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Nie Wirst Du Entkommen

Nie Wirst Du Entkommen

Titel: Nie Wirst Du Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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doch Freunde gewesen. Ein solcher Vertrauensbruch … ein solcher Vertrauensbruch war nie mehr zu kitten. Das wusste sie aus eigener Erfahrung. Vertrauen war eine fragile Angelegenheit, und nur Vollidioten spielten damit herum. Und nur noch größere Idioten versuchten, es einfach wieder zusammenzuflicken, wenn es vernichtet war. Tess Ciccotelli war keine Idiotin.
    Und ich bin auch noch nicht vernichtet.
Sie verengte die Augen und stellte sich vor, wie Reagan dort draußen stand, die Arme vor der breiten Brust verschränkt, und sie beobachtete. Mit kalten, finsteren Augen beobachtete. Er wusste seine Größe effektiv einzusetzen. Wie er sich vorgebeugt und sie gemustert hatte, als er ihr das Band vorspielte! Sie hatte erwartet, dass er versuchen würde, sie einzuschüchtern. Er hatte es versucht. Aber es war ihm nicht gelungen.
    Aber er hatte sie sehr wohl schockiert. Das konnte sie ohne weiteres zugeben. Ihre eigene Stimme zu hören, die so unglaubliche Dinge sagte … zu erfahren, dass sich ihre Fingerabdrücke auf Gegenständen befanden, die Cynthia quälen sollten … Sie war noch immer schockiert. Aber zum Glück war eine Woge der Wut darüber hinweggespült und hatte die Taubheit durch eine erhöhte Wahrnehmung ersetzt.
    Irgendjemand hatte das getan. Mit Absicht. Irgendjemand hatte Cynthia in den Tod getrieben, und das war kaltblütiger Mord.
Und dieser Jemand will mir die Sache anhängen.
    Und das tat er sehr geschickt. Auch das konnte sie zugeben. Sie war nie in Cynthias Wohnung gewesen. Hatte niemals etwas, das ihr gehörte, angefasst. Hatte niemals Grund gehabt, ihre Medikamente anzufassen. Hatte ihr auch niemals Schachteln geschickt, die zu solch einem schrecklichen Zweck missbraucht hätten werden können. Und doch waren ihre Fingerabdrücke gefunden worden, war ihre Stimme auf dem Anrufbeantworter zu hören.
    Reagan war sehr, sehr ernst gewesen. Er glaubte an ihre Schuld. Er hatte sie zwar nicht direkt beschuldigt, aber sein Blick hatte alles gesagt.
    Und damit setzte er sich für Cynthia Adams ein.
    Tess’ Seufzen schien in der Stille des Raumes zu dröhnen. Aidan Reagan hatte sich schon für Cynthia Adams’ Rechte eingesetzt, als sie noch zerschmettert auf der Straße gelegen hatte.
Was für eine Ärztin sind Sie eigentlich?,
hatte er gefragt. Seine Wut am Abend zuvor war von etwas anderem – vielleicht einer seelischen Qual? – durchzogen gewesen. Cynthia Adams war ihm nicht egal gewesen. Ihr Tod kümmerte ihn, während er glaubte, dass es
sie
nicht kümmerte. Er war ein guter Mensch, hatte Murphy gesagt. Ein guter Cop.
    Tess konnte es nur hoffen. Sie konnte nur hoffen, dass er ein Cop war, der sich die Mühe machte, an offensichtlich arrangierten Beweisen vorbeizusehen und die Wahrheit zu suchen. Der in der Lage war, seine eigene vorgefasste Meinung in Frage zu stellen und herauszufinden, was für eine Ärztin sie verdammt noch mal wirklich war.
    Ihr Zorn war nun so weit abgeebbt, dass sie den Blick senken und die Bilder betrachten konnte, die Reagan passenderweise liegen gelassen hatte. Wahrscheinlich hoffte er, dass sie unter der Last ihrer eigenen Schuld zusammenbrechen und gestehen würde, was sie getan hatte.
    Tut mir leid, Detective, heute nicht mehr.
Tess nahm das Foto, das Murphy auf Cynthias Fußboden gefunden hatte. Das letzte Foto, das Cynthia erhalten hatte – das Timing war wirklich perfekt. Sie kannte natürlich die Geschichte von Melanies Selbstmord; Cynthia hatte sie ihr erzählt. Viele Male. Melanie hatte gedroht, sich umzubringen, aber Cynthia hatte ihr nicht wirklich geglaubt. Im vergangenen Jahr dann war Cynthia zu Melanie gegangen, um sie zu ihrem Geburtstag auszuführen, und hatte sie tot vorgefunden. Tot an einer Schlinge baumelnd, eine Nachricht an ihre Bluse geheftet. Tess hielt sich das Bild näher an die Augen und drehte es ein wenig, um der Spiegelung von der Deckenbeleuchtung zu entgehen.
    Ah, da war es. Die Nachricht an Melanies Bluse. Das Foto war gemacht worden, bevor die Polizei ihre Leiche heruntergeholt hatte. Aber wer hatte das Foto gemacht? Die Polizei? Es sah aber nicht aus wie ein Polizeifoto. Cynthia selbst? Unwahrscheinlich. Laut Bericht war sie vollkommen aufgelöst gewesen, als die Polizei am Tatort eintraf. Melanie selbst in einem letzten grausamen Schlag gegen ihre Schwester? Das war durchaus möglich, insbesondere, da sie sich sehr präzise zu der Zeit geäußert hatte, zu der Cynthia sie abholen sollte. Vermutlich hatte Melanie es mit Absicht

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