Nie Wirst Du Entkommen
würde seinen Lohn nicht mehr kriegen, und wenn der Kerl jemals wieder einen Fuß in diesen Laden setzt, holt er auf jeden Fall die Bullen. Bacon ist ganz blass geworden und verschwand schneller, als wenn wir ihm mit der Mistgabel nachgesetzt hätten. Obwohl wir uns echt gewünscht haben, genau das zu machen.«
»Das Gefühl kenne ich«, sagte Aidan. »Haben Sie vielleicht eine Ahnung, wo er wohnen könnte?«
Gus konzentrierte sich. »Nein. Aber einmal kam er an und sagte, er hätte keine Lust mehr, bei seiner Mutter zu leben. Dann hat er den ganzen Morgen Wohnungsanzeigen durchgesehen und telefoniert. Der Boss hat seinen Lohn gekürzt, als er das rausfand.«
Aidan spürte, wie sich die Haare im Nacken aufrichteten. »Wissen Sie noch, wann genau das war?«
Gus konzentrierte sich wieder, dann strahlte er. »Moment.« Er wühlte unter der Theke und holte einen Basketball-Spielplan hervor. »Der zweite Montag im Dezember.« Er blickte auf. »Am Abend fand ein wichtiges College-Spiel statt. Ein Typ kam und brauchte dringend einen Fernseher, weil seiner kaputt war und er am Abend eine Party feiern wollte. Ich musste ihn bedienen, weil Bacon an dem verdammten Telefon hing. Hilft Ihnen das weiter?«
Aidan lächelte grimmig. »Und ob.« Er gab ihm eine Karte. »Rufen Sie uns an, wenn Ihnen noch etwas zu Bacon einfällt.«
Gus blickte auf die Karte, dann wieder hoch. »Jetzt weiß ich wieder, wo ich Sie schon mal gesehen habe. Sie sind der Detective aus dem Fernsehen gestern. Sie sind aus Sewards Wohnung gekommen.« Seine Augen verengten sich leicht. »Kann ich ein Autogramm haben?«
Murphy kicherte auch noch eine Stunde später, als sie die Einzelnummernaufstellung von Wires-N-Widget vom zweiten Montag im Dezember durchsahen. Aidan gelang es nicht, seine plötzliche Berühmtheit lustig zu finden.
»Was ist überhaupt ein Kondensator?«, fragte Murphy. »Das, was Gus da eingetütet hat.«
»Er speichert Ladung.« Aidan musterte die Liste der Wohnungen. Sie waren überall in der Stadt verstreut. Es würde Stunden dauern, alle zu überprüfen. Er schaute auf und sah, dass Murphy ihn fragend anblickte. »Ich habe auf dem College …«
»… einen Elektronikkurs belegt.« Murphy schüttelte grinsend den Kopf. »Komisch, wieso dachte ich mir das beinahe schon?«
Spinnelli kam hinzu und sah sie finster an. »Was ist denn so lustig?«
Aidan verdrehte die Augen. »Nichts. Wir haben einen Hinweis, wo wir Bacon vielleicht finden können.« Er zeigte Spinnelli den Zettel mit den zwanzig Telefonnummern, die Bacon auf der Suche nach einer Wohnung angerufen hatte. »Wir haben bis jetzt ungefähr ein Dutzend abgehakt, aber niemand kann sich an ihn erinnern.«
»Wahrscheinlich hat er einen anderen Namen verwendet«, sagte Murphy. »Wir werden sein Bild rumzeigen müssen. Das wird aber einige Zeit dauern.«
»Teilen Sie es auf«, befahl Spinnelli gepresst.
Aidan betrachtete ihn aufmerksam. »Was ist passiert?«
Spinnelli wollte gerade antworten, als Abe und seine Partnerin Mia Mitchell hereinkamen. Beide trugen dieselben finsteren Mienen zur Schau wie Spinnelli.
Langsam stand Aidan auf. Sein Herzschlag verlangsamte sich. »Clayborn?«
Abe schüttelte den Kopf. »Wir sind heute Morgen allen möglichen Spuren nachgegangen, aber er ist untergetaucht. Dann mussten wir uns vorübergehend um etwas anderes kümmern.«
Aidans schleppendes Herz begann stolpernd zu rasen. »Rachel?«
Mias Augen verengten sich. »Was ist mit Rachel?« Abe schüttelte wieder den Kopf.
»Alles in Ordnung mit Rachel. Aidan, kennst du jemanden namens Hughes?«
Aidan dachte einen Moment nach, dann fiel es ihm wieder ein. »Er ist Portier in Tess’ Haus. Wieso?«
Mia machte ihren Mantel auf und zog den Schal vom Hals. »Weil er tot ist. Man fand ihn nicht weit von seiner Wohnung in einer Gasse. Zu Brei geschlagen.«
Aidan ließ sich langsam auf die Tischkante sinken. Es war Zufall. Es musste Zufall sein. Aber im Grunde wusste er, dass das nicht stimmte. »Ist er ausgeraubt worden?«
»In seiner Brieftasche war nichts mehr bis auf die Papiere«, sagte Abe. »Jemand wollte, dass er identifiziert werden konnte, weil sein Gesicht nicht mehr zu erkennen war. Er ist übel zusammengeschlagen worden, Aidan, richtig übel.«
Er holte Luft. »Zwei Zettel waren an sein Hemd festgemacht. Auf dem einen stand, ›Du wirst beurteilt nach den Leuten, mit denen du verkehrst.‹«
»Der zweite war ein Zeitungsartikel über Tess«, fügte Mia hinzu.
Aidan rieb sich
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