Nie Wirst Du Entkommen
würden ihre anderen Patienten, das erfahren und sich fragen, wie weit es mit ihrer ärztlichen Schweigepflicht her war.
Dr. Fenwick und das Lizenzamt würden ganz und gar nicht entzückt sein. Sie würde ihre Lizenz verlieren, ihre Karriere war vorbei. Und wie es inzwischen schien, war genau das das Motiv für diese entsetzlichen Ereignisse.
Bilder der toten Patienten erschienen vor ihrem inneren Auge. Zerstörte Körper, blicklose Augen. Mussten noch mehr Patienten sterben?
Ist er jetzt fertig? Reicht die Vernichtung meiner Karriere oder wird es weitergehen?
Wer würde der Nächste sein?
Pope beobachtete sie eingehend, eine Braue sardonisch hochgezogen. »Überrascht, Doc? Ich zeichne alle eingehenden Anrufe auf. Natürlich nur zum eigenen Nutzen.«
Das muss aufhören.
Jetzt sofort.
Ihre Patienten mussten gewarnt werden, was auch immer die Konsequenzen für sie selbst sein würden. Tess hob das Kinn. »Nein, Sie haben keinerlei Aufzeichnung von mir, Miss Pope. Was Sie haben, ist eine gute Imitation.«
»Doktor«, warnte Aidan leise. »Kein Kommentar.«
Tess warf ihm aus dem Augenwinkel einen Blick zu. »Ich kann diese Beschuldigung nicht einfach so stehenlassen, Detective.« Er zögerte kurz und nickte dann, und sie wandte sich wieder zu Pope um, die, wie man ihr zugute halten musste, nun eher interessiert als verärgert wirkte. »Miss Pope, ich kann nichts weiter sagen, als dass ich kategorisch abstreite, in der Vergangenheit jemals Kontakt mit Ihnen aufgenommen zu haben. Ich bin Therapeutin. Es wäre für mich vollkommen kontraproduktiv, wenn ich Ihnen zu Themen, wie Sie sie andeuten, etwas sagen würde. Ich fürchte, man hat Sie getäuscht.«
Popes Augen glitzerten. Sie war offenbar zufrieden, eine Reaktion provoziert zu haben. »Und wer ist man, Doktor?«
»Das weiß ich nicht.« Mit verengten Augen sah Tess direkt in die Kamera. »Aber ich habe jede Absicht, es herauszufinden.«
Dienstag, 14. März, 17.10 Uhr
A idan ließ sein Handy zurück in die Tasche gleiten. »Patrick beantragt eine einstweilige Verfügung. Pope wird diese Sache heute Abend nicht senden.«
Murphy schaute herüber, richtete seinen Blick dann wieder auf die Straße. »Kriegt er das Band?«
»Jep. Jetzt hat Burkhardt noch mehr Material zum Vergleich.«
»Was meinen Sie mit ›zum Vergleich‹?« Die Frage kam von der Rückbank, wo Tess seit zehn Minuten schweigend und beinahe vollkommen reglos dagesessen hatte. Der Verkehr war so dicht, dass sie nur langsam vorankamen, und die Wagen der Nachrichtenanstalten, die aus allen Himmelsrichtungen zusammenströmten, waren zu einem nicht unbedeutenden Maß daran beteiligt.
Aidan wandte sich um, um sie besser sehen zu können. Sie war bleich und zitterte, ihr Haar war noch immer verklebt, und sie hielt sich seinen Mantel mit beiden Händen vor der Kehle zu. Ihre Lippen waren blutleer, aber ihre Augen waren klar. Sie hielt sich mit einer Kraft, die er vor Sonntagnachmittag nicht in ihr vermutet hatte, und er verstand nun, wieso sie bei den Menschen, die sie besser kannten, eine solche Loyalität erzeugte.
»Cynthia Adams hat auch eine Aufnahme gemacht«, sagte er.
Sie schluckte. »Von mir?«
»Nein. Es war nicht gut zu verstehen, aber es klang wie die Stimme eines kleinen Mädchens.«
Tess blickte zur Seite. »Die sie peinigte.«
»Ja. Wir haben das Band Burkhardt gegeben, damit er es mit der Nachricht auf dem AB vergleichen kann.«
Bei diesen Worten sah sie ihn direkt an. »Stimmte das, was Sie Malcolm gesagt haben? Dass Sie beweisen können, dass ich es nicht gewesen bin?«
Aidan warf Murphy einen kurzen Blick zu. Doch sie hatte es gesehen und seufzte. »Sie haben geblufft, damit er mich loslässt.« Ein Mundwinkel hob sich zu einem schiefen Lächeln, das ihm im Herzen wehtat. »Nicht, dass ich mich beschweren will, glauben Sie mir. Ich bin nur ein wenig … enttäuscht.«
»Es war keine Lüge«, sagte Murphy und sah sie im Rückspiegel an.
»Nur nicht die ganze Wahrheit«, fügte Aidan hinzu. »Burkhardt hat mögliche Unterschiede entdeckt, brauchte aber noch mehr Beispiele, um sicher sein zu können. Die hat er jetzt hoffentlich.«
»Er hat gewollt, dass Sie meine Stimme auf Cynthias Anrufbeantworter finden«, murmelte sie. »Er wollte, dass Sie mich verdächtigen. Wollte, dass Sie meine Fingerabdrücke finden.«
Und es hätte funktioniert, dachte Aidan grimmig, wenn sie nicht so unerschütterliche Verteidiger gehabt hätte wie Kristen und Murphy.
»Ich frage mich, ob
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