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Nicodemus

Nicodemus

Titel: Nicodemus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Charlton
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Amadis Stiefelabsätze über den Boden klackern, als sie auf ihn zu kam. »An Eure Forschung habe ich dabei gar nicht gedacht, obwohl das noch eine dritte Verbindung wäre. Ich hatte mehr Eure zurückgebliebenen Schüler im Kopf, die Texte verhunzen, sobald sie sie nur berühren.«
    Da war sie also, die Angst der Nordländer vor den Kakographen. »Meine Schüler sind nicht zurückgeblieben«, sagte er leise.
    »Ich glaube, dass Ihr unschuldig seid. Wenn Ihr mir helft, dann beweise ich, dass Ihr unschuldig seid. Aber Ihr müsst mir alles erzählen, was Ihr über Schreibfehler und Fehlschreiber wisst.« Sie hielt inne. »Bei Eurem Ruf ist das ein gefährliches Unterfangen. Wenn man den Eindruck gewinnt, dass Ihr Euch der Untersuchung widersetzt, kann das böse Folgen haben.«
    »Mein Ruf ?«
    »Jeder Zauberschreiber hier weiß, wie wichtig Ihr in Astrophell gewesen seid. Eine ganze Reihe von Leuten hält Euch für verbittert, wenn nicht sogar für paranoid. Alle haben miterlebt, wie heftig Ihr mit Finn um die Berufung konkurriert habt.«
    »Ich mag ehrgeizig sein, Amadi, aber ich würde nie jemanden dafür umbringen.«
    »Um das zu beweisen, brauche ich Eure Mithilfe.«
    Shannon atmete tief durch. Sie hatte recht. Wenn er sich widersetzte, würde er sich nur verdächtig machen.
    Jetzt musste er mehr denn je beweisen, dass er ein harmloser Gelehrter war und nicht die leisesten politischen Ambitionen hegte. »Wenn ich kooperiere, kann ich dann während deiner Untersuchung mit meinem Forschungsprojekt weitermachen?«
    »Ja.«
    »Was willst du von mir wissen?«
    »Lasst uns bei den Fehlschreibern anfangen. Warum sind sie hier?« Shannon hörte, wie sich ihre Schritte entfernten, sie ging zum Stuhl zurück. Wahrscheinlich wollte sie sich setzen. Er tat es ihr nicht gleich. Als die Jüngere von beiden konnte sie sich unmöglich hinsetzen, während er noch stand. Er blieb am Fenster.
    »Wie in allen anderen Zauberakademien auch«, sagte er, »muss einZauberschreiber in Starhaven eine unserer höheren Sprachen fließend beherrschen, um einen einfachen Zaubergrad zu erhalten, und er muss beide beherrschen, um den Stab eines Zaubermeisters tragen zu dürfen. Zauberschreiber, die an den höheren Sprachen scheitern, können immerhin eine Zauberreife zweiten Grades erlangen, indem sie die einfachen Sprachen erlernen. Doch einige scheitern auch daran. Ihre Berührung verunstaltet alle Texte bis auf sehr einfache. Hier im Süden nennen wir diese Unglücksraben Kakographen.«
    »Im Norden ist es nicht anders, nur dass wir gefährliche Zauberschreiber nicht so nennen.«
    »Wir Starhavener halten diese Schüler nicht für gefährlich. Wir nehmen ihnen auch nicht die Gabe des magischen Schreibens, sondern ermöglichen es ihnen, sich ihren Fähigkeiten entsprechend einzubringen. Im Moment leben ungefähr fünfzehn Kakographen im Speicherturm. Bis auf drei sind alle unter zwölf Jahren.«
    »Warum habt Ihr so viel Nachwuchs?«
    »Von den Älteren werden die meisten als Zauberer zweiten Grades in das hiesige akademische Leben integriert.«
    »Ist das nicht gefährlich?«
    »Gefährlich?« Shannon hob die Stimme. »Gefährlich für die Kakographen? Möglicherweise. Zuweilen reagiert ein Text schlecht auf ihre Berührung. Doch ist es mir noch nie untergekommen, dass ein solcher Vorfall mehr als ein paar blaue Flecken oder ein fehlerhaftes Geschöpf zur Folge gehabt hätte. Aber, ob Kakographen ein Risiko für die Zauberer darstellen? Ein Risiko für Zauberschreiber, die eine oder sogar zwei der mächtigsten Zaubersprachen der Welt beherrschen?« Er schnaubte vor Wut.
    Amadis Füße machten ein Geräusch, Shannon vermutete, dass sie das Gewicht verlagerte, in der Hoffnung, sich endlich setzen zu dürfen. »Magister, das widerspricht allem, was ich gelernt habe, allem, was Ihr mir beigebracht habt.«
    Er stützte sich mit den Händen zu beiden Seiten des Fensterbretts ab. »Das liegt schon viele Jahre zurück.«
    Gereizt schnalzte sie mit der Zunge. »Aber ich habe über diese Fehlschreiber, diese Kakographen, wie Ihr sie nennt, gelesen. VieleHexen und abtrünnige Zauberer sind von ihrem Schlag. Einer von ihnen war sogar ein berüchtigter Mörder. Er kam aus dem Süden, lebte an eben dieser Akademie. Warum fällt mir bloß der Name jetzt nicht ein?«
    »James Berr«, sagte Shannon sanft. »Du meinst James Berr.«
    »Ja!«
    Shannon drehte sich zu seiner ehemaligen Schülerin. »Berr ist vor dreihundert Jahren gestorben. Das weißt du doch

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