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Nie Wirst Du Entkommen

Nie Wirst Du Entkommen

Titel: Nie Wirst Du Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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jedes Foto konzentriert betrachtete. Er hatte die Fotos liegen lassen nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie sie zu einem Zusammenbruch führen würden, aber er hatte selbst nicht ernsthaft daran geglaubt. »Ich bin gewillt zuzugeben, dass sie als Mörderin ziemlich unwahrscheinlich ist. Aber es ist auch möglich, dass sie nur deshalb schockiert war, weil wir sie geschnappt haben.«
    »Glaubst du das?«
    »Nein. Dazu ist sie zu schlau. Ich denke, wenn sie mit der Sache zu tun hätte, wäre sie wohl mit ihren Fingerabdrücken vorsichtiger gewesen. Oder hätte garantiert nicht auf den Anrufbeantworter gesprochen. Aber wir haben diese Beweise nun einmal, und wir dürfen sie nicht einfach ignorieren. Was sagt der SA ?«
    Den Staatsanwalt Patrick Hurst anzurufen, war Murphys Ausrede gewesen, den Raum zu verlassen, aber Aidan vermutete, Murphy hatte in Wahrheit dem kühlen Blick der Frau im Verhörraum entgehen wollen. Und eine halbe Packung Zigaretten rauchen müssen.
    »Er war erschüttert.« Murphy lachte freudlos. »Auch Patrick kennt sie. Er will das alles nicht glauben. Er sagt, er braucht ein vernünftiges Motiv. Und mehr Beweise dafür, dass hier wirklich ein Verbrechen stattgefunden hat.«
    Aidan zog die Brauen zusammen. »Eine Frau ist tot. Seit wann ist das kein verdammtes Verbrechen?«
    Die Tür öffnete sich, und die frische Luft wehte eine Wolke von schwerem Parfüm herein, der eine Frau über dreißig in einem seriös wirkenden, blauen Kostüm folgte. Ihr blondes Haar war zu einem Knoten zusammengefasst, und kleine Diamanten funkelten in ihren Ohrläppchen. Ihre grünen Augen blickten hart, der Mund lächelte nicht, und ihre ganze Erscheinung wirkte streng und mürrisch. »Da niemand die Frau vom Balkon geschubst hat, gibt es kein verdammtes Verbrechen«, sagte sie. »Ich bin Amy Miller, Dr. Ciccotellis Anwältin, und ich nehme sie jetzt mit.« Dann hielt sie inne und sah Murphy prüfend an. »Ich kenne Sie.«
    Murphy nickte knapp. »Detective Murphy. Das ist mein Partner, Detective Reagan. Sie und ich haben uns vergangenes Jahr im Krankenhaus kennengelernt, Miss Miller.«
    Ihre Augen verengten sich nachdenklich, weiteten sich dann aber, als sie sich entsann. »Sie haben an ihrem Bett gesessen.« Ungläubig schüttelte sie den Kopf. »Sie
kennen
sie. Wie können Sie bloß glauben, dass sie hiermit irgendetwas zu tun hat? Schämen Sie sich. Warum versuchen Sie nicht stattdessen herauszufinden, wer diese Frau tatsächlich in den Selbstmord getrieben hat? Tess Ciccotelli war es ganz sicher
nicht!
Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen – ich muss mit meiner Mandantin reden.« Sie starrte betont auf den Schalter an der Wand. »Unter vier Augen.«
    Murphy legte den Schalter um und schaltete den Lautsprecher aus. »Wieso habe ich bloß nicht daran gedacht?«, murmelte er sarkastisch. »Den wahren Mörder finden – Teufel, brillante Idee.«
    Aidan sah zu, wie sich Miller auf die Tischkante hockte und Ciccotelli auf ihre Armbanduhr tippte, während sie ihre Anwältin mit wütenden Blicken ansah. Er wandte sich zu Murphy um, um ihn zu fragen, wieso er am Krankenhausbett dieser Frau gesessen hatte, aber Murphy schüttelte müde den Kopf.
    »Nicht jetzt. Ich muss nach Hause, schlafen. Morgen können wir Adams’ Banksafe überprüfen und ein bisschen herumschnüffeln. Irgendein Hinweis muss sich doch finden lassen.«
    Aidan blieb noch eine weitere Minute stehen und beobachtete die beiden Frauen im Verhörraum. Miller redete und stellte offenbar Fragen, aber Ciccotelli deutete nur auf den Spiegel. Miller warf einen verärgerten Blick über ihre Schulter und rückte ein Stück zur Seite, bis ihre Gestalt Ciccotelli verdeckte. Dass ein Anwalt auf der Seite seines Mandanten stand, war nur logisch, aber Murphys Beteiligung an der Sache schien weit tiefer zu gehen, als er zu sagen bereit war. Aidan fragte sich unwillkürlich, ob die beiden etwas miteinander gehabt hatten, Murphy und Ciccotelli. Er wusste rein gar nichts über Murphys Liebesleben, hatte noch nie von Freundinnen, aktuellen oder verflossenen, gehört.
    Es war möglich, und der Gedanke störte ihn. Murphys lässige Ruhe überdeckte echtes Mitgefühl für die Leute, für die Toten, deren Vergänglichkeit er repräsentierte. Stille Wasser sind tief, wie man so schön sagte. Die richtige Frau konnte eine solche Tiefe … attraktiv finden.
    Aidan biss die Zähne zusammen, während er zusah, wie Ciccotelli die Fotos einsammelte und sie zu einem

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