Nicolai
nicht, ob ich das wirklich glauben sollte. Soll es wirklich
Vampire, Dämonen und Werwölfe geben? Da hatte ich 40 Jahre keine Ahnung wer ich
bin und dann so etwas.
„Erde
an Alexandra.“, hörte ich eine Stimme. Nicolai riss mich aus meinen Gedanken
heraus und ich sah, dass bereits der Kellner mit dem Essen vor dem Tisch stand.
„Guten Appetit.“, meinte der Kellner zu mir. Dann servierte er Nicolai ein
großes Steak, das noch recht blutig war. Ich nahm mein Besteck in die Hand und
fing an zu Essen. Während ich meinen Kopf nach unten hielt und die Gabel mit
dem Essen zum Mund führte, versuchte ich mit heimlichem Blick Nicolai zu beobachten.
Er bemerkte es nicht, dass ich ihn ansah. Mir fiel nur auf, dass er recht
gierig das Steak aß. Plötzlich blickten wir uns beide an. Seine Augen waren
blutrot. Ich erschrak so sehr, dass mir das Essen im Hals stecken blieb.
Schnell stand ich auf, der Stuhl hinter mir kippte um. Ich schnappte nach Luft,
fühlte mich, als ob ich jeden Moment ersticken würde. Doch in Sekundenschnelle
stand Nicolai plötzlich hinter mir, legte seine Arme um meinen Magen und
drückte. Im hohen Bogen flog das festgesteckte Essen aus meinem Hals und landete
peinlicherweise direkt auf dem Nachbartisch. Ich sank erschöpft in Nicolais
Armen zusammen. Der Kellner kam herbei geeilt und stellte den Stuhl wieder auf,
dann setzten sie mich sanft hin. Nicolai reichte mir ein Glas Wasser. „Danke.“,
brachte ich völlig fertig hervor. „Wie oft hast du mir eigentlich schon mein
Leben gerettet?“, fragte ich ihn, nachdem ich ein Schluck Wasser getrunken
hatte und der Schreck etwas nachließ. „Ich würde es immer wieder tun.“,
antwortete Nicolai und streichelte mich liebevoll am Arm. Ich sah ihn an. Von
blutroten Augen keine Spur mehr. Was war das gewesen? Wiedermal nur Einbildung?
Und was ist das mit ihm und mir überhaupt? Was soll ich tun? Soll ich den
ersten Schritt machen? Oder macht er ihn? Irgendwann? Warum will er mich nicht
küssen? Immer nur dieses Streicheln, das wird mir langsam langweilig. „Fährst
du mich nach Hause?“, fragte ich schließlich Nicolai. „Selbstverständlich.“,
antwortete Nicolai und half mir auf die Beine. „He, das geht schon, ich bin
erst 40, noch keine 80.“ Ich versuchte zu lächeln, was aber nicht wirklich nach
einem Lächeln aussah. Als ich am Nachbarstisch vorbeiging sprach ich noch eine
kleine Entschuldigung der Dame aus, die mein Essen unfreiwillig abbekommen
hatte. „Ach Kindchen, nicht so schlimm. Hauptsache ihnen ist nichts passiert.“,
erwiderte sie freundlich. „Ich hatte sowieso nicht das Richtige bestellt. Also
kein Grund zur Sorge.“ Ich wollte noch etwas zu der Dame sagen, aber Nicolai
zog mich sanft am Ärmel nach draußen. Irgendwie hatte er es auf einmal sehr eilig,
kam es mir jedenfalls vor.
Als
wir bei mir zu Hause angekommen waren, nahm ich diesmal meinen ganzen Mut
zusammen. Ich wollte es jetzt wissen. „Darf ich dich noch auf einen Kaffee
einladen?“, fragte ich ihn. Nicolai sah mich an. „Deine Einladung nehme ich
gerne an, allerdings Kaffee um diese Zeit? Nicht so gut. Wir können ja ein
wenig Musik hören, und quatschen“. In diesem Moment fiel mir ein Stein vom
Herzen. Erleichtert lächelte ich ihn an und zog ihn sanft an der Hand in den
Hausflur hinein. Wir gingen nach oben. „Und du willst wirklich keinen Kaffee?“,
fragte ich ihn erneut, als wir beide irgendwie verlegen in meinem Wohnzimmer
standen. Er schüttelte den Kopf und zog mich dicht an sich heran. Ich spürte
seinen Atem, der kalt war. Seine Hände umfassten mein Gesicht, dann glitten sie
zu meinem Hals entlang. Er drehte meinen Kopf zur Seite, seine Lippen berührten
meinen Hals. Dann küsste er mich auf den Mund. Ich fühlte mich wie betäubt und
sank hilflos in seinem Armen zusammen.
Als
ich wieder zu mir kam, lag ich auf dem Sofa. Ich richtete mich schlaftrunken
auf und rief nach Nicolai. Aber es kam keine Antwort. Das verunsicherte mich
und ich stand auf und ging durch meine Wohnung. Von Nicolai keine Spur. Er war
weg. Habe ich was falsch gemacht? Ich ging zurück ins Wohnzimmer und sah auf
den Tisch. Dort lag ein Brief. „Für Alexandra“ Langsam ging ich auf den Tisch
zu, ich ahnte schreckliches. Mit zittrigen Fingern öffnete ich den Brief. „Liebe
Alexandra, es tut mir so leid. Aber ich bin nicht der richtige Mann für dich.
Lange habe ich gezögert, zu lange. Deine Hoffnungen waren groß, das habe ich
gespürt. Doch ich bin anders,
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