Nie Wirst Du Entkommen
das Gefühl gegeben, begehrt zu werden, Aidan.
Wer da keinen Brechreiz verspürte, dem war nicht zu helfen.
Reagan wollte etwas von ihr. Auch das musste im Keim erstickt werden.
Und ich weiß, wie man das bewerkstelligt.
Aber alles der Reihe nach. Erst war Bacon dran. Diesen kranken Spinner loszuwerden würde das reine Vergnügen werden.
Aber noch vergnüglicher würde Ciccotellis Reaktion auf ihren neusten Verlust werden.
Er hatte so gelitten, so um Hilfe gestöhnt. Nach Ethel gestöhnt. Um Gnade, um Antworten gefleht.
Warum?
Sein Gejammer hatte die Blades nur zu noch mehr Gewalt angestachelt. Die Jungs der Gang hatten ihren Job gut gemacht. Sie hatten ihn zusammengeschlagen, aber keine Spuren hinterlassen. Manche würden ihre Vereinbarung Erpressung nennen.
Ich ziehe es vor, es als geschäftlichen Vorschlag zu bezeichnen, von dem beide Seiten profitieren.
Der Tag schien plötzlich ein wenig heller zu werden. Schluss mit der Grübelei. Es gab Arbeit.
»Zahlen, bitte.«
Mittwoch, 15. März, 15.10 Uhr
A idan blickte zu dem Schild über dem Laden auf und seufzte. Es war die dritte Filiale von Wires-N-Widget in der Chicagoer Umgebung. Die nächste befand sich in Milwaukee, eine Stunde Fahrt entfernt. »Drei Wünsche hast du frei«, murmelte er, und Murphy blickte ihn finster an.
»Und der dritte ist meist der entscheidende, Aidan.«
»Jaja. Hör auf zu qualmen, und dann sehen wir, ob du noch immer so munter bist.« Es war so entmutigend. Mit jeder Stunde, die Bacon frei herumlief, stiegen die Chancen, dass irgendein mieser Wichser Tess auf einer Webseite betrachten konnte. Er wollte ihr nicht sagen müssen, dass sie es nicht geschafft hatten.
Sie betraten den Laden und gingen direkt zur Theke, hinter der ein fleischiger Kerl stand und Kleinteile sortierte. Das Namensschild auf dem Poloshirt besagte, dass er »Gus« hieß.
Murphy legte Bacons Bild auf den Tisch, und Aidan sah, dass Gus zusammenzuckte. »Bacon arbeitet hier nicht mehr«, sagte der Mann und wandte sich wieder seinen Kleinteilen zu.
Murphy lehnte sich an die Theke. »Und warum nicht?«
Der Mann holte ein paar kleine Tütchen aus einer Schublade und begann, die Teile in die Tüten zu füllen. »Weil der Boss ihn gefeuert hat.« Aidan legte eine Hand auf die Tüten, und Gus schaute entnervt auf. »Ich muss diesen Kram bis zum Ende meiner Schicht eingetütet haben, okay?«
Aidan beugte sich vor, bis sein Gesicht nur Zentimeter von Gus’ Nase entfernt war. »Dies ist eine Mordermittlung, Sir. Es kümmert mich überhaupt nicht, ob Sie Ihre Kondensatoren eingetütet haben oder nicht, aber ich kann Ihnen versprechen, dass Sie es nicht schaffen werden, wenn Sie jetzt nicht mit uns reden. Also antworten Sie. Warum hat Ihr Boss Bacon rausgeworfen?«
Die Augen des Mannes weiteten sich. »Mord? Hat Bacon jemanden umgebracht?«
»Das haben wir nicht gesagt«, erwiderte Aidan. »Aber er könnte Kontakt mit jemandem haben, der es getan hat.«
Gus seufzte und senkte die Stimme. »Wir wollen nicht, dass das an die Öffentlichkeit kommt.«
Aidan und Murphy sahen einander an. »Hat er etwas gestohlen?«, fragte Murphy.
Gus schüttelte den Kopf. »Schlimmer. Wir haben Kameras im Damenklo entdeckt. Dann haben wir in Bacons Akte gesehen und rausgefunden, dass er uns belogen hat. Er hat gesagt, er war nie im Knast, aber das stimmte nicht. Er hat gesessen, und zwar, weil …« Er beugte sich vor. »… er ein paar Schulmädchen beobachtet hat«, flüsterte er.
»Das wissen wir«, sagte Murphy unverblümt. »Überprüft ihr Jungs denn die Leute nicht, die ihr einstellt?«
Gus wurde rot. »So was ist teuer«, brummelte er, und da wurde das Bild klarer.
»Ihr Chef setzt sich also über gewisse Vorschriften hinweg und hat jetzt Angst, dass jemand ihn am Hintern kriegen könnte«, sagte Aidan.
Gus sah ihn verkniffen an. »So ähnlich.«
»Wann ist Bacon denn gefeuert worden?«, fragte Murphy.
»Ungefähr vor einem Monat.«
»Seine Mutter hat aber noch alle Polohemden«, sagte Murphy, und Gus zog ein Gesicht.
»Die kann sie behalten. Der Kerl roch immer nach Katzenpisse. Wir haben die Hemden nie sauber gekriegt. Mein Chef wollte nur, dass er verschwindet. Wir hatten keine Lust, von irgend ’ner Frau, die hier aufs Klo geht, verklagt zu werden.«
»Hat er eine Nachsendeadresse für seinen Lohn hinterlassen?«, hakte Aidan nach.
»Nein, sorry.« Gus zog die Stirn in Falten, als die beiden ihn stumm ansahen. »Ich lüge nicht. Mein Chef hat gesagt, er
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