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Nicodemus

Nicodemus

Titel: Nicodemus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Charlton
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gelassen hat, und hat ihn vor aller Welt angeprangert.«
    Nicodemus atmete tief aus.
    »So ist der Magister hierher zurückgekommen und wurde zum Fürsprecher der Kakographen.« Ihre großen Augen huschten kurz zur Decke. »Aus jeder Generation wählt er einen Kakographen aus, dem er hilft, Zauberer zu werden. Vor dir war es Tomas Rylan. Tom hat mit John und mir zusammen gewohnt. Der Magister hat ihm geholfen, ein Zauberer zweiten Grades in Starfall Janitorial zu werden.«
    Nicodemus spürte, wie ihm die Hitze in die Wangen schoss. Hatte Shannon ihn nur deshalb zum Lehrling genommen, weil er einen neuen Lieblingsversager gesucht hatte?
    Devin rührte im Bodensatz ihres Eintopfes. »Von dem Augenblick an, als du in den Speicherturm gekommen bist, warst du der Liebling des Magisters. Es hat uns nicht weiter überrascht, dass du, noch bevor du es dir verdient hattest, zu mir und John ins Dachgeschoss gezogen bist.«
    »Oh.« Mehr brachte Nicodemus nicht heraus.
    Sie fing seinen Blick auf. »Das hat Smallwood also gemeint.«
    Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf. Hatte Shannon ihn wirklich nur aus Mitleid zum Lehrling gemacht? Ihm wurde schlecht. »Danke, Dev«, sagte er leise.
    »Nico, du solltest es dem Magister nicht übel nehmen, er will doch nur helfen.«
    Er erhob sich. »Ich muss los.«
    Devin ergriff seine Hand und drückte sie. »Nico, alle im Speicherturm haben dich schrecklich gern. John und ich – sei nicht traurig.«
    »Shannon wartet im Compluvium auf mich.« Er drückte ihre Hand. »Ich möchte nicht zu spät kommen.«
    »In Ordnung.«
    Er nahm seine Schüssel und seinen Becher. »Bis heute Abend«, sagte er und ging davon.

Kapitel 18
    Das Sataal-Plateau wurde von sechs der insgesamt zwanzig östlichen Türme getragen und lag mehr als 400 Fuß hoch. Über diese Höhe wollte Nicodemus lieber nicht nachdenken, während er den schmalen steinernen Parcours Richtung Osten beschritt. Nahezu alle fünfzig Schritte erklomm er ein paar breite Stufen zur nächsten Ebene.
    Die umliegenden Türme und Berge schirmten das Plateau während des größten Teils des Tages von direkter Sonneneinstrahlung ab. Einst hatten die Chthonen hier einen Schattengarten angelegt.
    Nun gediehen auf den Beeten nur noch Unkraut und Efeu. Moos breitete sich in den Mauerritzen aus. Streunende Katzen schlichen auf der Suche nach etwas frischem Wasser umher. Zwar konnte Nicodemus keinen Verfolger ausmachen, doch er nahm an, dass sich ein getarnter Wächter ganz in seiner Nähe aufhielt.
    Je weiter er nach Osten gelangte, desto dichter standen die Türme. Mit jeder neuen Ebene wurde die Terrasse kleiner und die Stufen enger. Am Ende des Plateaus befand sich ein schmaler, moosbewachsener Kreuzgang. Doch eine dreißig Fuß hohe Mauer zwischen den verlassenen Türmen Itan und Karkin versperrte Nicodemus den Weg. Eine Reihe rostiger Sprossen mündete auf halber Höhe in einen niedrigen Wehrgang. Von dort hörte er Stimmen.
    Nicodemus erklomm die Sprossen und empfand sie als eng und unbequem für einen Menschen. Er kam zu dem Schluss, dass die Chthonen zierliche Hände gehabt haben mussten. Oder zierliche Klauen? Vielleicht hatten sie aber auch überhaupt keine Klauen oder Hände gehabt, sondern sich mit den Zähnen an den Sprossen festgehalten.
    Auf dem Wehrgang erwartete ihn ein lächelnder Magister Shannonmit Azure auf der Schulter. Gut gelaunt hielt der alte Mann den Wächtern einen Vortrag: »… erklärlichen Gründen sind die Geschöpfe im Compluvium in einem aggressiven Ton verfasst. Wir sollten es also lieber – ah, Nicodemus, da bist du ja endlich.«
    Die Wächter, drei Männer und eine Frau, waren allesamt um die sechzig Jahre alt und trugen goldene und silberne Knöpfen an den Ärmeln. Misstrauisch beäugten sie Nicodemus. Shannon stellte sie ihm lachend als seine Leibgarde vor.
    Nicodemus verbeugte sich höflich. Nur allzu gut verstand er, warum die Wächter so irritiert wirkten. Man hatte sie ausgesandt, um Shannon auszuspionieren, und nun hatte der Alte sie ganz in seinen Bann gezogen. Nicodemus konnte es ihnen nicht verdenken.
    Shannon nahm Nicodemus beim Arm und zerrte ihn durch das Grüppchen. Dabei hatte Nicodemus das Gefühl, sein Arm sei in einen Schraubstock gespannt worden, so fest war der Griff des alten Zauberers.
    Der Wehrgang endete an einer Spalte, wo der Karkin-Turm an die Mauer grenzte. Von hier aus führten schmale Treppenstufen bis zur Mauerkrone hinauf. Auf der untersten Stufe stand ein gut sieben Fuß hoher

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