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Nie wieder Ferienhaus

Titel: Nie wieder Ferienhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stelter
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untergebracht waren, und zehn Waschbecken mit Spiegel und Stromanschluss für Rasierer und Föhn.
    Draußen am Haus waren die Entsorgungsstationen für das Porta-Potty. (Dem Werbemanager, der sich diese Bezeichnung für ein Chemieklo ausgedacht hat, wünsche ich übrigens das gleiche Schicksal wie demjenigen, der seinerzeit den Spruch »Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung!« kreierte!)
    Nachdem ich diese Chemietoilette zweimal in der Entsorgungsstation entsorgt hatte, gab es in unserem Wohnwagen übrigens ein fast striktes Benutzungsverbot.O.K., nachts durften Edda und Tristan da Pipi machen, aber das war es auch schon. Unser Waschhäuschen lag schließlich nur hundert Meter entfernt.
    Draußen gab es auch eine Spülmöglichkeit, zwölf Waschbecken mit großen Ablagen für Teller, Töpfe und Besteck.
    »Waschhäuschen« klingt ziemlich blöd, aber was bleibt mir anderes übrig, »Toilettenhäuschen« klingt halt noch blöder. Das sah Wim übrigens ganz genauso. Er hat über alle seine Waschhäuschen ein schönes Schild gehängt: Wasserette!
    Wasserette , das klingt! Das hat etwas Französisches, das hört sich nach einem Mineralwasser aus den Vogesen an. Wasserette . »Wollen wir uns heute nach dem Golf an der Wasserette treffen?«
    Doch, irgendwann muss ich Wim zu dieser Namensgebung gratulieren. Ich wäre auf diesen Ausdruck nie gekommen. Ich bin halt kein Holländer. Deutsche haben einfach Probleme mit dem Toilettenhäuschen.
    Wir saßen gerade am Frühstückstisch vor dem Vorzelt, als ich in der Zeitung las, dass die Deutsche Bahn die Bahnhofsklos umbenennen wollte. Die guten Stuben des deutschen Nahverkehrs sollten fortan »Reisefrische« heißen. Reisefrische!
    »Weil dieses Wort Erinnerungen an die Sommerfrische, an Urlaub und Natur weckt und überhaupt nicht mehr nach Toilettendüften riecht, wollen Marketing-Strategen den deutschen Bahnhöfen ein neues Vokabular verordnen«, stand da. Statt der Kioske solltees künftig »Convenience-Bereiche«, statt der Kramlädchen »Trendshops« geben.
    Also so eine tolle Idee! »Reisefrische« müsste ich nie benutzen. Ich stellte mir vor, wie ich leicht gebeugt, mit verzerrtem Gesicht über den Bahnsteig haste und das Bahnhofsklo suche, und dann sehe ich ein Schild mit Blümchen drauf, und da steht in lila Schreibschrift gedruckt: »Reisefrische«. Ich müsste gar nicht mehr hingehen! Wenn ich das lesen würde, hätte ich mich schon bepisst vor Lachen.
    Da steckt so viel Poesie drin. Und die Bahnhofskneipe heißt dann »Reisefrische-Nachfüllpack«. Der Pariser-Automat heißt dann »Storchentod« und die Bahnhofshalle »Penners Paradise«. Sorry!
    Wasserette! Wim würde sich als Marketing-Stratege in Deutschland eine goldene Nase verdienen.
    Die Waschhäuschen, das war im Vorfeld unserer Campingpremiere mein größtes Problem. Ich war mir eigentlich sicher, dass Anne irgendwann nach drei Tagen mit dem Kulturbeutel unterm Arm (dem Erfinder des Ausdrucks »Kulturbeutel« wünsche ich übrigens …) mit resolutem Blick vor mir stehen würde: »Pack die Koffer, wir fahren nach Hause!« Schon falsch! Sie hätte gesagt: »Geh mit den Kindern an den Strand. Ich pack die Koffer, wir fahren nach Hause!«
    Wenn man in dem Moment, wenn die komplette Campingplatzbelegung vom Strand kam, sofort duschen wollte, konnte es Probleme geben. Dann musste man anstehen, und wenn man endlich die Duschkabine betrat, dann fühlte sich das zwar an den Füßen nicht genauso an wie an der Stelle, an der die Wellenimmer wieder den Sandstrand überfluteten, aber es kam dem schon sehr nahe!
    Andererseits war es plötzlich überhaupt kein Problem mehr, die Kinder vom Waschen und Zähneputzen zu überzeugen. Scheinbar macht es viel mehr Spaß, wenn noch sieben oder acht andere Kinder dabei sind. Zu Hause wurden alle Tricks angewendet, um diese Prozedur zu umgehen. Im Urlaub haben alle beide darauf bestanden.
    Anne und ich hatten unsere feste Duschzeit eiskalt berechnet: nach zweiundzwanzig Uhr. Dann lagen die Mäuse selig schlummernd in ihren (hoffentlich eigenen!) Betten. Einer von uns beiden saß im Vorzelt, der andere ging duschen. Aber die schlafenden Kinder waren nicht der einzige Grund. Denn viermal am Tag wurden die Wasseretten geputzt, und eine dieser Putzzeiten war eben zweiundzwanzig Uhr.
    Die bereits erwähnte Spüleinheit vor den Wasseretten diente nicht nur der Geschirr- und Besteckreinigung, sie war auch eine Art menschliche Litfaßsäule.
    Egal, wer gerade

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