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Nie Wirst Du Entkommen

Nie Wirst Du Entkommen

Titel: Nie Wirst Du Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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einem psychologischen Profil der Person gearbeitet, nach der wir suchen. Ich hatte damit gestern in der Praxis begonnen, bevor ich … zu Seward gelaufen bin.« Resolut kämpfte sie den Schrecken zurück. »Ich hatte es noch nicht gesichert, und man kann wohl davon ausgehen, dass momentan keiner mehr an meine Festplatte rankommt.« Weil ihr Computer in Stückchen auf ihrem Fußboden lag. »Ich ziehe mich jetzt um. Wir können dann los, wenn du so weit bist.«
    »Tess.«
    Sie war schon im Wohnzimmer, blieb aber stehen und drehte sich um. Er hatte sich den Block herangezogen und schaute nun davon auf. »Danke dafür.«
    »Harrison wollte, dass ich es tue.« Ihre Lippen verzogen sich. »Wir waren gestern zusammen zum Lunch. Wir haben uns beraten.« Sie zeigte auf den Block vor ihm. »Und das ist dabei herausgekommen. Ich würde es zu schätzen wissen, wenn du mir eine Kopie davon machst.« Sie hatte es fast bis in den Flur geschafft, bis er sie wieder rief.
    »Tess.«
    Sie hielt an, drehte sich aber nicht wieder um. »Was ist?«
    »Es tut mir leid. Ich habe mich geirrt, und es tut mir leid.« Sie hörte ihn das Zimmer durchqueren und schauderte, als seine Hände sich auf ihre Schultern legten. »Ich schleppe noch ein paar Altlasten mit mir herum.« Er küsste sie in den Nacken. »Wie jeder wahrscheinlich.«
    »Wie hieß sie?«
    »Shelley.« Er hielt inne und fügte dann mit einem Lächeln in der Stimme hinzu: »Zur Hölle mit ihr.« Er schob ihr Haar zur Seite und hauchte weitere kleine Küsse auf ihren Hals. »Ich springe unter die Dusche und bin in zwanzig Minuten fertig. Du kannst mir das Profil im Auto erklären. Da sind ein paar Begriffe, die ich nicht verstehe.«
    Er schob sich an ihr vorbei und verschwand im Bad mit der Gummientchentapete, und sie seufzte, da sie wusste, dass es ihm schwerer gefallen war, seine Unkenntnis zuzugeben, als sich bei ihr zu entschuldigen. Sie fragte sich, wer Shelley war und was sie getan hatte, doch dann setzte sie sich in Bewegung.
    Sie musste sich fertig machen. Vito wartete nur ungern.

Mittwoch, 15. März, 7.20 Uhr
    E s war nicht schwer, Vito Ciccotelli zu erkennen, dachte Aidan, der den Mann in der überfüllten Lobby des Holiday Inn augenblicklich ausmachte. Es konnte nur der große Kerl mit dem welligen schwarzen Haar und dem knurrigen, finsteren Blick sein. Selbst ohne die eindeutige Schwellung seines Schulterholsters schrie alles an dem Mann »Cop«. Und als seine durchdringenden schwarzen Augen Tess entdeckten, schrie alles an ihm »vor Sorge zerfressener großer Bruder«.
    Sie ging einen Schritt auf ihn zu, dann rannten sie einander entgegen. Vito riss sie in seine Arme und umklammerte sie, als ob sie etwas enorm Kostbares war, das er beinahe verloren hätte. Aidans Kehle verengte sich. Beides entsprach der Wahrheit.
    Sie hatte ihren Bruder nicht mehr gesehen, seit er, wie sie Aidan im Auto erzählt hatte, vor zehn Monaten zweimal kurz hintereinander nach Chicago geflogen war. Das erste Mal war er ins Krankenhaus gekommen, in dem sie lag, nachdem der »Knasti mit der Kette«, wie sie es so schön ausdrückte, sie attackiert hatte. Er fragte sich, ob sie sich bewusst war, dass sie sich jedes Mal an den Hals fasste, wenn sie von der Erfahrung erzählte. Das zweite Mal war Vito sechs Wochen später gekommen, um Dr. Zur-Hölle-mit-ihm eine blutige Nase zu verpassen.
    Jetzt sah Vito sie mit sorgenvoller Miene an. »Du bist immer noch viel zu dünn. Warst du wieder krank? Und warum bist du nicht in deiner Wohnung?« Er blickte über ihre Schulter und unterzog Aidan einem visuellen Kreuzverhör. Sein Blick wurde kalt. »Ist das der Cop?«
    Tess blickte sich um und lächelte leicht. »Nein, bin ich nicht, nein, war ich nicht, es ist eine lange Geschichte, und, ja, das ist er.« Sie drehte sich, bis Vitos Arm um ihre Schultern lag. »Vito, Aidan Reagan. Aidan …« Sie seufzte. »Mein Bruder Vito.«
    Vito schüttelte seine Hand fest, aber nicht übertrieben fest. »Schlafen Sie mit ihr?«, wollte er wissen.
    Tess schnappte nach Luft. »Vito!«
    »Noch nicht«, erwiderte Aidan, und Vitos Kiefer verspannten sich. Einen Moment lang sagte keiner etwas, dann zog Vito die Brauen zusammen.
    »Warum ist sie nicht in ihrer Wohnung?«
    Aidan sah sich um. »Hier können wir nicht reden.« Er sah auf die Uhr. Spinnelli hatte für genau acht ein Treffen angesetzt. »Ich habe ungefähr zehn Minuten Zeit. Haben Sie hier ein Zimmer?«
    »Ja.« Vito ging bereits auf die Treppe zu und zog Tess

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