Nie Wirst Du Entkommen
Kino oder Theater gehen – vielleicht hat er ein Abo. Er weiß einiges über Stimmen und deren Imitation und kennt sich mit Überwachungstechnik aus. Darüber hinaus mit Medikamenten, vor allem Psychopharmaka und weiß auch, wie er sie einsetzen muss, um einen bestimmten Effekt zu erzielen. Psychologie ist ihm nicht fremd; er hat drei Patienten ausgesucht, die ausgesprochen verletzlich und manipulierbar waren, und sich ihr Leiden zunutze gemacht. Oder aber er erkennt diese Talente in anderen und weiß sie für sich einzuspannen.«
Aidan legte das Papier auf den Tisch, so dass Murphy es sehen konnte, und fuhr fort. »Er sieht andere gerne leiden. Er hat wahrscheinlich bereits kleinere Gewalttaten begangen, wenn er auch wahrscheinlich nie erwischt worden ist. Dazu ist er zu schlau. Noch. Außerdem macht er sich nicht gerne die Hände schmutzig, tut es aber, falls es notwendig ist. Er ist sehr zielorientiert und konzentriert. Möglicherweise hat er ein eigenes Geschäft. Er ist daran gewöhnt zu delegieren und macht es gut. Er wird vermutlich keine untergeordnete Stelle haben.« Er runzelte die Stirn. »Dieser Typ Mensch würde seine Mutter umbringen, wenn es seinen Zwecken dient.«
»Das ist recht umfangreich«, sagte Spinnelli nachdenklich. »Sie hat einiges an Zeit darauf verwendet.«
Aidan dachte daran, wie sie allein in seinem Haus, die Waffe an der Seite und den Hund zu ihren Füßen, gesessen und sich Gedanken gemacht hatte, bis sie vor Erschöpfung eingeschlafen war. »Sie war gestern Abend ziemlich unruhig. Kein Wunder nach dem Tag.«
»David Bacon hat Kabel verlegt«, sagte Murphy.
»Er wusste auch, wie man drahtlose Verbindungen einrichtet.«
»Aber er hat alleine gearbeitet«, sagte Rick. »Ihm gefiel es, die Mädchen zu beobachten und zu wissen, dass er der Einzige war, der es konnte. Das ist auch der Grund, warum er nur fünf Jahre gekriegt hat. Man konnte ihm nicht nachweisen, dass er Komplizen hatte oder die Aufnahmen verbreitet hat.«
»Vielleicht ist Bacon bloß einer der Menschen, die unser Mann für seine Zwecke eingesetzt hat«, bemerkte Jack. »In jedem Fall werden wir das erst wissen, wenn wir Bacon haben.«
»Und wir werden ihn finden«, sagte Aidan ruhig.
»Ich habe übrigens auch etwas«, sagte Spinnelli. »Die Dienstaufsicht hat die Angestellte so weit bearbeitet, dass sie zugegeben hat, die Adams- und Winslow-Akten an Blaine Connell ausgegeben zu haben.«
Aidan schloss die Augen. »Das kann nicht sein.« Er war nie mit Connell befreundet gewesen, aber der Mann war ihm immer hochanständig vorgekommen.
»Die IA holt ihn heute zum Verhör. Wenn die durch sind, nehmen wir ihn uns vor.«
»Falls dann noch was von ihm übrig ist«, murmelte Jack. »Himmel.«
Aidan brach das Schweigen, das darauf folgte. »Was ist mit Wallace Clayborn? Haben wir ihn schon festgesetzt?«
Spinnelli schüttelte den Kopf. »Ich habe zwei Beamte gestern Abend losgeschickt, aber sie haben ihn nicht finden können. Heute Morgen sind Abe und Mia darauf angesetzt. Ist Tess allein?«
Dass sein Bruder und seine Partnerin beteiligt waren, gefiel Aidan. Abe und Mia waren gute Polizisten. Sie würden unter jeden Stein blicken, bis sie Clayborn gefunden hatten.
»Nein. Ihr Bruder ist gestern Abend aus Philadelphia gekommen. Offenbar ist ihr Anteil an der Seward-Geschichte auch landesweit eine Nachricht. Ihre Familie hat sich Sorgen gemacht.«
»Ich habe es gestern auf ESPN gesehen«, stimmte Rick zu. »Und du wurdest auch genannt, Aidan.«
»Jetzt entwickeln Sie bloß keine Starallüren«, sagte Spinnelli trocken. »Was noch?«
Jack überflog sein Notizbuch. »Ich warte noch auf die Seriennummer der Waffen, die wir in Adams’ Wohnung gefunden haben. Wenn ich bis zum Lunch nichts gehört habe, rufe ich an.«
»Wir haben noch die Quittungen, die in Nicole Riveras Wäscheschublade gelegen haben«, sagte Murphy. »Wenn wir Bacon aufgespürt haben, können wir im Spielzeugladen nachfragen, ob sich jemand an sie erinnert.«
»Und wir müssen herausfinden, wer Zugang zu allen Wohnungen hatte.« Aidan sah Spinnelli an. »Können Sie jemanden abstellen, der sich die Sicherheitsaufnahmen noch einmal ansieht?«
»Ja. Ihr Jungs konzentriert euch jetzt auf David Bacon. Ich kümmere mich um Connell und die Dienstaufsicht. Ich melde mich, wenn wir etwas wissen. Ich kenne Connell. Ich könnte zur Not glauben, dass er Akten weitergegeben hat, aber nicht, dass er Nicole Rivera kaltblütig erschossen hat. Aber man kann sich
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