Nie wieder Ferienhaus
statistisch die richtige Temperatur. Wenn man einmal links am Hasen vorbeischießt und einmal rechts, dann ist der Hase statistisch tot.
Das ist das Problem mit der Statistik. Es lässt sich alles prima ausrechnen, nur in der Praxis hilft es einem nicht weiter.
Wir lenkten das Gespräch auf ein erfreulicheres Thema.
»Was sagst du zu den neuen Plätzen?« Was sollteich sagen? Eine bessere Möglichkeit, einen entspannten Urlaub zu verbringen, hatte ich noch in keinem Reiseprospekt gefunden.
Vielleicht wäre das mal eine Möglichkeit. Rudi Völler lugt aus dem Duschhäuschen und sagt: »Neckermann macht’s möglich!«
Oder lieber doch nicht. Dann wäre De Grevelinge wirklich zu überlaufen: »Also, ich finde die Idee ziemlich grandios!«
Detlef kam uns entgegen. »Heute muss ich mal Rasen mähen!« – »Dann probier es später noch mal, im Moment sind beide Rasenmäher ausgeliehen!«
»Und du? Hast du schon mal drüber nachgedacht?«
Heinrich bewegte im Laufen den ganzen Oberkörper hin und her – ein normales Kopfschütteln hätte es sicher auch getan: »Ich weiß nicht! Im nächsten Jahr will Hilde wieder schwanger werden, da würde das mit dem Campingurlaub bestimmt noch klappen! Aber ob ich sie danach noch mal in einen Wohnwagen kriege …? Ich weiß nicht!«
»Da gibt’s doch die ganz einfache Lösung: Im übernächsten Jahr willst du dann halt wieder schwanger werden. Aber mehr als vier Kinder ist ein Campingurlaub wohl wirklich nicht wert!« Detlef war in seinem Sarkasmus manchmal noch bösartiger als ich.
»Was macht ihr heute noch?«
»Wir werden wohl zur Imkerij nach Poppendamme fahren. Da kann man tollen Honig kaufen, und den Kindern wird noch dazu in einer Führung erklärt, wie er entsteht!«
Heinrich stiefelte in sein Vorzelt, und Detlef schautemich fragend an: »Moment mal! Wir hatten doch abgemacht, dass wir am Strand eine Sandburg bauen!«
»Als wir Fahrräder gemietet haben, haben sie sich welche gekauft, als wir einen Fahrradständer gekauft haben, stand zwei Tage später auch einer vor ihrem Caravan! Jetzt gibt es genau zwei Möglichkeiten: Die eine ist, dass wir mit Heinrich, mit Sophia und mit Benedikt eine Sandburg bauen, während Hilde nebenan auf der Isomatte Schwangerschaftsgymnastik macht, und die bessere ist, dass wir uns heute Abend erklären lassen, was wir nicht alles in der Imkerei verpasst haben!«
Die größte Wasserburg aller Zeiten
Es ist völliger Blödsinn, Strandburgen zu bauen! Sie werden von Wind, Wellen und marodierenden Kindern innerhalb kürzester Zeit platt gemacht, man verschafft sich ein Spießer-Image, und man kann die Profis ohnehin nicht schlagen. Was nicht heißt, dass man es nicht versuchen kann.
Wir haben nichts dem Zufall überlassen!
Die Situation erinnerte mich an die Märklin-Eisenbahn, die der Sohnemann an Heiligabend geschenkt kriegt, um dann am ersten Weihnachtstag dem Papa die Freundschaft aufzukündigen, weil er nicht mitspielen darf.
Detlef und ich ließen uns von derart profanen Gegenargumenten nicht verunsichern. Wir hatten haltbare Schüppchen besorgt, Eimerchen waren vorhanden. Wichtig war die Gießkanne, um den zu trockenen Sand in verbaubares Material umzuwandeln.
Wir kratzten den Bauplan mit dem Schüppchen in den Sand. Es waren erhebliche Erdbewegungen notwendig, um eine Burg von diesen Ausmaßen zu erstellen. Es war nicht nur eine große Burg, es war eine Wasserburg. Der Wasserzufluss vom Meer sollte den Burggraben füllen, eine Zugbrücke aus sechs Magnum-Stielen heraneilende Feinde abhalten. Vier Wachtürme sollten es ermöglichen, angreifende Quallen,Schollen und Seesterne schon von weitem zu erkennen.
Tristan, Edda, Michel und Jonas waren in ihrem Element. Tristan und Michel hatten die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass der Zufluss aus dem Meer nicht versiegte, Jonas und Edda mussten »Burg Grevelingeneck« mit Miesmuscheln auf die Burgmauern schreiben. Keine leichte Aufgabe, wenn man drei und vier ist.
Es war Michels Idee, die dem Meer zugewandten Wachtürme mit Pommes-Gabeln zu bewaffnen.
Er hatte keine großen Schwierigkeiten, uns von diesem Vorhaben zu überzeugen. Ein leerer Bauch arbeitet nicht gern, und der Zeerover lag vielleicht fünfundzwanzig Meter entfernt. Eine Eisfirma tat uns den Gefallen, ein Eis mit dem Namen und der Form einer Schatztruhe zu offerieren. Nachdem das Eis fachmännisch aus der Verpackung entfernt war, wurde die Truhe im Burginneren vergraben.
Ich will jetzt hier überhaupt nicht angeben,
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