenschaft habe ich herausgefunden, dass Eure Narbe nur in einem Radius von fünfzig Meilen mit dem Smaragd kommuniziert. Fellwroth hätte dich damit wohl aufspüren können, wenn du aus Starhaven geflohen wärst. Aber da Taifon mit dem Smaragd weit fort ist, braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen, dass die Narbe Euch verraten könnnte.«
    Nicodemus setzte eine finstere Miene auf. »Aber das bedeutet auch, dass, wenn wir den Dämon erst einmal verfolgen, er wissen wird, dass ich komme.«
    Boann nickte.
    »Können wir die Narbe vielleicht herausschneiden?«
    Traurig schüttelte Boann den Kopf. »Nicht ohne dich dabei umzubringen. Als der Smaragd dir die Fähigkeit zum richtigen Schreiben entzogen hat, hat er dafür gesorgt, dass die Narbe bis in deine Wirbelsäule hineinreicht.«
    Nicodemus erschauderte und widerstand nur schwer den Impuls, sich in den Nacken zu greifen. Schweigend setzten sie ihren Weg fort.
    Am Abend des siebten Tages schlugen sie ihr Lager in einer kleinen sandigen Höhle auf. In dieser Nacht weckte Boann sie plötzlich mit lauter, dennoch beherrschter Stimme: »Shannon, Nicodemus, schnell, steht auf. Drei Kobolde haben unser Feuer gerochen. Sie sind nur eine Meile entfernt und kommen rasch näher. Uns bleibt nicht viel Zeit, bevor sie angreifen.«
    Im Nu war Shannon auf den Beinen, stellte eine Textverbindung zu Azure her und formte machtvolle Magnuszauber. Die Glut des Feuers tauchte die Höhle in flackerndes rotes Licht.
    Nicodemus hüllte sich in seinen Schattengängertext und wollte gerade einen zweiten um Shannon schreiben, da stürmten bereits drei Kobolde in die Höhle.
    Mit erschreckender Geschwindigkeit bewegten sich die muskelbepackten Wesen auf allen Vieren voran. Das tiefe Blau ihrer Hautwirkte fast schwarz. Die blonden Zöpfe passten zum Gold der riesigen Augen und die schwarzen Klauen zu den gezackten schwarzen Zähnen.
    Shannon feuerte jedem der Angreifer eine Magnussalve entgegen. Zwei der Kriegstexte trafen ihr Ziel und explodierten. Einer der Kobolde wurde dabei in die Luft geschleudert, der andere flach niedergestreckt. Doch der dritte Angreifer beschwor eine leuchtend blaue Zauberaxt herauf. Mit einem Hieb hatte er Shannons silbernen Text in tausend Teile zertrümmert.
    Angst schnürte Nicodemus die Kehle zu: Das Ungeheuer war ein Zauberschreiber-Kobold.
    Brüllend erhob sich das Wesen auf die Hinterläufe und stürmte auf Shannon los. Der alte Zauberer versuchte es mit einem neuerlichen Magnuszauber, doch mittendrin ließ er die Hand sinken. Nun warf sich Nicodemus dazwischen und rammte dem Angreifer seine Schulter in die Hüfte. Sie gingen zu Boden, und sogleich war Nicodemus über dem Kobold und stemmte ihm das Knie in die Kehle. Der holte aus, als wollte

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