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Nie Wirst Du Entkommen

Nie Wirst Du Entkommen

Titel: Nie Wirst Du Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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Übelkeit. Sämtliche Patientenakten konnten an die Öffentlichkeit gelangen. Sie biss die Zähne zusammen und kämpfte die Übelkeit nieder. »Nach allem, was bisher passiert ist, bin ich eher geneigt, an die zweite Möglichkeit zu glauben.«
    Er schwieg einen Moment. »Wo haben Sie Ihre Unterlagen?«
    »In einem Tresor. Da liegen auch die von Dr. Harrison Ernst. Er ist mein …«
    »Partner, ich weiß. Wer hat Zugang zu den Akten?«
    »Nur ich, Harrison und Denise. Sie ist unsere Sprechstundenhilfe.«
    Er ließ ihre Hand los und holte seinen Notizblock aus der Tasche. Tess streckte die Finger und fühlte sich, als habe man ihr etwas genommen. »Ist dieser Tresor sicher?«
    »Nein. Er ist im Grunde wie ein großer begehbarer Schrank.«
    »Haben Sie die Unterlagen auch elektronisch gespeichert?«
    Tess betrachtete ihn misstrauisch. »Einige. Aber nicht von allen Patienten.« Es hatte wahrscheinlich vor fünf Jahren einen Patienten gegeben, dessen Unterlagen Sie nicht in den Computer eingegeben hatte, also log sie theoretisch nicht.
    Er warf ihr einen scharfen Blick zu. »Ich habe keinesfalls vor, ihre Datenbank zu knacken, Doktor. Patrick wird mit seiner Verfügung genug erreichen. Wo haben Sie die Daten?«
    »Auf der Festplatte in der Praxis. Ich tippe meine Notizen ein, drucke sie aus, lege sie in die Akte. In den …«
    »Tresor, okay. Löschen Sie die Daten von Ihrer Festplatte?«
    Sie zögerte. »Nicht so oft, wie ich sollte. Aber das System ist mit einem Passwort geschützt.«
    »Machen Sie Back-ups von Ihrer Festplatte?«
    Wieder zögerte sie. »Jeden Freitagnachmittag. Ich spiele die Daten auf meinen Memory-Stick.« Er zog fragend eine Braue hoch. »Der an meinem Schlüsselbund hängt«, fügte sie hinzu. »So dass ich ihn immer bei mir habe.«
Bis auf gestern.
Da hatte sie Schlüssel und Tasche in ihrer Praxis gelassen. Im Grunde, dachte sie, wobei die Übelkeit stetig wuchs, waren die Daten immer dann ungeschützt, wenn sie den Schlüssel nicht in der Hand hatte.
    »Es gibt noch eine Möglichkeit, Doktor«, sagte Reagan nun. Er musterte sie eingehend. »Jemand kann die Sitzungen mit Ihren Patienten belauscht haben.«
    Tess riss die Augen auf. »Sie meinen … Sie meinen, mein Büro ist vielleicht verwanzt? Oh, mein Gott. Ja, Sie meinen genau das.« Sie drehte den Kopf und sah zur Tür der Sewardschen Wohnung, aus der Murphy und Jack Unger herauskamen. Das Nicken, mit dem Murphy Aidan bedachte, war kaum zu sehen. »Was ist?« Als Reagan schwieg, packte Tess seinen Arm. »Sagen Sie es mir.«
    Reagan seufzte. »Wir haben in allen drei Wohnungen Kameras gefunden. Und Mikrofone.«
    Tess ließ sich an die Wand zurücksinken und spürte kaum, dass ihr Kopf dagegenschlug. »Kameras?«
    Er nickte. »Mit Verbindung ins Internet.«
    Der Lunch, den sie nur mühsam im Magen behielt, stieg in ihrer Speiseröhre auf, und sie sprang auf die Füße. »Nein. Das kann nicht sein!« Er sagte nichts, sondern stand ebenfalls auf und sah sie traurig an. »Lieber Gott, warum?«, fragte sie heiser.
    »Das wissen wir noch nicht. Wir dachten ursprünglich, dass die Kameras installiert worden sind, um die Selbstmorde zu filmen. Jetzt sind wir nicht mehr so sicher. Auf dem Weg hierher haben wir überlegt, ob der Täter die Kameras auch benutzt, um seine Opfer auszusuchen. Und wenn er Ihre Patienten ausspioniert, dann könnte er es auch mit Ihnen machen. Würden Sie Jack erlauben, Ihre Praxis zu durchsuchen?«
    Tess nickte zittrig. »Ja. Ja, natürlich. Gehen wir sofort.«
    »Nein, nicht sofort«, sagte er sanft. »Gehen Sie nach Hause und ziehen Sie sich um. Danach können wir uns um Ihre Praxis kümmern.« Seine Hand strich über ihren Rücken, als er sie sanft zum Fahrstuhl drehte, und hinterließ sogar durch den Mantel, der noch immer über ihren Schultern lag, eine Spur aus Wärme. Der Mantel schleifte über den Boden, und sie hätte ihn ihm zurückgeben sollen, aber sie tat es nicht. Er tippte mit dem Zeigefinger unter ihr Kinn, und sie hob das Gesicht. »Sie zittern immer noch«, murmelte er. »Kommen Sie mit dem Fahrstuhl zurecht, oder sollen wir die Treppe nehmen?«
    Sie senkte den Blick, peinlich berührt, dass er ihre Phobie so direkt ansprach. »Blöd, nicht wahr? Ein Seelenklempner mit Klaustrophobie. Der Arzt, der sich selbst heilt, und all der ganze Quatsch.«
    Seine Hand schloss sich um ihren Unterarm und schüttelte ihn sanft. »Das ist nicht blöd. Das ist menschlich, Tess.«
    Ihr Blick flog hoch, begegnete seinem.

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